Der erste Versuch
sich ruhiger, fröhlicher, wenn man um
Gefahren, die auf einen lauern mögen, nicht weiß.
„Und drei solche Anlagen baut man gegenwärtig auf der
Erde“, repetierte sie, was sie von Milan erfahren hatte, und es
bedeutete ihr wenig, dass diese hier auf Unije die größte sein
sollte.
Der Buschwald schirmte den Seewind ab, und Alina wurde es
warm. Sie spazierte zum Strand, betrat das Felsplateau,
betrachtete die kleinen Wellen, die sich am Gestein brachen,
und sie konnte sich eines Schauderns nicht erwehren. Wenige
Dutzend Meter linker Hand ging die Felsmauer in einen
unwegsamen, steinigen Strand über, eine der Stellen, an der sie
stolpernd und sich stoßend vor wenigen Stunden das Ufer
erreicht hatte, erschöpft und arg zerschunden. Und erst in
diesem Augenblick, nicht abgelenkt durch ein lebhaftes
Umfeld, durch Milans Zärtlichkeit und ihren Glückstaumel,
empfand sie, wie nahe sie dem Ende von all diesem gewesen
war. „Ade, grüner Mars, ade, Connan, ade, Erde, Milan…“
Alina fasste sich. Mit einer Art Galgenhumor sagte sie laut:
„Milan sowieso! Er ist doch auf Dauer nur glücklich mit seinen
Antennen. Erst die Vereinigung, jetzt die Masten…“ Alina
lachte sarkastisch. Langsam öffnete sie ihre Kleider, ließ sie
fallen, wo sie stand, und hechtete mit einem flachen Sprung ins
Wasser.
„Da habt ihr mich wieder“, rief sie, als sie auftauchte und die
flachen Wellen sie wiegten, „aber für immer bekommt ihr
mich nicht!“
„Hallo – nicht so weit hinaus!“ rief es vom Strandweg her.
Alina beschattete die Augen. Dort standen zwei in
Tarnanzügen mit umgehängten Waffen, eine kleine und eine
große Gestalt, und wenn sie sich nicht sehr täuschte, die
beiden, die sie an nämlicher Stelle vor etwas mehr als 20
Stunden hoppgenommen hatten. Alina reckte sich empor und
winkte lebhaft. Und es wurde vom Ufer her fröhlich erwidert.
Milan war es unter der Mahnung, den Zustand baldmöglichst
zu beenden, gelungen, den Nachmittag freizubekommen, trotz
der angespannten Situation im Antennenbau. „Komm, komm“,
rief er bereits von der Tür her der auf dem Bett lümmelnden
Alina zu, „anziehn. Auf nach Pula!“
Alina richtete sich ein wenig träge auf, ließ sich die Zeit
sagen: neunuhrachtundneunzig, gleich Mittag. Und sie begann
sich anzuziehen.
Als Milan sich ebenfalls an der Box mit Kleidern
beschäftigte, fiepte es, und einen Augenblick dachte Alina, es
sei ein Tinnitus.
Es schien, als erschrecke dieses leise Fiepen Milan. Hastig
schritt er zu seinem Overall, suchte nervös nach einer Tasche,
entnahm etwas, das so klein war, dass es in seiner Hand
gleichsam verschwand, und hielt es sich ans Ohr.
„Zweihundertdreiundsiebzig“, meldete er sich leise.
Alina, zunächst uninteressiert, stutzte, als sie seine Kennung
vernahm, und strengte sich dann an, zu hören, was da
gesprochen wurde. Aber es war nicht viel und für sie
Unverständliches, wobei sie den deutlichen Eindruck hatte,
Milan formuliere so, dass nur sein Gesprächsteilnehmer, nicht
aber ein anderer Zuhörer, sie, Alina, ihn verstand.
Er sagte, unterbrochen von Hörpausen: „Ja!“ – „Hier bei
mir.“ – „Ach, deshalb!“ – „Nein!“ Das klang ziemlich heftig
und bestimmt. „Weil sich eine längere Reise anbahnt.“ –
„Ende.“ Das letzte Wort sagte er sehr nachdenklich. Und er
sann dem Gespräch noch nach, als Alina fragte: „Was war?“
Milan schüttelte den Kopf. „Dienstlich – es geht um die
Lieferung der Masten.“
Alina wusste, dass er log. „Was für eine Reise bahnt sich
an?“, fragte sie.
Milan biss sich auf die Lippen. „Hassim, mein
Abteilungsleiter, muss demnächst wegen der Brennzellen nach
– nach Paris. Er wollte dabei sein, wenn nach dem Fiasko der
erste Mast… Aber lassen wir das doch! Bist du fertig?“
„Ist das der Milan, den ich kenne?“, fragte sich Alina.
„Gelogen – oder: so schlecht gelogen hat der doch nie. Und
was hat er vor mir zu verbergen, noch dazu, wenn es so
harmlos sein soll?“ – „Hast du Schwierigkeiten?“, wollte sie
wissen.
„Warum?“ Es klang fast heftig. „Wie kommst du darauf?“
„Nur so, ich hatte den Eindruck, du hättest eine schlechte
Nachricht… Du wirkst auch ein bisschen nervös.“
„Unsinn. Freilich ist das mit den Fundamenten nicht schön.
Wir haben Terminverzug. Und nervös sind wir alle. Die
Konkurrenz ist uns auf den Fersen. Aber das soll uns beide
heute alles nicht stören. Auf geht‘s!“, und er beugte sich zu ihr,
gab ihr
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