Der erste Verdacht
zusammen.
Andersson nickte und warf ihm einen düsteren Blick zu.
»Das Ganze wird noch unübersichtlicher. Das war eben Svante Malm am Telefon. Sie befinden sich auf der Insel und untersuchen den Steinhaufen, von dem diese Frau Schluckspecht behauptet, er sei verschoben worden. Sie hat Recht. Sie haben eine Leiche unter den Steinen gefunden.«
Seine Worte lösten betroffenes Schweigen aus. Nicht zuletzt Irene war sprachlos, obwohl sie bereits geahnt hatte, aus welchem Grund das Seezeichen versetzt worden war.
»Irene und Tommy sollen rausfahren. Wahrscheinlich habt ihr nach drei Jahren endlich Thomas Bonetti gefunden«, fuhr der Kommissar ungerührt fort.
»Ich fahr mit«, sagte Kajsa rasch.
Trotzig schaute sie unter dem Rand ihrer Bandage hervor. Von der linken Schläfe aus breitete sich ein riesiger Bluterguss ums Auge aus.
»So, wie du aussiehst, kannst du nicht arbeiten. Der Arzt in Paris fand, dass du dich bis Montag krankschreiben lassen sollst«, wandte der Kommissar entschieden ein.
Kajsa wirkte enttäuscht. Sie warf ihrem Chef einen lilaumrandeten, wütenden Blick zu, widersprach aber nicht. Andersson konnte kein Wort Französisch und konnte daher auch nicht gelesen haben, was der französische Arzt geschrieben hatte. Wahrscheinlich hatte er sich das mit der Krankschreibung einfach ausgedacht. Aber es war sicher gut, dass sich Kajsa etwas ausruhte, schließlich war mit einer Gehirnerschütterung nicht zu spaßen. Das wusste Irene aus eigener Erfahrung.
Birgitta meldete sich zu Wort.
»Ich habe mir über diese Sache mit dem Geld Gedanken gemacht, Alle Opfer verfügten zeitweilig über extrem viel Geld. Jetzt haben wir festgestellt, dass die meisten Beteiligten fast ihr ganzes Geld wieder losgeworden sind. Das Vermögen Ceders sowie das von Bergman und Rothstaahl ist in den letzten drei Jahren drastisch zusammengeschmolzen. Das von Sanna Kaegler ebenfalls. Und niemand weiß, wohin das Geld von Thomas Bonetti verschwunden ist«, sagte sie.
»Der IT-Crash. Da haben sie ihr Geld verloren«, sagte Jonny voller Überzeugung.
Birgitta schüttelte den Kopf.
»Wir wissen, dass Geld von ph.com in den Taschen der Teilhaber verschwand. Sanna und Philip schoben das Thomas Bonetti in die Schuhe, der praktischerweise verschwunden war«, meinte sie.
»Diese Sanna Kaegler …! Tommy! Sobald die Leiche auf der Insel identifiziert ist, knöpft ihr euch dieses Frauenzimmer noch einmal vor!«, unterbrach sie Andersson.
»Was Sanna betrifft, kann ich euch erzählen, dass weder Bergman noch Rothstaahl Vater des kleinen Ludwig waren. Die DNA-Ergebnisse kamen heute Morgen«, informierte Birgitta.
»Klar, dass keine von diesen Schwuchteln der Vater war! Und dieser Ceder auch nicht. Wer ist es dann?«, meinte Jonny streitsüchtig.
»Wir kümmern uns jetzt um diese Morde und nicht um irgendwelche Vaterschaftsfragen«, entschied Andersson.
Irene hatte jedoch das dringliche Gefühl, dass das eine mit dem anderen zusammenhing, ohne genau erklären zu können, warum.
Das Polizeiboot holte sie an der Fiskebäck-Marina ab. Irene und Tommy kannten den Kapitän Torbjörn Melander gut, seit sie damals beide im dritten Polizeidistrikt gearbeitet hatten. Alle drei waren mit dem Streifenwagen im Zentrum von Göteborg unterwegs gewesen, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Torbjörn war ein paar Jahre älter als sie und auf der Insel Brännö geboren und aufgewachsen. Als vor ein paar Jahren die Stelle als Kapitän auf dem Polizeiboot frei geworden war, hatte er sich sofort beworben und sie auch bekommen. Es war für ihn wie eine Heimkehr gewesen.
Sie saßen neben ihm im Ruderhaus. Die See wurde rauer, als sie sich nicht mehr im Schutz von Styrsö befanden. Das Boot schlug schwer in den Wellentälern auf. Ein feiner Nieselregen hüllte alles in einen grauen Nebel. Irene war nicht sonderlich an die See gewöhnt, machte sich aber trotzdem keine Sorgen, denn Torbjörn kannte jedes Inselchen und jeden Felsen in den Schären von Nordkoster bis Anholt. Er benötigte weder Kompass noch Seekarte, um Branteskär zu finden.
»Der Kompass sitzt hier«, sagte er und deutete auf seine Brust. Vor ihnen tauchten die Umrisse von Branteskär aus dem Nebel auf. Sie machte ihrem Namen, steile Schäre, alle Ehre.
»Von dieser Seite aus kommt man nicht an Land. Auf der Rückseite liegt eine kleine Bucht, und das ist auch die einzige Stelle, an der man anlegen kann«, sagte Torbjörn.
Das Anlegemanöver dauerte ein Weilchen, da es von dem
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