Der erste Versuch
riesigen Werkstatt ein. Zwei Drittel des
Gebäudes waren erleuchtet, und Arbeitslärm drang heraus.
Milan öffnete eine Seitentür des hinteren, finsteren Teils der
Halle, und erst jetzt ließ er den Schein seiner Lampe durch die
Lücken der gespreizten Hand auf den Fußboden fallen. Er
bahnte sich, jedes Geräusch vermeidend, den Weg zu einem
Tisch, auf dem ein Großcomputer stand, und deutete darauf.
„Das ist er. Das Passwort heißt HAARP“, flüsterte er.
„Wie originell.“
Sue schaltete das Gerät ein; Milan schob den Kristall in den
Aufnehmer. Auf dem Schirm erschienen
Konstruktionszeichnungen. „Weiter“, ordnete er an.
Sue blätterte Seite für Seite.
„Halt“, raunte dann Milan. „Das Maß – merk dir, zehn
Zentimeter weniger.“ Er deutete auf eine Eintragung auf dem
Schirm.
„Zehn Zentimeter – und das soll etwas bewirken? Weißt du,
wie lange ich dafür schwimmen und dabei auf euer
Sicherungszeug achten muss?“ Aber es klang nicht ernst, was
sie flüsterte. Sachlich fügte sie hinzu: „Seid ihr nicht
vernetzt?“
„Doch. Der Fertigungsautomat aber nicht. Es ist auch besser,
den Wert mit der Hand einzugeben – komm!“
Sie stellten am Computer den ursprünglichen Zustand wieder
her, Milan fasste abermals nach Sues Hand, und er führte auf
eine Tür zu, hinter der gedämpfter Lärm hervordrang.
„Vorsicht jetzt!“, flüsterte er, öffnete und lugte in den Raum.
Dann schlüpfte er hindurch und bedeutete Sue, ihm zu folgen.
Sie betraten den Teil der Werkstatt, in dem gearbeitet wurde,
allerdings vielleicht 30 Meter von der Stelle entfernt, an der sie
sich befanden und zu der auch kaum das Licht von den nur
unmittelbar beleuchteten Arbeitsplätzen drang.
Es war eine riesige, mit allerlei Werkzeugmaschinen
ausgestattete Werkhalle, die sich – zumindest auf den ersten
Blick – von anderen solchen Einrichtungen nicht unterschied.
Einige Leute saßen an den Aggregaten oder liefen geschäftig
umher. Der unbeleuchtete Teil der Halle lag zu dieser Zeit
offenbar außerhalb ihres Interesses.
„Hier!“ Milan deutete auf einen großen, verkleideten Koloss,
der sich unmittelbar nach der Tür fest im Boden verankert, vor
ihnen befand. „Jetzt kommt es darauf an. Du musst in seinem
Programm die Zeichnung suchen, das Maß und die damit
zusammenhängenden Fertigungsbefehle ändern. Es soll wie
ein Übertragungsfehler aussehen.“ Er drehte den kleinen
Bildschirm am Steuerpult des Automaten so, dass das
Leuchten vom anderen Teil der Halle aus nicht zu sehen sein
würde. „Beeil dich!“
Sue setzte sich an das Pult, ein wenig zögerlich, wie es
schien.
Milan entnahm seiner Umhängetasche eine klein gefaltete
Plane und breitete sie sorgfältig über Sues Oberkörper und das
Gerät. „Beeil dich!“, wiederholte er.
„Was ich soll, habe ich kapiert. Aber ob die da mitmacht…“,
Sue klopfte leicht auf die Maschine. „Mit solchen Monstern
hatte ich noch nicht viel zu schaffen“, murmelte sie.
„Wie geht ‘s?“, fragte Ahmed Hassim jovial und tippte den
Mann am Laser-Theodoliten an die Schulter. Es war einer von
den beiden Neulingen, die ihm jüngst zugeteilt worden waren.
„Gut, keine Probleme“, antwortete der Mann, blickte kurz
auf, sah dann aber gleich wieder durch das Fernrohr, sprach
und winkte dem Einrichter zu, er möge den Schaltrog noch
wenige Zentimeter nach rechts verschieben.
Man goss auf dem erweiterten Gelände die Fundamente für
die neuen Masten.
Befriedigt stellte Ahmed fest, dass bereits der dritte
Betonklotz stand, man am vierten arbeitete und bestimmt an
diesem Tag noch zwei fertigstellen würde. Er sah eine Weile
zu, wie in die noch weiche Masse der Stahlrahmen eingelassen
wurde, der an den Ecken die vier aufgeschweißten mächtigen
Schraubbolzen trug, die den Mast halten sollten.
„Weiter so“, lobte Ahmed den Aufseher mit lauter Stimme
gegen den Arbeitslärm. „Wenn wir die Fundamente vorzeitig
fertig bekommen, können die neuen Masten kontinuierlich
gesetzt werden, und wir brauchen nicht wegen des Abbindens
die Arbeiten zu unterbrechen.“
Der Mann nickte. „Wir haben mittlerweile Routine“, rief er
zurück.
Ahmed begab sich die Reihe der eingeschalten Fundamente
entlang, hin zum Betontransporter, mit dessen Fahrer Milan
Nowatschek redete. Er wartete ab, bis nach wenigen
Augenblicken das Fahrzeug anruckte, kräftig Staub
aufwirbelte, wendete und das Baufeld verließ.
„Du musst dich um die Masten kümmern“, sprach Ahmed
Milan an. „Wir müssen den
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