Der erste Versuch
längeren Aufenthalt an
Land liefern würden. Er hätte sonst, um einen längeren Treff
mit Cathleen Creff zu bewerkstelligen, Gründe erfinden
müssen, und das barg Risiko.
Man verabredete sich mit der Transportgesellschaft
fernmündlich, vereinbarte eine gemeinsame sofortige
Besichtigung der vorgesehenen Areale, und Marcovic, der
Makler, forderte dazu eine große gepanzerte Limousine mit
zwei Mann Begleitschutz an, was ihm nach einigen Hin und
Her – man benötige für die Stadt unter den gegebenen
Umständen jeden Mann und jedes Gerät – gewährt wurde.
Schließlich – so Marcovic – gehe es um das Jahrhundertprojekt
in der Region, und das könne man wegen eines renitenten
Mobs wohl nicht gefährden.
Noch bevor sie die erste mögliche Fläche nördlich des Hafens
zu Gesicht bekommen hatten, war Milans Entscheidung
gedanklich längst gefallen. Er hatte nicht die Absicht, den Tag
mit Besichtigungen öder Landstriche zu verbringen. Am Ende
geriet man vielleicht in eine Situation, die das Treffen mit
Cathleen Creff zeitlich beeinträchtigen oder gar verhindern
könnte. Nach den Plänen schien das erste in Frage kommende
Areal den Ansprüchen zu genügen, Kosten und
Randbedingungen aller drei Angebote lagen dicht beieinander,
also – den Vertragsentwurf paraphiert, ins Hotel und in Ruhe
abwarten…
Und in der Tat: Sie erreichten auf einer geschotterten, wenig
kurvigen Straße inmitten jungen Eichenwaldes eine große, fast
ebene Fläche, die, spärlich mit niedrigem Gebüsch bewachsen,
fast ideale Bedingungen für das Vorhaben bot, sodass Milan
sich nicht das geringste Gewissen daraus machte, die
Verhandlungen zu beenden, zumal auch die Vertreter der
Gesellschaft, die sowohl für den Straßen- als auch für den
Lufttransport Sorge tragen würden, nichts Ernsthaftes
einzuwenden hatten.
Das Hotel lag in Nähe des Hafens; Milan ließ sich dort
absetzen. In der Stadt herrschte noch immer unheilvolle Ruhe,
obwohl der örtliche Sender die Auflösung der Demonstration
vermeldete. Zwei Tote habe es gegeben und etliche Verletzte
bei den Demonstranten und den Ordnungskräften. Die
CORPORATION OF ARTPOPULATION habe ihr Bedauern
ausgesprochen – sowohl was den Vorfall als auch die
Möglichkeit betraf, an ihrer Geschäftsphilosophie etwas zu
verändern. Offenbar unterziehe sich niemand aus der
Bevölkerung der Mühe, sich Kenntnisse über die
Kostenstrukturen von Genmanipulationen zu verschaffen. Aber
das interessierte Milan nicht. Er bestellte sich im anheimelnden
Restaurant des Hotels Lachs mit Algengemüse und
Karmatenpüree, trank zwei Schoppen einheimischen roten
Weins, der ihm einen Anflug von Nervosität nahm, und begab
sich auf sein Zimmer.
Milan duschte, dunkelte den Raum ab, legte sich, in der
Absicht, nur ein wenig zu ruhen, aufs Bett – und war alsbald
eingeschlafen.
Milan fand langsam in den Wachzustand zurück. Noch mit
geschlossenen Augen spürte er, dass sich in seiner Umgebung
etwa geändert haben musste. Er öffnete die Augen, und da
gewahrte er gegen die zugezogenen, aber durchscheinenden
Vorhänge die Umrisse einer Gestalt unmittelbar neben seinem
Bett. Etwas sagte ihm, dass eine Gefahr nicht bestand. Er
richtete sich halb auf, schüttelte sich innerlich gegen den
Restschlaf und fragte: „Hallo?“
„Schlafmütze“, sagte Cathleen Creff freundlich. Sie ging zum
Fenster, betätigte die Automatik und erzeugte so einen
Lichtspalt.
„Oh – entschuldige… Ich bin wohl…!“ Milan richtete den
Oberkörper vollends auf, sah zur Uhr. „Es ist aber noch
nicht…“ Er tastete nach der Hose seines Schlafanzuges.
Cathleen blickte hinunter zum Hafen, drehte sich dann um
und – Milan fühlte es mehr, als dass er es im Gegenlicht sah –
schaute ihm belustigt zu, wie er umständlich versuchte, unter
der Decke in die Hose zu fahren.
„Also“, begann er nervös, ohne sein Hantieren zu
unterbrechen. „Sue, deine Beauftragte aus dem U-Boot, hat
den Automaten, der…“
Cathleen Creff war langsam auf das Bett zugegangen.
Deutlich bemerkte er, wie sie ihr linkes Bein etwas nachzog.
Dann stand sie vor ihm, betätigte aufreizend langsam den
Reißverschluss ihres Kleides, ließ dieses fallen, wo sie stand,
schlug die Decke zurück und sagte leise: „Später, mein Freund,
später…“
10. Kapitel
Noch während der Reise zur Erde hatte Alina – stets ihr
anderes Vorhaben im Kopf
– umdisponiert, als man ihr
mitteilte, dass das Marsobservatorium im texanischen Austin,
in dessen
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