Der Esper und die Stadt
Mit dem Kopf aus dem Fenster versuchte ich mich auf Leute einzustimmen, die in Schwierigkeiten waren. Ich stellte mir vor, irgendwo festzusitzen und Angst zu haben. Ahmed hatte sich zwei oder drei Tage nicht sehen lassen, aber ich war der Arbeit die ganze Zeit nachgegangen und fand verschwundene Kinder, Katzen in Mülleimern; Touristen, die sich verlaufen hatten und sich nicht an den Namen ihres Hotels erinnern konnten, und alte Leute in mit Handabdruck-Schlössern versehenen Wohnungen, deren Türen nur auf sie selbst reagierten. Die alten Leute vergaßen ständig, wie man diese modernen Erfindungen bediente, und dann saßen sie entweder drinnen oder draußen fest und suchten nach einer Klinke.
Es war mir eine Freude gewesen, ihnen zu helfen und sie glücklich zu machen.
Aber zuerst mußte ich sie anhand ihrer Angstausstrahlung finden – und das war kein gutes Gefühl.
Die regulären Mannschaften der Rettungsbrigade stürzen sich in Feuer und Gas, um Menschen zu retten. Ich mußte in ihre Köpfe rein. Manchmal ist Feuer wirklich angenehmer.
Während ich den Kopf aus dem Fenster steckte, fiel mir der Verrückte wieder ein, der einen Mord geplant hatte, als Ahmed und ich in dem italienischen Restaurant gesessen hatten. Ich hatte ihn vergessen. Aber wenn der Irre jemanden umbrachte, bevor ich ihn erwischte, war das schlecht.
Ich zog den Kopf wieder herein und versuchte mich auf einen verrückten Mörder einzustimmen, indem ich wütend in Haß und Rache dachte. Dabei fing ich die Gedanken eines halbwachen Mannes auf, der genüßlich daran dachte, seinen klingelnden Wecker an die Wand zu werfen. Da ich allmählich wieder einzunicken drohte, ging ich unter die Kommunendusche, um wach zu werden.
Im Duschraum bewunderte ich zwei Mädchen und hoffte, daß ihnen meine neue Figur gefiel. Ich war jetzt eckig, nicht mehr rund. Um in ernste Stimmung zu kommen, nahm ich eine eiskalte Dusche, glitt in meine Shorts und ging zu diesem italienischen Restaurant. Es war geschlossen, aber drinnen lief eine kleine Putzmaschine herum, hob die Tische hoch und wirbelte mit den Bürsten.
Es war zu spät oder zu früh. Dieser Gedanke brachte wieder die geträumte Angst zurück, zu lange gewartet zu haben. Ich befürchtete, daß bereits etwas Schlimmes passierte. Während ich mit geschlossenen Augen dastand, versuchte ich mich in den Mörder einzustimmen.
Meine Angst- und Schuldgefühle stimmten mich auf einen betrunkenen städtischen Angestellten ein, der Angst hatte, den falschen Leuten ein paar wichtige Geheimnisse ausgeplaudert zu haben. Wenn etwas Schlimmes passiert, ist es meine Schuld, dachte er verzweifelt, als ich ihn ausklinkte. Das gilt auch für mich, Bruderherz. Ich muß diesen Mörder finden, der zu verrückt ist, um Schuldgefühle zu haben. Er wird jubeln, wenn er Blut sieht – schon wenn er daran denkt.
Ahmeds Vorgehensweise fiel mir ein. Lokalisiere deinen Mann, indem du die breiter werdende Welle der von ihm erzeugten Gedanken auf den Kreis der Echos in den Köpfen der anderen erweiterst. Frag die Krankenhaus- und Verbrechensstatistik.
Der Mörder schläft vielleicht und sendet überhaupt keine Vibrationen aus. Noch tut er keinem was. Immer mit der Ruhe, George.
Ahmed kann mit der Statistik umgehen. Er hat dir gezeigt, wie das geht. Sie wird auch dir helfen, sagte ich mir, aber der Alptraum hatte in mir das Gefühl erzeugt, daß jeden Augenblick etwas Schlimmes passieren konnte.
Für die Statistik war es noch zu früh, aber ich bekam den Expedienten ans Telefon. Er war zwar wach, hörte sich aber schläfrig an. Er sagte, er könne den Statistik-Computer dazu kriegen, einen Bericht auszudrucken.
Es war sieben Uhr früh, und die Vögel in
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