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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Augen glichen farblosen Pfützen, umrahmt von weißen Wimpern und Brauen.
    »Sie sind gerade erst eingetroffen … wir haben gerade eben Platz genommen«, beeilte sich Marianne Bonetti zu antworten. Irene war klar, dass sich der Anwalt hatte vergewissern wollen, dass die Polizisten nicht begonnen hatten, seine Frau in seiner Abwesenheit auszufragen.
    Antonio Bonetti setzte sich auf die Couch. Er schlug seine Beine in den ordentlich gebügelten Hosen übereinander, und Irene fielen seine extra hohen Absätze auf.
    »Gibt es irgendwelche Hinweise?«, fragte der Anwalt und sah Tommy an.
    »Überhaupt keine. Wir wissen nicht mehr als vor drei Jahren.
    Doch, eines steht fest: Er wurde ermordet, aber warum, wissen wir nicht. Haben Sie vielleicht eine Idee?«, fragte Tommy freundlich.
    »Nein. Tommy hatte keine Feinde. Als er verschwand, wurden etliche … Lügen in die Welt gesetzt, aber das war alles unbegründete, üble Nachrede«, antwortete der Anwalt und betonte die letzten Worte.
    »Er wurde der Unterschlagung bezichtigt, kurz bevor er verschw …«
    »Lügen!«, fauchte Bonetti.
    Verärgert wippte sein Fuß mit dem eleganten Schuh auf und ab. Für einen Mann hatte er ungewöhnlich kleine Füße.
    »Das waren die anderen beiden. Sanna Kaegler und Philip Bergman. Die steckten unter einer Decke und schoben Thomas beim Konkurs von ph.com den Schwarzen Peter zu. Gleichzeitig nutzten sie die Gelegenheit, das Unternehmen vor dem Crash auszuplündern«, sagte er etwas ruhiger.
    »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür?«, fragte Tommy.
    »Nein. Nur ein paar Äußerungen von Thomas in diesem letzten Sommer. Er sprach einmal davon, dass Philip und Sanna irgendwelche Provisionen, so genannte Kickbacks, kassiert hätten. Ich habe mich nie darum gekümmert, da die Ermittlung eingestellt wurde, als Thomas verschwand. Ich hatte damals viel am Hals. Einmal das Verschwinden von Thomas, zum anderen einen großen Arzneimittelprozess. Der größte jemals in Schweden. Unlustig, aber wir haben gewonnen.«
    Wahrscheinlich war er sich nicht bewusst, dass ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht huschte. Sie sprachen über den Tod seines Sohnes, und er lächelte zufrieden über einen gewonnenen Prozess. Irene lief es kalt den Rücken hinunter, und sie schrieb »Kickbacks« auf ihren Block.
    »Ist Thomas jemals bedroht worden?«, setzte Tommy die Vernehmung fort.
    Beide Eltern schüttelten den Kopf.
    »Nie«, sagte der Anwalt.
    »Hatte er irgendwelche Feinde?«
    »Keine«, sagte seine Mutter bestimmt.
    Plötzlich erinnerte sich Irene an etwas, das Annika Hermansson gesagt hatte: »Er hatte keine Freunde. Niemand wollte mit ihm spielen. Nicht mal Billy.« Sie warf eine Frage ein: »Wer waren seine Freunde?«
    Die Eltern schauten Irene an. Sie antworteten nicht. Das Schweigen lastete auf ihnen, bis Marianne Bonetti es schließlich brach: »Thomas hatte so viele Geschäftsfreunde. Er wohnte in London … Wir kannten nicht alle seine Freunde.«
    »War er mit irgendwelchen Freunden hier in Göteborg in Verbindung geblieben?«, fragte Irene.
    »Vielleicht … aber er war nicht so oft zu Hause«, erwiderte sie zögernd.
    »Joachim Rothstaahl wurde nur wenige Kilometer von hier ermordet. Auch er war hier in Långedrag aufgewachsen. Kannten sich Thomas und Joachim schon als Kinder?«
    »Nein. Der Altersunterschied war zu groß. Ich glaube, er betrug vier oder fünf Jahre. Das ist viel. Zumal bei Jugendlichen. Sie lernten sich erst in London kennen«, antwortete Marianne Bonetti.
    »Hatte er Freunde auf Styrsö?«
    »Nein, soweit ich weiß, nicht. Warum wollen Sie das wissen?«, fragte sie erstaunt.
    »Thomas fuhr schließlich an diesem letzten Abend nach Styrsö. Vielleicht wollte er jemanden treffen? War er immer noch mit Billy Hermansson befreundet?«
    »Nein. Das glaube ich ni…«
    Marianne Bonetti schwieg abrupt, als sich ihr Mann rasch erhob. Sie sah ihn besorgt an, als er sich mit der Hand an die Brust fuhr. Sein großer Siegelring funkelte vor dem dunklen Anzugstoff.
    »Meine Medizin …«, murmelte Antonio Bonetti und eilte aus dem Zimmer. Sie hörten das Klappern seiner Absätze auf dem Parkett in der Diele.
    »Antonio leidet an Angina pectoris. Er muss Medikamente nehmen … Wie Sie sicher verstehen, hat ihn die Sache sehr mitgenommen. Er zeigt es nicht … Er unterdrückt seine Trauer«, erklärte Marianne Bonetti.
    »Wir verstehen, dass dies für Sie sehr schwierig ist«, sagte Tommy.
    Sie nickte und trocknete sich die Augen mit dem

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