Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
dreh­te sich her­um und mus­ter­te mich mit ei­ner Wach­sam­keit, als hät­te er mei­nen Steck­brief vor sei­nem in­ne­ren Au­ge. „Ge­or­ge San­ford?“
    Ah­med hat­te ge­sagt, ich soll­te im Bett blei­ben, bis sie mich von der Lis­te der Ge­such­ten ge­stri­chen hat­ten. Ich war zu schnell auf­ge­stan­den. Ich war im­mer noch ein ge­such­ter Ver­bre­cher.
    Sie wa­ren un­ge­heu­er cle­ver und rou­ti­niert. Man nahm mich mit ein paar freund­li­chen Wor­ten fest, sie prä­sen­tier­ten mir einen Com­pu­ter-Prin­tout mit al­len Be­wei­sen, die man ge­gen Lar­rys Über­fall­kom­man­do hat­te, zeig­te mir die ge­sam­mel­ten Fin­ger­ab­drücke und frag­te mich, ob ich et­was da­ge­gen hät­te, mich an einen Lü­gen­de­tek­tor an­schlie­ßen zu las­sen und mei­ne Ver­si­on der Er­eig­nis­se zu er­zäh­len.
    Schließ­lich saß ich in ei­nem Ses­sel vor ei­nem Lü­gen­de­tek­tor und er­zähl­te mei­ne Ver­si­on. Der Rechts­an­walt frag­te mich, ob er mich ver­tre­ten sol­le, und ge­gen En­de der Ge­schich­te bat er mich, et­was tiefer in die Ein­zel­hei­ten zu ge­hen und ge­nau zu be­rich­ten, warum ich Wee­ny ge­folgt war und ihn da­von ab­ge­hal­ten hat­te, mit sei­nen Bom­ben die Was­ser­lei­tun­gen in die Luft zu ja­gen. Aber ich muß­te er­klä­ren, daß ich un­ter Dro­gen­ein­wir­kung ge­stan­den hat­te und des­we­gen nicht mehr viel wuß­te, was ich ge­tan hat­te und warum. Der An­walt sah dar­auf­hin ent­täuscht aus. Ich er­klär­te ihm auch nicht, daß ich Selbst­mord be­gan­gen hat­te. Das war ei­ne per­sön­li­che Sa­che.
    Die De­tek­ti­ve hat­ten sich No­ti­zen ge­macht. Sie nah­men noch ein­mal je­den klei­nen Bruch durch, an dem ich als Ge­gen­leis­tung für Lar­rys Streit­ge­spräch be­tei­ligt ge­we­sen war, und frag­ten mich, was ich da­bei ge­tan hat­te. Und dann woll­ten sie al­les dar­über wis­sen, was man mich ge­fragt und was ich den an­de­ren an In­for­ma­tio­nen ge­ge­ben hat­te. Mei­ne Ant­wor­ten wur­den auf­ge­zeich­net, und die De­tek­ti­ve nick­ten mir zu und lä­chel­ten un­un­ter­bro­chen.
    Der Neu­ro­lo­ge kam schließ­lich her­ein und sag­te: „Emp­feh­le mil­dern­de Um­stän­de auf­grund ei­nes heil­ba­ren, neu­ro­pa­thi­schen Lei­dens, falls es zu ei­ner Be­hand­lung kommt.“ Er ging wie­der.
    „Knast oder Re­ha­bi­li­ta­ti­on?“ frag­te mein An­walt. „Tref­fen Sie ei­ne Wahl. Sie ha­ben ge­nug auf dem Kerb­holz, um ein Jahr hin­ter Git­tern zu ver­schwin­den. Wenn Sie die Re­ha­bi­li­ta­ti­on wäh­len, be­steht die Mög­lich­keit, daß man Ih­nen ei­ne mehr oder we­ni­ger große Ge­dächt­nis­lücke ver­paßt, da­mit Sie ver­ges­sen, wen Sie auf dem Kie­ker ha­ben. Aber wenn Sie die Sa­che hin­ter sich ha­ben, kön­nen Sie gleich wie­der raus.“
    „Re­ha­bi­li­ta­ti­on“, sag­te ich. „Ich ha­be über­haupt kei­nen auf dem Kie­ker.“ Warum wol­len die Men­schen einen im­mer in einen Kä­fig sper­ren?
    „Dann tren­nen sich jetzt un­se­re We­ge. ‚Beim nächs­ten Mal krie­gen Sie einen Ver­tei­di­ger, einen ge­setz­li­chen Be­ra­ter von der psych­ia­tri­schen Frak­ti­on,’ sag­te mein An­walt, und da­mit war die Sa­che für ihn ge­lau­fen. ‚Viel Glück.’“ Den meis­ten tut es nicht weh. Es ist bes­ser, frei zu sein, dach­te er. Die Wel­le sei­nes Ge­dan­kens er­reich­te mich und war voll des be­rufs­mä­ßi­gen Stol­zes we­gen sei­nes Be­mü­hens um einen Kli­en­ten. Es war ein star­kes Ge­fühl mit gu­ten Vi­bra­tio­nen.
    Wär­ter in wei­ßen Kit­teln führ­ten mich in einen Raum. Ich nahm auf ei­nem al­ten Ei­chen­stuhl vor ei­nem Ei­chen­schreib­tisch Platz. Hin­ter dem Schreib­tisch saß ein vä­ter­lich aus­se­hen­der Mann mit weißem Haar und ei­nem ge­stutz­ten wei­ßen Bart. Er leg­te die Hand­flä­chen ge­gen­ein­an­der, be­weg­te die Fin­ger­spit­zen und strahl­te ins­ge­heim Macht­ge­füh­le aus, die zu ei­nem Hit­ler ge­paßt hät­ten.
    „Ge­or­ge San­ford“, sag­te er, „Ih­re Ak­te ent­hält noch ein paar zu­sätz­li­che Punk­te, die dar­auf hin­deu­ten, daß Sie sich von ei­nem ge­sun­den Durch­schnitts­bür­ger Ih­rer

Weitere Kostenlose Bücher