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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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zeig­ten, füll­ten den Raum. „Je­der, der mich kennt … In der gan­zen Stadt wer­den sie ein­an­der jetzt zu­ni­cken. Al­le wer­den sie mich für einen Mör­der hal­ten.“
    Ni­cho­li dreh­te ei­ne Wähl­schei­be, und der Ton ver­stumm­te. „Ich ha­be Angst“, sag­te sie mit lei­ser und furcht­sa­mer Stim­me. „Ich stei­ge aus der Ban­de aus.“ Sie be­tä­tig­te ei­ne an­de­re Schei­be, und die drei­di­men­sio­na­len Bil­der in der Mit­te des Raum­es wur­den zu zwei­di­men­sio­na­len Ab­bil­dun­gen an der Wand.
    Lar­ry kam aus ei­ner der Her­ren­toi­let­ten der U-Bahn und hat­te sein Hemd aus­ge­zo­gen. Sein Ge­sicht und sei­ne Haa­re wa­ren schwarz. Er hielt ei­ne Sprüh­do­se in der Hand und blieb ste­hen. Sei­ne Au­gen wa­ren eng zu­sam­men­ge­zo­gen.
    „Ni­cho­li, kannst du mir mal die Stel­le be­sprü­hen, die ich ver­paßt ha­be?“ frag­te er.
    Ni­cho­li nahm ge­hor­sam die Sprüh­do­se. „Das ist ein Haar­fär­be­mit­tel.“ Sie las über­rascht das Eti­kett, dann be­sprüh­te sie Lar­rys Ohr­lö­cher und mach­te auch sie schwarz.
    „Haar­fär­be­mit­tel sind aus­ge­zeich­net.“ Lar­ry blieb ste­hen und schnitt ein paar Gri­mas­sen, wäh­rend die Far­be trock­ne­te. Sei­ne Ge­sichts­haut warf mit je­der Gri­mas­se ein paar Fal­ten, die blie­ben, wenn er wie­der nor­mal schau­te. Sie mach­ten ihn äl­ter. „Jetzt Rücken und Ar­me.“ Er dreh­te sich lang­sam um und spreiz­te die Fin­ger, als Ni­cho­li ihm Brust, Ar­me und Hän­de dun­kel­braun ein­sprüh­te. Sein Haar wur­de wel­lig und kraus, als es trock­ne­te. Er strich sich mit den Fin­gern über den Kopf, und sein Haar wur­de zu ei­ner über­ra­schend krau­sen Bürs­te.
    Die an­de­ren stan­den fas­zi­niert auf, um­ring­ten ihn und sa­hen sei­ner Ver­wand­lung zu. Der fünf­zehn­jäh­ri­ge, blon­de Jun­ge war ver­schwun­den. An sei­ner Stel­le stand jetzt ein ma­ge­rer, al­ter Schwar­zer, der aus­sah wie ein un­ter­er­nähr­ter Busch­mann. Vie­le er­wach­se­ne Afri­ka­ner sa­hen so aus, wenn sie in ei­ner Hun­ger­zo­ne groß ge­wor­den wa­ren.
    „Dei­ne Oh­ren ste­hen ab“, sag­te Wee­ny kri­tisch. „Sie wer­den dich an dei­nen Oh­ren er­ken­nen.“
    „Kau­gum­mi“, sag­te der klei­ne al­te Ne­ger, „hat je­mand Kau­gum­mi da?“
    Per­ry nahm ein Stück Kau­gum­mi aus dem Mund, das man da­zu be­nutz­te, Lar­rys ab­ste­hen­de Oh­ren eng an sei­nen Schä­del zu kle­ben. Jetzt, wo sie an sei­nem Kopf an­la­gen, sa­hen sie gleich klei­ner aus.
    Die an­de­ren be­wun­der­ten sei­ne Ver­än­de­rung. Der klei­ne, dun­kel­häu­ti­ge Gent­le­man hat­te nun über­haupt kei­ne Ähn­lich­keit mehr mit dem flüch­ti­gen, steck­brief­lich ge­such­ten Fünf­zehn­jäh­ri­gen.
    Ni­cho­li klatsch­te in die Hän­de und tanz­te um die an­de­ren her­um. „Laßt uns raus­ge­hen! Laßt uns raus­ge­hen – Lar­ry soll einen Po­li­zis­ten an­spre­chen und ihn nach dem Weg fra­gen. Kein Mensch wird dich er­ken­nen, Lar­ry!“
    Jack sag­te: „Wir soll­ten Ge­or­ge auch ein­sprü­hen.“
    „Nein. Er kann nicht auch noch als Schwar­zer ge­hen.“ Lar­ry schob die Sprüh­do­se weg. „Man sucht nach zwei Leu­ten, nach ei­nem Großen und ei­nem Klei­nen. Wenn die Bul­len zwei Schwar­ze se­hen, auf die die Be­schrei­bung paßt, fan­gen sie wo­mög­lich an nach­zu­den­ken.“
    Der Fern­seh­ap­pa­rat lief wei­ter, aber nie­mand hör­te zu, denn al­le wa­ren da­mit be­schäf­tigt, sich ei­ne Ver­klei­dung für mich aus­zu­den­ken, in der mich nie­mand er­kann­te. Ich starr­te auf den Bild­schirm und ver­such­te die Bil­der zu ver­ges­sen, die mich als Ver­bre­cher hin­ge­stellt hat­ten.
    „Ein An­walts­bü­ro, das einen Stamm von Pa­ju­te-In­dia­nern ver­tritt, hat in letz­ter Mi­nu­te ei­ne einst­wei­li­ge Ver­fü­gung ge­gen das Vor­ha­ben er­wirkt, die Dei­che des Golfs von Ka­li­for­ni­en zu öff­nen, um zwecks Fer­tig­stel­lung des Sal­ton­see-Pro­jekts den Ozean ein­zu­las­sen. Das Was­ser wird land­ein­wärts flie­ßen und durch die Prä­his­to­ri­schen al­ten Kanä­le bergab lau­fen.“ Das Bild zeig­te Kanä­le, die an meh­re­ren neu­en Däm­men die

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