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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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wahn­sin­ni­gen Ge­heu­le, dann rums­te und krach­te es. Ein paar Leu­te steck­ten die Köp­fe aus dem Fens­ter, um raus­zu­krie­gen, wo das Ge­schrei her­kam.
    Das Ge­pol­ter ver­stumm­te. Die krei­schend her­vor­ge­sto­ße­nen Ob­szö­ni­tä­ten und Flü­che aus dem In­ne­ren der Woh­nung wur­den nach und nach lei­ser, bis die bei­den Po­li­zis­ten einen sich weh­ren­den Wahn­sin­ni­gen auf die Stra­ße zerr­ten. Fuß­gän­ger hiel­ten an, um zu­zu­se­hen.
    „Die­se Aus­drücke“, sag­te ei­ne Frau, die sich aus dem Fens­ter der Woh­nung über mir beug­te. „Warum ge­ben sie ihm denn kein Be­ru­hi­gungs­mit­tel?“
    Die Po­li­zis­ten ver­such­ten ge­dul­dig, sei­ne Ar­me in die Stel­lung zu krie­gen, die es ih­nen er­mög­lich­te, ihm Hand­schel­len an­zu­le­gen. Der Bur­sche trat um sich, biß und fluch­te.
    „Ver­ste­he das Bö­se“, hat­te der Gu­ru mir er­zählt. Ich stütz­te mich ab und stimm­te mich in die Flü­che und das Zäh­ne­flet­schen ein. Es war ei­ne Über­ra­schung, aber was für ei­ne. Der Ir­re hat­te einen un­ge­heu­ren Spaß. Er brauch­te sich nun nicht mehr zu ver­stel­len und vor­zu­ge­ben, nor­mal zu sein. Er war ganz ent­spannt, ließ al­les raus, ließ es hoch­ge­hen. Ge­gen die Po­li­zis­ten an­kämp­fend, was ihm ziem­li­che Mü­he mach­te, wur­de er lang­sam vom Ge­bäu­de weg in den Hub­schrau­ber ge­zo­gen. Er er­freu­te sich an dem Kampf, sein Ge­heu­le war für ihn ein Kriegs­schrei.
    „Gebt ihm ein Be­ru­hi­gungs­mit­tel“, rief die Frau nach un­ten.
    „Das ha­ben wir schon“, er­wi­der­te ei­ner der Po­li­zis­ten über den Lärm hin­weg. „Viel­leicht be­nimmt er sich im­mer so, wenn er einen Tran­qui­li­zer kriegt.“
    Plötz­lich hör­te das wü­ten­de Schrei­en auf. Das Be­ru­hi­gungs­mit­tel zeig­te Wir­kung. Sie hiev­ten den pas­si­ven Mann in den Ko­pter, wie einen In­va­li­den. Ich ging auf sie zu. „Ich ha­be ge­ru­fen. Ich soll mit­kom­men.“
    „In Ord­nung, steig ein.“ Sie mach­ten Platz für mich. Auf ei­nem Sitz in der Nä­he, den man auf­ge­bla­sen und fest­ge­zurrt hat­te, summ­te der Ir­re wäh­rend des Starts vor sich hin.
    Der Hub­schrau­ber trug uns über den Hud­son Ri­ver, da­mit wir nicht in die Luft­lö­cher der Auf- und Ab­win­de über dem Ge­bäu­de ka­men, und wir kreuz­ten über dem grü­nen Park­strei­fen des Ufers, wäh­rend der Ir­re vor sich hin summ­te, den Aus­blick ge­noß und die He­li­ko­pter­po­li­zis­ten über Funk neue An­wei­sun­gen be­ka­men.
    Wir wur­den lang­sa­mer und schweb­ten über ei­ner An­samm­lung brau­ner Zie­gel­tür­me, wo wir auf einen Dach­lan­de­platz run­ter­gin­gen, auf des­sen Bo­den N OTAM­BU­LANZ -E IN­GANG stand. Der Hub­schrau­ber setz­te auf und stand; ein be­weg­li­cher Teil des Daches zog ihn seit­wärts auf ei­ne Auf­zugs­platt­form zu, die nach un­ten glitt und uns ins Herz der Neu­ro­lo­gisch-Psych­ia­tri­schen Ab­tei­lung der Kli­nik brach­te. Ge­schäf­ti­ge Män­ner in wei­ßen und grü­nen Kit­teln nah­men den Pa­ti­en­ten mit; die Re­zep­ti­on nahm sei­ne Brief­ta­sche und den Be­richt der Po­li­zis­ten ent­ge­gen. Man bat mich, mei­nen Na­men zu buch­sta­bie­ren, und trug ihn in die Spal­te ein, in der „Ein­ge­wie­sen von“ stand. Dann brauch­te man mich nicht mehr. Ich sah einen Lift, an dem B ESU­CHER -E XPRESS - AUF­ZUG P AR­TERRE -A US­GANG stand.
    Be­schäf­tig­te Leu­te eil­ten vor­bei, drück­ten mich bei­sei­te und roll­ten über­all dort fahr­ba­re Bet­ten vor­bei, wo ich mich hin­stel­len und zu­se­hen woll­te. Ich nahm den Ex­preß­auf­zug zum Par­terre und war nei­disch auf die Ärz­te. Die Jobs, die sie hat­ten, schie­nen wich­tig und ar­beits­reich zu sein.
    Ich stand ge­ra­de in der Ein­gangs­hal­le der un­ters­ten Eta­ge, als mir ein­fiel, daß Chief Judd Oslow an­ge­ord­net hat­te, ich soll­te mich in Zim­mer 106 bei ei­ner Se­kre­tä­rin mel­den, um die For­mu­la­re aus­zu­fül­len. Es ging mir ge­gen den Strich, For­mu­la­re aus­zu­fül­len. Es war bei­na­he acht Uhr mor­gens. Ich ging ernst durch einen Kor­ri­dor, bis ich Zim­mer 106 fand und hin­ein­ge­hen woll­te. Die Tür war zu. Als

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