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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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würde.
Am Abend dieses Tages lag zur vereinbarten Zeit der Ruf der
Creff an. Eine lapidare Weisung: „Keine Störmanöver mehr,
die die Inbetriebnahme verzögern würden.“ Und es gab
diesmal sogar eine Art Begründung: Man habe sich arrangiert.
„Das hättet ihr euch früher überlegen müssen“, dachte Milan
voller Grimm. Er suchte die Dose mit den verbliebenen
Silberfischchen hervor und warf die Winzlinge vom Balkon
hinab ins Gras.
Schon tags darauf platzte die Bombe.
Milan befand sich auf der Baustelle und besprach mit dem
Vorarbeiter anhand des Plans den Verlauf der nächsten
Kabeltrasse, als drei Wagen vorfuhren, dem ersten die Narad
entstieg, gefolgt vom Sicherheitsbeauftragten und einem
halben Dutzend anderer Leute, und alle verschwanden höchst
eilig im Gebäude der Zentrale.
Wenig später tauchte das gesamte – so vermutete Milan –
Sicherheitscorps auf, ein Anführer schrie in ein Megafon, dass
man die Arbeiten einzustellen und keiner den Platz zu
verlassen habe. Eine Erklärung der Aktion erfolgte nicht.
Später wurden alle, die sich vor und in der Zentrale befunden
hatten
– insgesamt etwa 30 Leute
–, eskortiert von
Sicherheitsmännern, in einen Schulungsraum geführt und nach
Aufruf einzeln befragt.
Milan war froh, einer der Ersten nach den Leuten aus der
Zentrale zu sein, der vor die rasch gebildete
Sonderkommission zitiert wurde. Bis dato wusste noch
niemand von den Anwesenden, was sich eigentlich ereignet
hatte, und natürlich mühte er sich, ebenfalls als Unwissender
aufzutreten.
Olch persönlich führte die Befragung. Im Hintergrund,
scheinbar unbeteiligt, saßen Narads Vertreter und zwei weitere
Leute.
„Weißt du, was das ist?“, fragte Olch, kaum dass Milan Platz
genommen hatte.
Auf dem Tisch standen mehrere Computerbausteine, aus
einem zog der Sicherheitsbeauftragte eine Platine und hielt sie
Milan entgegen. Dieser nahm das Gereichte, wendete es in der
Hand und antwortete folgerichtig: „Eine Platine“, und er
zuckte mit den Schultern.
„Und – bemerkst du etwas?“
Milan hielt die Platine schräg gegen das Licht, betrachtete sie
intensiv, bemerkte wohl innerlich befriedigt die Spuren, die die
Fischchen gefressen hatten, hob dann aber abermals die
Schultern. „Ein paar Kratzer?“, fragte er.
„Kratzer, ich bitte dich! Kaputt, unbrauchbar. Hast du eine
Erklärung?“
„Ich – wieso? Hardware-Innereien sind für mich böhmische
Dörfer. Ich bin schon glücklich, dass ich meinen Computer für
den Hausgebrauch bedienen kann.“
„Du hast am…“, Olch sah in ein Papier, „Siebzehnten
vorigen Monats in der Zentrale gearbeitet; ist dir etwas
aufgefallen?“
Milan tat, als überlege er angestrengt. „Am Siebzehnten…“
Er schüttelte langsam den Kopf. „In der Zentrale… Das ist
nicht mein… Ach, als wir die Kabel eingeschleift haben! Nein
– was soll mir da aufgefallen sein?“ Er schüttelte
nachdrücklich den Kopf „Es waren auch bloß zwei, drei
Stunden.“
„Und deine Leute? Hast du an denen etwas Auffälliges
bemerkt?“
Wieder überlegte Milan, verzog den Mund und schüttelte
abermals den Kopf. „Nein. Außerdem wurden wir von deinen
Leuten beaufsichtigt. Aber vielleicht sagst du mir, was
eigentlich passiert ist. Mit diesem Ding…“, er legte die Platine
auf den Tisch zurück, „kann ich nichts anfangen.“
Olch lehnte sich zurück, blickte an Milan vorbei. „Du hattest
unlängst Besuch.“ Es war Frage und Feststellung zugleich.
„Das weißt du doch.“
„Wo genau kam die Dame her?“
„Direkt von diesem Puszta… dem Kosmodrom in Ungarn.
Sie kam vom Mars.“
„Hat sie gesagt.“
„Ja – und?“
„Wo ist sie jetzt?“
„Soviel ich weiß, in Berlin, in den Humboldt-Instituten. Sie
arbeitet dort.“
„Dort ist sie nicht.“
Milan runzelte echt überrascht die Stirn. Dann hob er
bedauernd die Hand, ließ sie fallen. „Da kann ich dir nicht
helfen. Es gibt keinen Kontakt.“
„Ah.“ Olch blickte erstaunt „Ich denke, es ist deine
ehemalige – Lebensgefährtin?“
„Du sagst es – ehemalige. Es ist lange her.“
„Und dennoch habt ihr euch getroffen… Gut, danke. Halt
dich zur Verfügung.“ Mit einer lässigen Handbewegung
deutete Olch das Ende der Befragung an.
Obwohl Milan überzeugt war, dass sich gegen ihn kein
Verdacht richtete, verließ er den Sicherheitsbeauftragten mit
gemischten Gefühlen. „Diese Alina!“ Stets wenn Milan „diese
Alina“ dachte, entstand in ihm ein wohliges Erinnerungsbild.
Und er würde

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