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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ein Obergewand, das über der Brust
spannte. Ihr runder Kopf mit Stoppelfrisur machte den kleinen,
vom vollen Gesicht zu Schlitzen gedrängten Augen mit flinken
Hin- und Herbewegungen Konkurrenz.
    Einen Eindruck, das riesige, komplizierte Baugeschehen
eisern und sicher zu leiten, vermittelte sie nicht.
Nach der Begrüßung setzte sich die kleine Gruppe zum
Verwaltungstrakt hin in Bewegung.
Sie hatten die ersten Stufen des Weges genommen, als eine
entfernte dumpfe Detonation die Luft erzittern ließ. Man
verhielt.
„Sprengt ihr?“, fragte die Narad.
Erikson sah zu Hassim. Der schüttelte den Kopf. „Vielleicht
ein Überschall…“
Eriksons Mobilsprecher gab Signal. Er hörte mit unbewegtem
Gesicht, beendete das Gespräch und sagte nach einer Pause,
ohne jemanden anzuschaun: „Eine Explosion im
Brennzellenareal.“
    „Wir vermuten“, erläuterte Cathleen Creff, „dass hier das
Naturcorps dahinter steckt. Wenn, müsste es ein Bekenntnis
geben.“ Während sie sprach, streifte sie langsam den
Tauchanzug ab.
    Wie vereinbart, hatten sich Milan Nowatschek und Cathleen
Creff auf dem kleinen Plateau über dem Standort der
Brennzellen getroffen.
    Milan hätte nachträglich am liebsten abgesagt; denn in dem
Gebiet wechselten sich allerlei Untersucher ab. So auch an
diesem Tag: Unter dem Fels liefen Leute umher, maßen,
notierten, fotografierten. Ab und an drang ein Fetzen ihrer
Rufe bis zum Felsplateau empor.
    Auch für Milan bildete die Gewalteinwirkung im Areal den
Vorwand, sich für Stunden von seiner eigentlichen Tätigkeit zu
entfernen. Er hatte vorgegeben, den Ort des Geschehens zu
besichtigen; schließlich galt es, den Schaden zu beheben und
das Baugeschehen dort weiterzuführen; eine Aufgabe für das
Team Hassim.
    Durch die Wucht der Explosion waren Teile der
Zellenverkleidung emporgeschleudert worden. Ein breiter,
verbogener Blechstreifen lag auf dem Plateau, bildete
gleichsam eine Brüstung.
    Milan, der das Treiben unten beobachtet hatte, wendete sich
seiner Besucherin zu. „Holla!“, rief er verhalten – erstaunt.
Cathleen Creff lag lang gestreckt auf ihrem Anzug, die Arme
in der Hochhalte, mit geschlossenen Augen nackt in der Sonne.
Ihr Gesicht drückte höchstes Wohlbehagen aus. Ohne die Lider
zu öffnen, winkte sie mit gekrümmten Fingern und sagte: „Es
war mir kühl geworden, musste ziemlich lange warten, bis ich
auftauchen konnte. Na, komm schon!“
Milan warf noch einen Blick nach unten, dann kniete er
neben Cathleen nieder. „Nerven hast du“, sagte er anerkennend
und küsste ihre Schulter.
Später – sie lehnten beide am warmen Fels – sagte Cathleen:
„Diese Alina – sie hält dich also für den Milan, den sie kennt!“
„Ja, er muss mir ziemlich ähnlich sein – aber das weißt du
wohl?“ Sein Ton klang leicht lauernd, und er sah sie fragend
an.
„Und sie hat keinen Verdacht geschöpft?“, fuhr die Frau,
ohne auf Milan einzugehen, fort.
„Ich glaube nicht… Obwohl…“
„Obwohl was?“ Ihre Worte klangen scharf; sie beugte sich
vor und blickte ihm ins Gesicht.
„Ein paar Mal meinte sie, ich hätte mich verändert.
Belanglos! Belanglos schon deshalb, weil sie auf den Mars
zurückkehrt. Sie bleibt ein paar Monate in Berlin. Wir haben
uns endgültig verabschiedet.“
„Dennoch – sie ist eine latente Gefahr für unser Projekt. Du
hättest…“ Sie brach den Satz ab.
„Projekt, Projekt“, sagte er ärgerlich. „Was ist das überhaupt
für ein Projekt. Ich weiß, ich weiß!“ Er hob die Hände und
wehrte so ihre Erwiderung ab. „Mitarbeiter der Agentur haben
keine Fragen zu stellen. Ich sehe aber nicht, wohin unsere
Interessen zielen.“
Cathleen lehnte sich zurück. Sie lächelte. „Das ist einfach.“
Sie sprach wie zu einem Schüler. „Wir verzögern den Bau, das
heißt, damit verteuern wir ihn. Selbst die finanziellen Mittel
des mächtigsten Konsortiums sind begrenzt – wenn damit nicht
zu rechnen wäre, hätte Mannas die Finger davon gelassen. Und
wenn es so weit ist, steigen wir zu günstigen Bedingungen
ein.“
„Und doch über Leichen!“
Cathleen runzelte die Stirn. „Zum Selbstschutz, wie bei
dieser…“ Sie brach ab.
„Alina – wolltest du sagen. Und die sechs Leute am
Generator?“
Cathleen richtete sich abermals steif auf, offenbar in der
Absicht, heftig zu reagieren. Doch dann sagte sie gemäßigt:
„Der geht nicht auf unser Konto. Noch ist uns unbekannt, wer
dahinter steckt. Aber natürlich helfen uns derartige Aktionen.
Genau wie

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