Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
Al­ter­s­stu­fe un­ter­schei­den. Die neues­ten Be­rich­te über die zwei­fel­haf­ten Hand­lun­gen, de­ren Ver­ant­wor­tung mög­li­cher­wei­se eben­so wie die ver­bre­che­ri­schen Ak­tio­nen selbst an­de­ren an­zu­las­ten ist – oh­ne daß Sie sie an ih­rem Tun hin­der­ten –, hat Ih­rer Ak­te ein paar Ne­ga­tiv­punk­te ein­ge­tra­gen und da­zu ge­führt, daß die Ge­samt­sum­me Ih­rer an der Gren­ze zur an­ti­so­zia­len Tä­tig­keit lie­gen­den Ak­ti­vi­tä­ten zwan­zig Punk­te über­schrit­ten hat. Auf­grund die­ser Tat­sa­che sind Sie für ei­ne Per­sön­lich­keits­kor­rek­tur fäl­lig. Ha­ben Sie an­ge­sichts die­ser La­ge den Wunsch, in ir­gend­ei­ner Wei­se Ih­re ge­ra­de ge­mach­ten Zeu­gen­aus­sa­gen und Ge­ständ­nis­se zu re­la­ti­vie­ren?“ Er sah mich trau­rig über sei­ne ge­fal­te­ten, be­ten­den Hän­de hin­weg an und lach­te sich ins­ge­heim eins.
    Der Bur­sche er­in­ner­te mich an einen je­ner Sa­dis­ten, die laut Ah­med frü­her in den Ner­ven­kli­ni­ken ge­ar­bei­tet hat­ten. Wie kom­men Men­schen wie die­ser bloß in sol­che Po­si­tio­nen, oh­ne daß man sie er­kennt?
    „Mei­nen Sie da­mit, ob ich das, was ich Ih­nen über mei­ne Zu­sam­men­ar­beit mit Lar­ry er­zählt ha­be, wi­der­ru­fen will?“
    „Ja, so un­ge­fähr.“ Er gab sei­ne be­ten­de Hal­tung auf, fal­te­te die Hän­de rich­tig und leg­te sie auf die Tisch­plat­te.
    „Nein. Ich glau­be nicht, daß ich et­was an­de­res sa­gen will. Kann ich noch mal hö­ren, was ich ge­sagt ha­be?“
    Er spiel­te das Band noch mal ab. Es wa­ren nur die Fra­gen, die die Ein­brü­che be­tra­fen, bei de­nen ich ge­hol­fen hat­te.
    „Okay“, sag­te ich. „Das ha­be ich ge­tan. Ich ver­such­te Lar­ry klarzu­ma­chen, daß es falsch war, aber er hat­te im­mer gu­te Ge­gen­ar­gu­men­te auf La­ger. Das Band ist in Ord­nung.“
    „Wol­len Sie dann bit­te die­se Ban­dab­schrift un­ter­schrei­ben?“
    „Was steht denn drin?“
    „Es gibt nichts an­de­res wie­der als das, was Sie auf Band ge­spro­chen ha­ben. Wür­den Sie bit­te hier un­ter­schrei­ben?“
    „Okay.“ Ich un­ter­schrieb.
    Er ließ ei­ne Glo­cke läu­ten. Weiß­ge­klei­de­te Män­ner ka­men her­ein, steck­ten mich in ei­ne wei­ße Ja­cke mit un­heim­lich lan­gen Är­meln, wi­ckel­ten sie mir zwei­mal um den Bauch, so daß mei­ne Ar­me eng an mei­nem Kör­per la­gen, und schnür­ten sie mir hin­ter dem Rücken zu.
    „Was ist das?“
    „Ei­ne Zwangs­ja­cke.“
    Sechs Män­ner es­kor­tier­ten mich in einen klei­nen, wei­ßen, mit ge­pols­ter­ten Wän­den aus­ge­stat­te­ten Raum und setz­ten mich auf ein Ding, das wie ein elek­tri­scher Stuhl aus­sah. Zweck­los, ge­gen sechs Mann kann man nichts ma­chen.
    Ich bin im all­ge­mei­nen ein glück­li­cher Mensch, weil ich mei­ne Na­se nicht in an­de­rer Leu­te An­ge­le­gen­hei­ten ste­cke und nicht ge­gen das Sys­tem kämp­fe. Aber jetzt such­te ich nach ei­nem Aus­weg. Ich stimm­te mich auf die Män­ner ein und such­te in ih­rem Ge­dächt­nis nach Fäl­len, in de­nen Ge­fan­ge­ne ent­kom­men oder Be­hand­lun­gen ab­ge­sagt wor­den wa­ren. Wie?
    Sie hat­ten kei­ne Ant­wor­ten. Sie konn­ten sich nicht dar­an er­in­nern, daß je ein Ge­fan­ge­ner aus­ge­bro­chen oder ei­ne Be­hand­lung ab­ge­sagt wor­den war. Sie wa­ren da­von über­zeugt, daß das, was sie ta­ten, in Ord­nung war. Sie glaub­ten, daß ein Ge­fan­ge­ner, nach­dem man ihm ei­ne Ge­hirn­wä­sche ver­paßt und re­ha­bi­li­tiert hat­te, in der Frei­heit ein bes­se­res und glück­li­che­res Le­ben fuh­ren wür­de.
    Sie be­fes­tig­ten ein paar Ka­bel an mei­nem Hals­rücken. Ich fing an wü­tend zu wer­den, da sie mich wie einen Ge­gen­stand be­han­del­ten. Aber dann fiel mir ein, daß der Grund für die­se rau­he Be­hand­lung dar­in lag, daß man die Au­to­ri­tät haß­te. Auf was man auch im­mer stink­sau­er war, auf was man sich auch im­mer mit all sei­nen Ge­füh­len kon­zen­trier­te – die Ka­bel wür­den es mit ei­nem rie­si­gen, wei­ßen Blitz, der ei­nem Or­gas­mus, ei­nem star­ken Schmerz oder Schlag äh­nel­te, aus­lö­schen. Wenn ich mich von ih­nen auf die

Weitere Kostenlose Bücher