Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
den Bäu­men des Grün­gür­tels zwit­scher­ten im­mer noch, man mö­ge auf­ste­hen. Das Son­nen­licht war hell und ro­sa auf den Haus­dä­chern. Küh­le Schat­ten und et­was Ne­bel hin­gen im­mer noch in den ta­l­ähn­li­chen Stra­ßen der New Yor­ker West Si­de. Ich ver­ließ die Te­le­fon­zel­le und ging über die Stra­ße›um mich ins Gras ne­ben der Stra­ße zu set­zen. Ich lehn­te mich mit dem Rücken ge­gen einen Baum und sah auf. Au­tos fuh­ren hier kei­ne. Seit fünf­zehn Jah­ren fuh­ren kei­ne Au­tos mehr in der Stadt. Ich gab mich ganz dem Frie­den hin.
    Das Te­le­fon klin­gel­te. Ich ging wie­der über die Stra­ße und kehr­te in die Zel­le zu­rück. „Hier ist Ge­or­ge San­ford.“ Die Te­le­fon­zel­le war zu klein. Ich öff­ne­te die Tür und lausch­te dem Ge­sang der Vö­gel.
    „Ihr sta­tis­ti­scher Be­richt ist ge­ra­de rü­ber­ge­kom­men“, sag­te die Stim­me des Ex­pe­dien­ten. „Com­pu­ter-Aus­druck, ab­wei­chen­des Ver­hal­ten von der Norm im letz­ten Jahr, Da­ten be­züg­lich grund­lo­ser Ge­walt in klei­nen und grö­ße­ren Fäl­len be­tref­fend die Blocks zwi­schen der 23. und 21. Stra­ße so­wie die bei­den Blocks an der Wil­mont Street. In Ord­nung?“
    „Rich­tig.“ Ich hat­te in ei­ner Wo­che ge­lernt, wie ein Po­li­zist vor­zu­ge­hen. „Ir­gend­was in der Art je­den­falls. Ich will et­was wis­sen über so was Ähn­li­ches wie ei­ne Zu­nah­me halb­her­zig durch­ge­führ­ter De­lik­te. Et­wa, wenn je­mand an Mord denkt, ihn dann aber nicht aus­führt.“
    „Hm, hm, da ha­ben wir ein paar Fäl­le; haupt­säch­lich Ge­waltandro­hung und An­grif­fe, bei de­nen nie­mand ver­letzt wur­de. Schü­ler, die ih­re Leh­rer mit Farb­beu­teln be­war­fen oder ih­nen in der High School die Klei­der zer­ris­sen. Und einen Hau­fen Er­wach­se­nen-Van­da­lis­mus.“
    „Wel­che Art Van­da­lis­mus? Ge­ben Sie mir Ein­zel­hei­ten.“
    Mit mo­no­to­ner Stim­me las er vor: „Grund­lo­se Ge­waltak­te, Typ zwo: Vor­hän­ge und Bil­der ab­rei­ßen oder mit Mes­sern auf­schlit­zen. Typ drei: Ab­bil­dun­gen von Per­sön­lich­kei­ten mit Sprüh­do­sen oder Filz­stif­ten be­schmie­ren – ent­we­der durch­strei­chen oder über­ma­len. Typ vier: Zeich­nun­gen von blu­ti­gen Schwer­tern, Mes­sern, Äx­ten.“ Die mo­no­to­ne Stim­me hielt in­ne und frag­te in nor­ma­lem Ton­fall: „Brau­chen Sie mehr?“
    „Das reicht mir“, sag­te ich. „Ich krieg den Stand­punkt schon hin. Le­sen Sie mir die Ein­zel­hei­ten der An­grif­fe vor. Aber lang­sam.“ Ich fühl­te mich jetzt schon ge­walt­tä­tig.
    „Wo­für? Was ha­ben Sie vor?“
    „Ich ver­su­che, mich auf einen Ver­däch­ti­gen ein­zu­stim­men. Zu den­ken wie er“, sag­te ich in das Te­le­fon. „Ich bin in der Ge­gend. Auf der einen Sei­te lie­gen die Kunst- und Hand­werks-Kom­mu­nen, auf der an­de­ren woh­nen die al­ten Ita­lie­ner. Ru­hi­ge Leu­te, die kei­nen Grund ha­ben, sich wü­tend zu füh­len oder an Blut zu den­ken, aber wenn ich da vor­bei­ge­he, um einen Tel­ler Spaghet­ti zu es­sen, kann ich es füh­len. Je­mand in die­sem Block hat an Ge­walt ge­dacht und sen­det seit Jah­ren schlech­te Vi­bra­tio­nen aus. Die Kin­der ge­hen hier auf dem Weg zur Schu­le vor­bei. Ich woll­te se­hen, ob die Vi­bra­tio­nen sie er­rei­chen. Und das tun sie. Und zwar saf­tig. Ich ver­su­che, mich auf die Vi­bra­tio­nen ein­zu­stim­men, um zu se­hen, ob ich in den Kopf des Bur­schen rein­kom­me.“
    „Al­les in Ord­nung mit Ih­nen da drau­ßen?“ frag­te die Te­le­fon­stim­me miß­trau­isch. „Sind Sie aus­ge­flippt oder was?“
    Bis­her hat­te ich im­mer mit Ah­med zu­sam­men­ge­ar­bei­tet, und er hat­te die Te­le­fo­nie­re­rei er­le­digt. Viel­leicht mach­te ich ir­gend­was falsch. „Schau­en Sie, wenn Sie zu be­schäf­tigt sind, um die Bulle­tins der Ret­tungs­bri­ga­de zu le­sen, kön­nen Sie auch nichts über mich wis­sen. Sie ge­ben mir bes­ser je­man­den, der nicht so be­schäf­tigt ist, in Ord­nung?“
    Ich warf einen Blick nach drau­ßen und hör­te die Ge­räusche der auf­wa­chen­den Nach­bar­schaft, roch den Duft von ge­bra­te­nem Speck und sah die Zeich­nung ei­ner

Weitere Kostenlose Bücher