Der erste Versuch
uns zur Verfügung zu stellen. Wir
werden durch die Rückstrahlung aus der Ionosphäre feststellen,
wo uns die Erde Nutzbringendes verbirgt: Wasser für die
Wüsten, Erze, fruchtbare Böden. Wir werden
Großwetterabläufe in der Atmosphäre, Strömungen der Ozeane
und selbst Bewegungen im Inneren unseres Planeten weit
besser beobachten können als mit jedem Satelliten und den
herkömmlichen Messverfahren. Und das allen Miesmachern
zum Trotz, die da von Schädigungen und massiven
Gleichgewichtsstörungen schwatzen. Es wird ihnen ergehen
wie seinerzeit den Gegnern der Atomkraft oder der
Gentechnik. Freilich, wie dort gilt es, Erfahrungen zu
sammeln, Risiken auszuschalten. Und ich sage euch: In diesem
Fall geschieht dies a priori! Es wird kein nicht vertretbares
Risiko geben!“
Erikson legte eine kleine Pause ein und fuhr in verändertem
Tonfall fort: „Ihr seid dabei, Freunde. Ihr habt bislang
Großartiges geleistet. Im Namen der Company sage ich euch
Dank, und uns wünsche ich Durchhaltevermögen und weiteren
Erfolg. In diesem Sinne: Start frei!“ Und er hieb mit der
flachen Hand auf den roten Knopf, als wollte er ihn durch die
Platte des Pultes schlagen.
Beifall kam auf, ein wenig dünn – vermutlich schluckten die
Teilerwände den Schall.
Dann sprang hell hämmernd der Diesel an, und es wurde, je
mehr er auf Touren kam, zunehmend unerträglich laut.
„Hat sich was mit Flüstermotoren“, dachte Ahmed hämisch.
Das Singen des Generators ging zunächst im Lärmen der
Antriebsmaschine unter, wurde kräftiger, übersprang eine
Schmerzgrenze und ähnelte dann einem dumpfen Pfeifen, das
langsam, von Stufe zu Stufe schleifend, Oktaven erkletterte.
„Wann, zum Teufel, wird endlich die vereinbarte
Hochbelastung erreicht sein?“ Ahmed blickte hinüber zum
entfernten Container, in dem sich die Steuerzentrale und ihr
Team befanden.
Die Leute wichen von der Maschine zurück. Noch immer
fistelte der Ton höher.
Und da geschah es: Mit einer gewaltigen Detonation flog der
Generator auseinander. Bruchstücke stoben wie von einem
laufenden Mixer die Tropfen. Die Schreie der Menschen
gingen unter im Geräusch berstenden und aufschlagenden
Metalls und der explodierenden Zylinder des Diesels; denn
offenbar, seiner Last ledig, übertourte er Augenblicke lang, bis
seine Gehäuse, Pleuel und Wellen brachen.
Schlagartig verebbte der Zerberstungslärm. Und plötzlich
gellten Schreie; Wehklagen und Wimmern füllten den Raum.
Leblose Körper lagen am Boden, blutüberströmte Menschen
krochen, an den Wänden kauerten Leute im Schock, ziellos
rannten andere umher
– zwischen den Trümmern der
Maschinen.
Der geborstene gewaltige Dieselmotor spie noch immer
Flammen, aus zerrissenen Leitungen zischten Öle, Wasser und
Treibstoff, der brodelnde Feuergarben zeugte.
Ahmed war nicht ohnmächtig. Langsam wich seine
Benommenheit. Er fand sich unter dem Körper Eriksons, und
über beide hatte sich das Pult gestülpt.
Der Chef regte sich.
Ahmed stemmte das Möbel empor und kippte es zur Seite,
dann wälzte er Eriksons Körper herum und stützte sich auf den
linken Ellenbogen. „Geht es?“, keuchte er.
Erikson richtete sich auf, saß benommen, offenbar stark
geschockt, aber nicht verletzt.
Ahmed schüttelte ihn, redete mit schwerer Zunge auf ihn ein,
selber noch von einem Schwindelanfall geplagt.
Dann kam das Signal der Rettungswagen rasch näher. Im Nu
wimmelte der Platz von Helfern, deren Rufe sich mit dem
Stöhnen und Schreien der Verletzten mischten.
Auch Ahmed Hassim wurde gepackt, routinehaft auf eine
Trage geschnallt und in einen Wagen geschoben.
Später fand er sich mit Erikson in einem Raum wieder, aber
der Leidensgefährte war noch nicht ansprechbar.
Sechs Tote und neunzehn Verletzte hatte die Havarie des
ersten fertig gestellten Generators gefordert und im Umfeld
großen Schaden angerichtet.
Wenige Stunden nach dem Ereignis rückte eine vom,
Konsortium eingesetzte Untersuchungskommission an, die
zunächst den Ort des Geschehens für jedermann auf der Insel
sperrte und pausenlos Leute verhörte, beteiligte und
unbeteiligte.
Eine Krisensitzung der Leitung jagte die andere; denn
natürlich dachte niemand an eine weitere Montage der
Aggregate, solange die Unfallursache ungeklärt blieb, und es
ging darum, Zeitpläne und Logistik so zu gestalten, dass der
Terminverzug möglichst gering ausfiel.
Das Ergebnis der Untersuchung allerdings schlug ein wie
eine Bombe: Auf einer dieser Sitzungen verkündete der Leiter
der
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