Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Vormittag planmäßig gelandet.
Jeder, der sich freimachen konnte, hatte es sich nicht nehmen
lassen, am Empfang der Urlaubsrückkehrer und der Neulinge
teilzunehmen, eine Zeremonie, der sich Alina noch von ihrer
ersten Ankunft her gut erinnerte.
Schon von weitem hatte Alina den aufragenden Graukopf
Connans unter den Vielen ausgemacht. Da hatte sie sich den
Weg gebahnt und sich einfach in seine gebreiteten Arme fallen
lassen. Ein Gefühl, daheim zu sein, hatte sie durchflutet.
Bereits über Funkkommunikation war im Voraus das
Programm für den Ankunftstag festgelegt worden. Gleich am
Nachmittag hatte Alina Gelegenheit bekommen, die
neugierigen Kollegen über die sehr guten Ergebnisse ihrer
Versuche zu informieren. Danach würde ein nennenswerter
Teil der irdischen mit Marspflanzengenen manipulierten Flora,
insbesondere auch Nutzpflanzen, unter den raueren
Bedingungen des Roten Planeten wesentlich besser und vor
allem schneller gedeihen als jene Pflanzen, die bislang
mühsam angepasst worden waren.
Am Abend war ein kleines Fest arrangiert worden, die
Ankunft zweier Neulinge, dreier Erdurlauber und die
rückkehrende Alina galt es zu feiern.
Später dann hatte Connan Alina zum Wohntrakt geleitet. Vor
ihrer Kemenate hatten sie einen Augenblick schweigend
verharrt. Da hatte Alina ohne ein Wort Connans Hand
genommen und ihm so bedeutet, ihr in den Raum zu folgen…
„Du meinst, es wäre wichtig gewesen, sich zu vergewissern,
inwieweit dort unten im Schacht wirklich alles unzugänglich
und kaputt ist?“
„Das hättest du nicht geschafft. Dazu braucht man
Spezialisten, Gerät und vor allem die Erlaubnis von
irgendeinem Eigentümer oder Amt.“
„So ist es. Ich bin nämlich, gegen Ende meines Berliner
Aufenthalts, ein zweites Mal in Bacherode gewesen – eben in
der naiven Absicht, mich zu vergewissern. Ganz abgesehen
davon, dass ich noch nicht einmal auf den Hof des Werks
gekommen bin, habe ich doch erfahren, dass – man hätte es
sich auch denken können – die Elektroenergieversorgung der
Grube aufrechterhalten werden muss, ausschließlich wegen
dieses Strahlenmülllagers. Inwiefern bei der Sprengung Teile
abgetrennt, Kabel zerstört wurden… Stell dir vor, dort unten
leben, schlafen Leute – Milan…“ Den letzten Satz sprach
Alina leise, ein wenig schwermütig.
Connan griff nach ihrer Hand, streichelte sie. „Wenn er jetzt
noch lebt, dann auch noch die restlichen Jahre“, tröstete er. „So
eine Automatik ist dumm und zäh.“
„Aber dann – dann müssten sie heraus.“
„Wie ich mittlerweile durch dich deinen Milan kenne, ist er
nicht auf den Kopf gefallen, und allein wird er dort nicht sein.
Sprenggeröll kann man von beiden Seiten wegräumen. Und
Salz hat eine sehr hohe Standfestigkeit.“
Alina drückte ihren Kopf an Connans Schulter. „Es ist nicht
mein Milan… Dieser zweite Besuch… Ich weiß nicht, es kam
mir vom Anfang an einiges verändert, anders vor, obwohl doch
nur ein halbes Jahr vergangen war. Dieser Erwin, ich hatte ihn
seinerzeit gut bezahlt, benahm sich abweisend. Ins Werk kam
ich nicht. In der Stadtverwaltung konnten oder wollten sie mir
keine Auskunft geben, wer Eigentümer oder Verwalter der
Grube ist.
Ich hatte mir drei Tage freigenommen, die wollte ich nutzen.
Ich hatte sogar die Vorstellung, dass es mir gelänge,
einzufahren, um mir an Ort und Stelle ein Bild zu machen.
Aber gleich am Abend des ersten Tages in der Pension bekam
ich Besuch, der sich als durchaus klärend und aufschlussreich
erweisen sollte. Du kannst dir denken, wie überrascht ich war,
als von der Rezeption der Ruf kam, eine Dame namens Smith
wünsche Alina Merkers in einer dringenden Angelegenheit zu
sprechen, ob sie aufs Zimmer…? Glücklicherweise habe ich
das Foyer als Treffpunkt gewählt, wer weiß, was sonst passiert
wäre…
Es erwartete mich eine durchaus attraktive Frau mit der
seltenen blauen Aureolenfrisur, modisch gekleidet und
geschmückt mit einer kunstvoll gearbeiteten breiten Goldkette.
Die Frau trat freundlich auf mich zu, als ich den Lift verließ –
ich hatte den Eindruck, als hinke sie ein wenig –, stellte sich
als Mary Smith vor, tat sehr weltgewandt und lud mich
zunächst zum Tee ein.
Ich kam alsbald zur Sache: ,Du wolltet mich in einer
dringenden Angelegenheit sprechen, ich wüsste nicht…?’
drängte ich.
Sie rührte in ihrem Tee. ,Du arbeitest gegenwärtig in Berlin,
im Grunde jedoch für die Renaturierung des Mars?’, fragte sie.
,Ja!’ antwortete ich

Weitere Kostenlose Bücher