Der erste Versuch
angewiesen, ein
Argument Alinas, das schließlich die Leitung überzeugte, die
Aufgabe sogleich anzupacken. Für Alina aber war Milan der
ausschlaggebende heimliche Grund, der sie für die Reise
immer wieder plädieren ließ und auf das angeschlagene
Gewissen den Zwang ausübte, dass sie tatsächlich mit Pflanzen
und Samen wiederkehren würde, die den geheimnisvollen
Marszüchtungen nicht nachstanden.
Noch während der Startvorbereitungen, in die sie sich stark
integriert hatte
– schließlich waren die mitzunehmenden
Pflanzen nicht nur transportüberstehend zu verstauen, sondern
mussten natürlich auch den irdischen
Quarantäneanforderungen genügen
–, erreichte Alina die
Nachricht, in der Tat führe eine Verbindung, eine Art Stollen,
vom Gold-Cañon zum See hinab. Weiter nach Norden zu
verliere sich das Gewässer in einem Spaltensystem, aus dem –
wahrscheinlich jahreszeitlich bedingt
– Wasser nachfließe.
Etwa zwei Kilometer südlich der Bohrung ende der See an
einer natürlichen Uferlinie. Sichere Anzeichen vernünftigen
Wirkens gäbe es nicht.
9. Kapitel
„Wir erweitern seewärts um achtundvierzig Antennen,
anschließend an das bestehende Feld.“ Erikson war an das
Leuchtbild getreten und erläuterte, unterstützt von legeren
Armbewegungen.
Eine Sekunde lang suchte er Blickkontakt mit Ahmed und
fügte mit einer Spur Häme hinzu: „Jetzt kannst du deinen Zaun
schließen, Ahmed. Bei täglich zwei sind wir in einem Monat
fertig.“
„Du vergisst die Fundamente!“, warf Ahmed ärgerlich ein.
„Einen Monat nach dem Abbinden der ersten sechs
Fundamente“, ergänzte Erikson ungerührt seine Erläuterung.
„Danach wechselt die Brigade ins Zellenareal. Die neuen
Masten sind konstruktiv etwas verändert; die Unterlagen sind
bereits hier. Eine Verzögerung können wir uns nicht leisten.
Hassims Gruppe wird um zwei Mann verstärkt. Fragen?“ Er
blickte um sich. „Nein? – Das war mein letzter Punkt der
Tagesordnung. Danke!“
Milan Nowatschek trat auf den winzigen Balkon seiner kleinen
Wohnung im ersten Stock des Containers. Aus der flachen
Gaststätte – ebenfalls aus Fertigeinheiten zusammengestellt –
schräg unter ihm klang Musik. Gäste saßen im Freien,
unterhielten sich laut. Im Dämmerlicht kaum mehr
auszumachen, zog am Horizont ein großes Schiff entlang. Weit
entfernt wummerten Hämmer, die fünfte Schicht.
„Es wird wieder nicht regnen, diese Nacht“, dachte Milan. Er
sog die Luft tief ein; noch brachte sie keine Erfrischung.
„Gleich achtzehn Uhr.“ In wenigen Minuten würde die
Gaststätte schließen. „Die Flitzer der Bauwache werden jeden
Augenblick auftauchen… Die zwei Stunden bis Mitternacht
werden für die Nachtschwärmer für den Heimweg reichen.“
Milan vergewisserte sich, dass sich auf den Nachbarbalkonen
niemand aufhielt. Dann trat er zurück zur Tür, aktivierte die
winzige Kristall-Tastatur, wartete auf Schlag 18 Uhr und löste
den Ruf aus. Er mahnte sich zur Geduld. Der Empfänger
würde mehrere Sekunden benötigen, um die komprimierte
Nachricht zu decodieren.
Dann kam das Signal, und Milan las: „Mitternacht,
Badeeinstieg, okay.“
Milan wartete an der Uferböschung. Trockenen Fußes konnte
er den Einstieg nicht erreichen, die Flut hatte das mit
Naturstein geebnete Felsufer ellentief überspült. Die See war
rau, der Himmel bewölkt. Die spärlichen Lampen den Uferweg
entlang vertieften die zwischen ihnen liegende Dunkelheit
eher, als sie zu mildern.
Und wieder schrak Milan zusammen, als es hinter ihm
raunte: „Bei schlechtem Wetter ist es zu Hause am schönsten.“
Es dauerte Sekunden, bis er sich sammelte und hastig
antwortete: „Man kann es sich nicht aussuchen.“
„Also.“
Milan wandte sich der Besucherin zu. Er hörte mehr, als dass
er es sah, wie sie die Tauchausrüstung ablegte und unter die
niedrig hängenden Zweige einer Kiefer schob. Der schwarz
bekleidete Körper hob sich kaum von der Umgebung ab. „Du
verstehst dich aufs Programmieren?!“
„Wäre ich sonst hier?“, antwortete sie schnippisch. „Ich heiße
Sue.“
„Okay, gehen wir also!“ Milan tastete nach ihrer Hand und
schlug den Weg zum etwa 200 Meter entfernten
Werkstattgebäude ein.
Sue befreite sich sanft. „Ich habe eine Nachtsichtbrille auf“,
sagte sie.
Sie machten um die Lichthöfe der Lampen Bögen, passierten
einige Container am Rande der Wohnsiedlung, verharrten, als
eine Streife in einiger Entfernung ihre Runde zog, und trafen
schließlich vor der
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