Der Esper und die Stadt
drehte sich herum und musterte mich mit einer Wachsamkeit, als hätte er meinen Steckbrief vor seinem inneren Auge. „George Sanford?“
Ahmed hatte gesagt, ich sollte im Bett bleiben, bis sie mich von der Liste der Gesuchten gestrichen hatten. Ich war zu schnell aufgestanden. Ich war immer noch ein gesuchter Verbrecher.
Sie waren ungeheuer clever und routiniert. Man nahm mich mit ein paar freundlichen Worten fest, sie präsentierten mir einen Computer-Printout mit allen Beweisen, die man gegen Larrys Überfallkommando hatte, zeigte mir die gesammelten Fingerabdrücke und fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, mich an einen Lügendetektor anschließen zu lassen und meine Version der Ereignisse zu erzählen.
Schließlich saß ich in einem Sessel vor einem Lügendetektor und erzählte meine Version. Der Rechtsanwalt fragte mich, ob er mich vertreten solle, und gegen Ende der Geschichte bat er mich, etwas tiefer in die Einzelheiten zu gehen und genau zu berichten, warum ich Weeny gefolgt war und ihn davon abgehalten hatte, mit seinen Bomben die Wasserleitungen in die Luft zu jagen. Aber ich mußte erklären, daß ich unter Drogeneinwirkung gestanden hatte und deswegen nicht mehr viel wußte, was ich getan hatte und warum. Der Anwalt sah daraufhin enttäuscht aus. Ich erklärte ihm auch nicht, daß ich Selbstmord begangen hatte. Das war eine persönliche Sache.
Die Detektive hatten sich Notizen gemacht. Sie nahmen noch einmal jeden kleinen Bruch durch, an dem ich als Gegenleistung für Larrys Streitgespräch beteiligt gewesen war, und fragten mich, was ich dabei getan hatte. Und dann wollten sie alles darüber wissen, was man mich gefragt und was ich den anderen an Informationen gegeben hatte. Meine Antworten wurden aufgezeichnet, und die Detektive nickten mir zu und lächelten ununterbrochen.
Der Neurologe kam schließlich herein und sagte: „Empfehle mildernde Umstände aufgrund eines heilbaren, neuropathischen Leidens, falls es zu einer Behandlung kommt.“ Er ging wieder.
„Knast oder Rehabilitation?“ fragte mein Anwalt. „Treffen Sie eine Wahl. Sie haben genug auf dem Kerbholz, um ein Jahr hinter Gittern zu verschwinden. Wenn Sie die Rehabilitation wählen, besteht die Möglichkeit, daß man Ihnen eine mehr oder weniger große Gedächtnislücke verpaßt, damit Sie vergessen, wen Sie auf dem Kieker haben. Aber wenn Sie die Sache hinter sich haben, können Sie gleich wieder raus.“
„Rehabilitation“, sagte ich. „Ich habe überhaupt keinen auf dem Kieker.“ Warum wollen die Menschen einen immer in einen Käfig sperren?
„Dann trennen sich jetzt unsere Wege. ‚Beim nächsten Mal kriegen Sie einen Verteidiger, einen gesetzlichen Berater von der psychiatrischen Fraktion,’ sagte mein Anwalt, und damit war die Sache für ihn gelaufen. ‚Viel Glück.’“ Den meisten tut es nicht weh. Es ist besser, frei zu sein, dachte er. Die Welle seines Gedankens erreichte mich und war voll des berufsmäßigen Stolzes wegen seines Bemühens um einen Klienten. Es war ein starkes Gefühl mit guten Vibrationen.
Wärter in weißen Kitteln führten mich in einen Raum. Ich nahm auf einem alten Eichenstuhl vor einem Eichenschreibtisch Platz. Hinter dem Schreibtisch saß ein väterlich aussehender Mann mit weißem Haar und einem gestutzten weißen Bart. Er legte die Handflächen gegeneinander, bewegte die Fingerspitzen und strahlte insgeheim Machtgefühle aus, die zu einem Hitler gepaßt hätten.
„George Sanford“, sagte er, „Ihre Akte enthält noch ein paar zusätzliche Punkte, die darauf hindeuten, daß Sie sich von einem gesunden Durchschnittsbürger Ihrer
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