Der Esper und die Stadt
sterben. “
Obwohl die Stimme sehr gedämpft war, konnte sie anhand ihrer jugendlichen Tonlage und der intelligenten Wortwahl als die Larry Rubaschows identifiziert werden. Die Rettungsbrigade rief Ahmed an, weckte ihn auf, und er hörte sich die Tonbandaufzeichnungen an. Anschließend erklang die Stimme eines Polizisten, der Ahmed informierte, daß ein Polizeihubschrauber das erwähnte Gebiet mit einem Infrascanner abgesucht, nach menschlicher Körpertemperatur Ausschau gehalten und nichts als größere Kaninchen aufgespürt habe. Daraufhin sei er zurückgekehrt. Man war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Anruf Larrys nur einer seiner Tricks sein könne.
Ahmed hängte ein und dachte nach. Larry hatte Vergnügen daran gehabt, sich mit George zu unterhalten. Er würde wollen, daß George weiterlebte. Ein Barbiturat-Koma war eine harte Sache. Wenn George sich der Bande entgegengestellt hatte, hatten sie ihn vielleicht mit einem Schlafmittel außer Gefecht gesetzt.
Ahmed stieg mit einem Polizeihubschrauber auf und suchte sich – immer noch halb im Schlaf – einen Weg in jene finsteren Zonen, die eine Fackel nicht zu durchdringen vermochte. Er schlug sich blindlings durch ein bis zu seinen Schultern reichendes, verfilztes Dickicht aus umgestürzten Bäumen und wuchernden Schlingpflanzen. Von der sich über ihm auftürmenden Klippe fielen Erdbröckchen auf ihn herab und beschmutzten sein Haar. Irgend etwas war da gefallen.
Er bückte sich, um einen langen, ebenmäßigen Gegenstand zu untersuchen, schlug mit dem Gesicht gegen einen Ast, ertastete mit den Händen einen glatten Stamm, ließ den Strahl seiner Taschenlampe auf ein Gewirr von Zweigen fallen, und als er die Hand danach ausstreckte, fing sein Armbandsender an zu summen.
Es bereitete Ahmed einige Schwierigkeiten, die Hand ans Ohr zu pressen, ohne daß ihm die Zweige ins Gesicht schlugen.
„Ahmed Kosvakatats“, murmelte er als Antwort auf den Anruf.
„Bericht von der Hospitalleitung“, sagte eine gutgelaunte, aber unpersönliche Stimme. „Der Computer für Fragen der allgemeinen Statistik hing zwei Stunden an einer Doppelidentität fest. Er spuckte zwei Namen und zwei Lebensläufe eines DOA aus, der in einem Rettungseinsatz zum Generalhospital an der 165. Straße gebracht wurde. Beide haben George Sanfords Fingerabdrücke. Keinen Puls. Er ist in der Wiederbelebung.“
Ein paar panische Minuten später brachte Ahmed den Polizeihubschrauber dazu, auf der Plattform des Hospitaldaches eine harte Landung zu bauen. Bei den Stationsschwestern erkundigte er sich nach der Richtung, die er nehmen mußte, ignorierte ihre überraschten Blicke auf seine zerrissenen und verdreckten Kleider und erschien im Eingang meines Krankenzimmers.
Ich war drinnen, saß im Bett, war wieder energiegeladen und sauber, fühlte mich gesund und hielt Händchen mit einer hübschen Schwester. Des weiteren waren noch zwei gutaussehende Schwesternschülerinnen und eine Medizin studierende Praktikantin anwesend, die ich ernsthaft fragte, was sie von Recht und Unrecht hielten, warum es so wichtig sei, sich darüber im klaren zu sein, und erzählte ihnen meine Abenteuer.
Die Schwestern standen zwischen mir und der Tür, deswegen blockierten sie meine Sicht. Aber schließlich erfaßte ich, daß da jemand war, dessen Erinnerungen von fieberhaftem Suchen und großer Angst sprachen: ein Mann, der mit den Nerven herunter und übermüdet war. Er befand sich ganz in der Nähe, und seine ängstlichen Vibrationen veränderten sich zu einem warmen Fluß aus Erleichterung und Zorn. Unsichtbar – aber zuhörend –
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