Der erste Versuch
in der Kajüte, kam mit einer Büchse heraus,
nahm die Angel aus der Halterung, bespickte den Haken und
warf sie aus. „Zeit ist Geld“, sagte er. „Und wer weiß, ob wir
uns nicht noch selber beköstigen müssen.“
Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens, Nik hatte
wieder einmal die leere Angel eingezogen, nahm ihm Alina
diese aus der Hand und klopfte mit dem Griff kräftig gegen die
Kajütenwand des Katamarans – mit Erfolg.
Die Frau steckte den Kopf aus der Tür und rief wütend: „Was
ist? Ihr habt zu warten, bis ich Antwort habe, hättet ja
umkehren können, als Zeit war.“ Etwas versöhnlicher fügte sie
hinzu: „Es wird nicht mehr lange dauern.“
Es verging abermals eine halbe Stunde.
Dann ging alles sehr schnell: Die Schifferin erschien,
entfernte, wiederum profihaft, den Enterhaken, zunächst ohne
ein Wort zu sagen. Dann zeigte sie auf Nik und sagte grob:
„Du verschwindest!“ Sie gab ihm die Karte zurück. Dann wies
ihr Finger auf Alina: „Und du kommst mit mir, dalli!“ Sie hielt
ihre Hand zur Hilfestellung Alina entgegen. Dieser blieb kaum
Zeit, ihre Tasche zu greifen, die ihr Nik reichte.
„Mach‘s gut Nik – und danke!“, rief sie noch. „Ich finde dich
– zum Bezahlen!“ Sie befreite sich von der Hand der Frau, die
sie offensichtlich mit in die Kajüte ziehen wollte. „Ich bleibe
draußen“, zischte sie eigenwillig.
„Ja – mach‘s gut“, antwortete Nik und startete den Motor.
Auch der Katamaran ruckte an und nahm Fahrt auf.
Alina blickte Niks Boot hinterher, das sich in einem flachen
Bogen südwärts entfernte. Sie balancierte zum Heck und
winkte, als sie bemerkte, dass auch Nik zu ihr herübersah.
Zwischen Niks Boot und dem Katamaran hatte sich die
Entfernung auf mehrere 100 Meter vergrößert. Noch immer
sah er Alina am Heck des Fahrzeugs stehen. Ob sie ihm
zuwinkte, konnte er nicht mehr erkennen, Gischt und
Wasserstaub, aufgewirbelt in Höchstgeschwindigkeit,
verhinderten dies.
Doch plötzlich zuckte dort, wo er den Katamaran wusste, ein
Blitz auf, dem wenig später ein dumpfer Knall folgte.
Nik stoppte. Sein Boot tanzte, aber die Heckwelle verebbte
schlagartig, die Sicht zurück auf das Geschehen war frei.
Ein Rumpf des Katamarans bäumte sich auf und versank mit
den übrigen Schiffsteilen ungeheuer schnell im Meer. Es
brodelte, dann sah Nik dort nichts als Wasser…
Nik warf die Maschine an, wendete, gab volle Kraft, doch da
erblickte er sie: Zwei Schnellboote hatten sich aus der
Silhouette des Uferstreifens gelöst und rasten auf die Stelle zu.
Sie würden diese lange vor ihm erreichen.
Resigniert und ein wenig in Furcht drosselte der junge Mann
den Motor und ließ das Boot einen Kreis vollenden, der es
wieder auf den vordem eingeschlagenen Südkurs brachte.
11. Kapitel
Obgleich schon oft beobachtet, blieb es für Ahmed Hassim
stets ein erhabenes Schauspiel, wenn die Riesenluftschiffe die
Antennenmasten einflogen, so auch an diesem Tag.
Er hatte sich auf seinen Lieblingsplatz am Meer begeben,
noch bevor der erste Transporter einschweben würde. Äußerst
befriedigt hatte er zuvor das neue Antennenfeld inspiziert, auf
dem in Reih und Glied die 48 riesigen Fundamentblöcke
standen, noch eingeschalt die letzten, belagert von wartenden
Männern und Maschinen die ersten. Aus dem Beton ragten
streng ausgerichtet aufnahmebereit die dicken Schraubbolzen –
das Nagelbrett eines überriesigen Fakirs, so der irre Vergleich
Ahmeds.
Aus dem dunstigen Horizontstreifen tauchte ein weißer Punkt
auf, der sich rasch vergrößerte und zum Lifter mauserte. Erst
später hob sich das Gitterwerk des unter dem Schiff hängenden
Mastes vom Blaugrau des Meeres ab.
Eine Sekunde lang entstand in Ahmed das Bild des
abstürzenden Schiffes von damals. Glücklicherweise hatte sich
ein derart feiger Akt nicht wiederholt. Geahndet aber konnte
das Verbrechen nicht werden, da der Urheber unentdeckt blieb.
Dann hatte der Zeppelin den Uferstreifen erreicht, das
Zischen der bereits gedrosselten Turbinen war deutlich zu
hören, und Ahmed hielt Schritt mit dem Koloss, der langsam
an Höhe verlor und, eingewiesen vom Bauleiter, die Last zum
ersten Fundament bugsierte.
Auch Ahmed befand sich nun bei der Gruppe der Männer, die
den herabsinkenden Mast packen und ihn die letzten Dezimeter
von Hand auf die Bolzen fädeln würden.
Dann klirrte Stahl auf Stahl.
„Halt!“, schrie der Bauleiter.
Die Männer hatten losgelassen, mit einer metergroßen
Amplitude pendelte der Mast,
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