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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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studiert,
wenn seinerzeit nicht gerade Mechatroniker…“
„Schon gut, schon gut!“, unterbrach Cathleen. „Es wird dir
also nicht besonders schwer fallen, einen durchschnittlichen
Physiker abzugeben. Das wird dein Ernstfall, und zwar bald.
Du siehst, es wird eine leichte Sache.“
„Na, na“, antwortete er, worauf die Frau die Stirn in Falten
zog und er den Satz lediglich zu Ende dachte: „Ich habe schon
von etlichen solchen so genannten leichten, von der Agentur
gemanagten Sachen gehört, die Akteure in Gefahr gebracht,
mächtigen Staub in der Öffentlichkeit aufgewirbelt und eine
Menge Umsatz gebracht haben sollen.“
„Wenn ich HAARP sage, H, A, A, R, P“, buchstabierte sie,
„fällt dir dazu etwas ein?“
Milan irritierte ihre Sprunghaftigkeit, stellte sich aber
sogleich auf ihre Frage ein. „HAARP, HAARP“, wiederholte
er nachdenklich. „Gehört habe ich das schon.“
„High Frequency Active Auroral Research Programm.
Hochenergetische elektromagnetische Wellen werden in die
Ionosphäre geschickt, regen diese gewaltig an, aktivieren
Strahlung, die zur Erde zurückgesandt wird und allerlei Effekte
auszulösen im Stande sein soll. Dämmert‘s? Du findest alles
Theoretische darüber im Netz, die Adresse ist dort mit drin.“
Sie deutete auf die Mappe. „Ich rate dir, dich intensiv damit zu
befassen. Erzähle mir etwas aus deinem Privatleben.“
Wieder ein Sprung. „Was willst du wissen, viel Interessantes
gibt es nicht.“
„Dann erzähle eben vom Uninteressanten. Wir werden in
Zukunft viel Kontakt miteinander haben, und da ist es gut,
wenn man vom anderen etwas weiß, also.“
„Ist das zweiseitig?“
Zum ersten Mal in diesem Gespräch lächelte Cathleen Creff.
„Werd nicht anzüglich“, entgegnete sie unernst tadelnd. „Das
gilt insofern“, setzte sie hinzu, „als ich in diesem Fall die
Agentur bin. Und die solltest du wohl zur Genüge kennen.“
„Mir wäre es lieber, du fragst.“
„Verstehe – also: Bist du irgendwann eine E-O-P, eine
Eingetragene Offizielle Partnerschaft, eingegangen?“
„Nein.“
„Aber liiert bist du?“
„Gegenwärtig nicht.“
„Na, na – eine Intimpartnerin?“
„Gegenwärtig auch nicht.“ Milan wurden die Fragen ein
wenig peinlich. „Schau mich an, bin ich ein Adonis?“
„Darauf kommt ‘s nicht immer an. Schwul bist du nicht!“
Das klang bestimmt, als sei es gefestigtes Wissen.
„Nein.“ Um ein Haar hätte er hinzugefügt: „Wie du weißt…“
„Entstehen dir Verpflichtungen aus früheren Beziehungen?“
„Auch nicht, weiß Gott!“
Cathleen schwieg, verzog einen Augenblick den Mund zu
einem angedeuteten Schmunzeln. „Über wie viele
Leistungseinheiten verfügst du?“, setzte sie die Befragung
geschäftig fort.
Milan zögerte. Ging das zu weit? „Etwa dreitausend.“
„Ganz schön. Da hast du wohl auch keine Schulden.“
Der Mann schüttelte den Kopf.
„Hast du am Stützpunkt acht noch deine Wohnung oder
Freunde, die dich vermissen, wenn du längere Zeit abwesend
bist, dich gelegentlich besuchen, mit dir möglicherweise eine
intensive Korrespondenz führen wollen?“
„Ich habe während der Ausbildung nicht geschlafen!“ Milan
reagierte mit leichtem Spott. „Sie hat ,deine Wohnung’ gesagt
– weil es in der Akte stand oder – weil sie sich erinnerte…?“,
dachte er. „Ich weiß, worauf es bei dieser unserer Arbeit
ankommt“, antwortete er bestimmt. „Also, das sind
Erscheinungen, die ich je nach Bedarf und Situation regeln
kann, ohne dass Irritationen entstehen.“
Die Frau ließ sich nicht anmerken, ob ihr seine
leichte
Gefühlswallung aufgefallen war. „Fast die letzte Frage: Wie
steht es mit deinen Beziehungen innerhalb der Agentur,
besondere Freunde?“
„Offenbar nicht, selbst nach solchem Erleben…“, dachte er
mit bitterem Humor. „Beziehungen aus der Arbeit, zu dem
einen intensiver, zum anderen weniger. Freundschaften nicht“,
entgegnete er.
„Aus deiner Ausbildung weißt du“, es klang ein wenig
ironisch, „dass wir eine Vereinigung sind, die absolut
gewaltfrei arbeitet, arbeiten möchte. Es kommt sehr selten vor,
dass dieses Prinzip gebrochen wird. Antworte: Könntest du es?
Wie schätzt du dich ein – bist du eher mutig oder feige?“
„Wenn es sein muss, könnte ich es. Ansonsten: eher feige.“
„Verstehe. Das träfe auch zu, wenn man dich peinlich
befragen sollte.“ Es hatte den Anschein, als sei die Frage, die
mehr eine Feststellung war, ein wenig lauernd gestellt.
„Das weiß ich

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