Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
Mit dem Kopf aus dem Fens­ter ver­such­te ich mich auf Leu­te ein­zu­stim­men, die in Schwie­rig­kei­ten wa­ren. Ich stell­te mir vor, ir­gend­wo fest­zu­sit­zen und Angst zu ha­ben. Ah­med hat­te sich zwei oder drei Ta­ge nicht se­hen las­sen, aber ich war der Ar­beit die gan­ze Zeit nach­ge­gan­gen und fand ver­schwun­de­ne Kin­der, Kat­zen in Müll­ei­mern; Tou­ris­ten, die sich ver­lau­fen hat­ten und sich nicht an den Na­men ih­res Ho­tels er­in­nern konn­ten, und al­te Leu­te in mit Han­d­ab­druck-Schlös­sern ver­se­he­nen Woh­nun­gen, de­ren Tü­ren nur auf sie selbst rea­gier­ten. Die al­ten Leu­te ver­ga­ßen stän­dig, wie man die­se mo­der­nen Er­fin­dun­gen be­dien­te, und dann sa­ßen sie ent­we­der drin­nen oder drau­ßen fest und such­ten nach ei­ner Klin­ke.
    Es war mir ei­ne Freu­de ge­we­sen, ih­nen zu hel­fen und sie glück­lich zu ma­chen.
    Aber zu­erst muß­te ich sie an­hand ih­rer Angst­aus­strah­lung fin­den – und das war kein gu­tes Ge­fühl.
    Die re­gu­lä­ren Mann­schaf­ten der Ret­tungs­bri­ga­de stür­zen sich in Feu­er und Gas, um Men­schen zu ret­ten. Ich muß­te in ih­re Köp­fe rein. Manch­mal ist Feu­er wirk­lich an­ge­neh­mer.
    Wäh­rend ich den Kopf aus dem Fens­ter steck­te, fiel mir der Ver­rück­te wie­der ein, der einen Mord ge­plant hat­te, als Ah­med und ich in dem ita­lie­ni­schen Re­stau­rant ge­ses­sen hat­ten. Ich hat­te ihn ver­ges­sen. Aber wenn der Ir­re je­man­den um­brach­te, be­vor ich ihn er­wi­sch­te, war das schlecht.
    Ich zog den Kopf wie­der her­ein und ver­such­te mich auf einen ver­rück­ten Mör­der ein­zu­stim­men, in­dem ich wü­tend in Haß und Ra­che dach­te. Da­bei fing ich die Ge­dan­ken ei­nes halb­wa­chen Man­nes auf, der ge­nüß­lich dar­an dach­te, sei­nen klin­geln­den We­cker an die Wand zu wer­fen. Da ich all­mäh­lich wie­der ein­zu­ni­cken droh­te, ging ich un­ter die Kom­mu­nen­du­sche, um wach zu wer­den.
    Im Dusch­raum be­wun­der­te ich zwei Mäd­chen und hoff­te, daß ih­nen mei­ne neue Fi­gur ge­fiel. Ich war jetzt eckig, nicht mehr rund. Um in erns­te Stim­mung zu kom­men, nahm ich ei­ne eis­kal­te Du­sche, glitt in mei­ne Shorts und ging zu die­sem ita­lie­ni­schen Re­stau­rant. Es war ge­schlos­sen, aber drin­nen lief ei­ne klei­ne Putz­ma­schi­ne her­um, hob die Ti­sche hoch und wir­bel­te mit den Bürs­ten.
    Es war zu spät oder zu früh. Die­ser Ge­dan­ke brach­te wie­der die ge­träum­te Angst zu­rück, zu lan­ge ge­war­tet zu ha­ben. Ich be­fürch­te­te, daß be­reits et­was Schlim­mes pas­sier­te. Wäh­rend ich mit ge­schlos­se­nen Au­gen da­stand, ver­such­te ich mich in den Mör­der ein­zu­stim­men.
    Mei­ne Angst- und Schuld­ge­füh­le stimm­ten mich auf einen be­trun­ke­nen städ­ti­schen An­ge­stell­ten ein, der Angst hat­te, den falschen Leu­ten ein paar wich­ti­ge Ge­heim­nis­se aus­ge­plau­dert zu ha­ben. Wenn et­was Schlim­mes pas­siert, ist es mei­ne Schuld, dach­te er ver­zwei­felt, als ich ihn aus­klink­te. Das gilt auch für mich, Bru­der­herz. Ich muß die­sen Mör­der fin­den, der zu ver­rückt ist, um Schuld­ge­füh­le zu ha­ben. Er wird ju­beln, wenn er Blut sieht – schon wenn er dar­an denkt.
    Ah­meds Vor­ge­hens­wei­se fiel mir ein. Lo­ka­li­sie­re dei­nen Mann, in­dem du die brei­ter wer­den­de Wel­le der von ihm er­zeug­ten Ge­dan­ken auf den Kreis der Echos in den Köp­fen der an­de­ren er­wei­terst. Frag die Kran­ken­haus- und Ver­bre­chens­sta­tis­tik.
    Der Mör­der schläft viel­leicht und sen­det über­haupt kei­ne Vi­bra­tio­nen aus. Noch tut er kei­nem was. Im­mer mit der Ru­he, Ge­or­ge.
    Ah­med kann mit der Sta­tis­tik um­ge­hen. Er hat dir ge­zeigt, wie das geht. Sie wird auch dir hel­fen, sag­te ich mir, aber der Alp­traum hat­te in mir das Ge­fühl er­zeugt, daß je­den Au­gen­blick et­was Schlim­mes pas­sie­ren konn­te.
    Für die Sta­tis­tik war es noch zu früh, aber ich be­kam den Ex­pe­dien­ten ans Te­le­fon. Er war zwar wach, hör­te sich aber schläf­rig an. Er sag­te, er kön­ne den Sta­tis­tik-Com­pu­ter da­zu krie­gen, einen Be­richt aus­zu­dru­cken.
    Es war sie­ben Uhr früh, und die Vö­gel in

Weitere Kostenlose Bücher