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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Liefertermin nach vorn
verschieben. Die Fundamente werden eher fertig sein.“
„Drüben soll ‘s an Platz mangeln, um die Dinger zu lagern.“
Milan deutete unbestimmt mit dem Daumen hinter sich.
„Da musst du eben hin und das klären.“ Ahmed hob die
Schultern.
„Ans Land?“
Ahmed lächelte. „Wohin sonst, wenn die Masten dort lagern
sollen!“
    Die Hafenbehörde von Pula verweigerte dem
Schnellkatamaran, mit dem Milan Nowatschek zum Festland
gefahren war, die Anlandung. Grund: Eine militante
Demonstration in der Stadt vor der Niederlassung der
CORPORATION OF ARTPOPULATION. Man sei aus ganz
Südeuropa angereist, um für die Gleichstellung zu kämpfen,
insbesondere beim Schaffen des gesünderen Menschen –
längst keine Vision mehr bei denen, die sich umfassende,
genoperative Gesundheit leisten konnten, ein Traum aber der
Unbegüterten. Wenige hielten das Monopol, darunter die
Corporation mit der Pulaer Zweigstelle.
    Milan war ärgerlich. Er wusste natürlich um das Problem,
hatte es aber niemals auf sich bezogen, und er war sich auch
sicher, dass die Agentur… Plötzlich kam ihm da, in Anbetracht
der Nähe des Ereignisses, der Gedanke, der Zweifel: „Cathleen
hinkt, sie hat eine große unschöne Narbe am Bein. Hat sie
wegen mangelnder Eitelkeit oder – etwa fehlender Mittel den
Fehler nicht korrigieren lassen? Sollte die Agentur sich
verweigern…?“ Milan schüttelte den Kopf. „Nein! Wir haben
eigene Laboratorien, sind in der Lage – wenn auch gegen das
Gesetz –, jedes Organ, jedes Glied selbst zu züchten. Das
Implantieren dürfte nicht den Ausschlag geben… Oder ist es
etwa billiger, den ganzen…?“
    „Blöde Spekulation, ich muss von dem Schiff runter!“
Den vereinbarten Treff mit Cathleen Creff wollte er um keinen
Preis verpassen, und den Zeitpunkt zu ändern, kam nicht in
Frage, da sich ein weiterer Kontakt ausschloss.
    Milan rief die Zentrale. Er bekam die Erlaubnis, sich darum
zu kümmern – auch gegen Mehrkosten –, das Schiff verlassen
zu können. Auf eigenes Risiko natürlich. Schließlich galt es,
dringend einen weiteren Umschlagplatz für die neuen Masten
zu eruieren. Aber immer der Reihe nach.
    Einen Augenblick sann Milan den wohl gemerkten Worten
der Creff nach, sich bei einem der nächsten unbeobachteten
Treffen mehr Zeit zu nehmen. Und er hoffte, dass er diese
Andeutung richtig interpretierte.
    Er hielt Ausschau nach etwas Schwimmendem, das ihn ans
Land bringen würde.
Ein junger Mann in einem kleinen Motorboot befand sich in
Rufweite. Es dauerte eine Weile, bis Milan durch heftiges
Winken auf sich aufmerksam machen und den Schiffer auf
Rufweite heranbugsieren konnte. Sie wurden sich schnell
einig, und ungeachtet des Maulens anderer Passagiere und der
missbilligenden Blicke der Besatzung stieg Milan um und
betrat nach wenigen Minuten die Mole.
Die Stadt wirkte menschenleer. Fenster und Türen der
Parterre-Einrichtungen waren geschlossen; die wenigen
Menschen, die Milan traf, hatten es eilig. Die öffentlichen
Transporter schienen nicht zu verkehren. Milan fühlte sich
zunehmend hilflos.
Nachdem er einige Minuten die enge Innenstadt durchstreift
hatte, angespannt und in banger Erwartung, jeden Augenblick
einer randalierenden Gruppe zu begegnen, traf er auf eine
Polizeistreife von vier Mann, die auf einem wendigen Rover,
behangen mit einem Arsenal von Waffen, durch die Straßen
patrouillierten.
Milan erfuhr, dass sich das gesuchte Maklerbüro gleich um
die Ecke befinde und auch die Transportgesellschaft gut
fußläufig zu erreichen sei. Man warnte ihn jedoch, sich länger
als unbedingt nötig im Freien zu bewegen, augenblicklich
formiere sich die Meute am Kolosseum, und es werde sicher
zu Ausschreitungen kommen.
Als Milan sein Ziel erreichte, atmete er auf. „Wird die Creff
unter diesen Umständen…?“
In dem Büro erwartete man ihn bereits, hatte aber der
unvorhersehbaren Situation in der Stadt wegen Verständnis für
seine Verspätung.
Auf den vorbereiteten Plänen erläuterte man Milan, wo und
unter welchen Bedingungen man das Lager einrichten könne,
wie man sich den Transport der ungelenken Fracht vom Hafen
dorthin vorstelle und die Luftschiffe, denen die kontinuierliche
Lieferung der Masten zur Baustelle oblag, abgefertigt werden
könnten.
Milan frohlockte innerlich. Sein dienstlicher Auftrag schien
sich schneller abwickeln zu lassen als auch von der Leitung
vermutet. Und im Stillen bedankte er sich bei den
Randalierern, die ihm das Alibi für den

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