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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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strau­chel­te er­neut, dies­mal schwe­rer, und ich hielt ihn fest, bis er wie­der ste­hen konn­te. Sein Arm war schweiß­naß. „Manch­mal hast du wirk­lich gu­te Ide­en, Ge­or­ge“, sag­te er.
    „Ich emp­fan­ge kei­ne Vi­bra­tio­nen von dir, Ah­med, al­so ha­be ich dich oh­ne sie ge­fun­den“, sag­te ich in sein lin­kes Ohr. „Den­ken kann ich.“
    Ich brach­te ihn zu der Te­le­fon­zel­le. Zum Glück gab es in ihr ei­ne Bank, auf der man sit­zen konn­te. Ah­med ließ sich auf die Bank fal­len, nahm den Kopf­hö­rer und das Mi­kro an sich und stülp­te sich al­les über den Kopf.
    „Okay, Ge­or­ge, manch­mal bist du wirk­lich ein Glückspilz. Aber übe kei­nen Druck aus, und hal­te dich nicht für so gut wie einen Po­li­zis­ten mit ei­ner Mar­ke.“ Er grins­te mich mit Zäh­nen an, die seit zwei Ta­gen nicht mehr ge­putzt wor­den wa­ren, und drück­te die Te­le­fon­num­mern mit ei­ner Hand, die wie ei­ne Stimm­ga­bel zit­ter­te.
    Ich hät­te ihm ei­ne rein­hau­en oder heu­len kön­nen. Ich ver­ste­he, warum die Ara­ber in die­ser Run­de im­mer in die­ses hys­te­ri­sche Ge­läch­ter aus­ge­bro­chen wa­ren. Wenn man nichts tun kann, das einen wei­ter­bringt, kann man nur noch la­chen oder aus­nip­pen. Eben­so­we­nig wie die Ara­ber konn­te ich ihn da­zu brin­gen, das zu sa­gen, was ich ger­ne hö­ren woll­te.
    Wenn man einen Bur­schen nicht da­zu brin­gen kann, das zu sa­gen, was er sa­gen soll, muß man ihn ent­we­der um­brin­gen, ihn sit­zen oder den Boß spie­len las­sen. Und Ah­med war im­mer der Boß ge­we­sen.
    „Die Lei­tung ist be­setzt. Du rufst das Med Cen­ter an und bringst mich dort hin, nach­dem ich mit dem Haupt­quar­tier ge­spro­chen ha­be“, wie­der­hol­te er.
    „Ja­wohl, Boß“, sag­te ich.
    Er sah mich von oben bis un­ten an und grins­te wie­der die­ses kno­chi­ge, groß­zah­ni­ge To­ten­kopf-Grin­sen. In ei­nem schril­len So­pran imi­tier­te er das, was er hör­te. „Cap­tain Fran­kel spricht ge­ra­de auf ei­ner an­de­ren Lei­tung. Bit­te hin­ter­las­sen Sie ei­ne Nach­richt. Sie wird auf­ge­zeich­net, so­bald Sie die­sen Ton hö­ren: Pii­ie­eep!“ Ich lehn­te mich ge­gen die Zel­len­wand und such­te in bei­den Rich­tun­gen nach Ara­bern, aber al­les, was ich sah, wa­ren Po­li­zis­ten und ge­wöhn­li­che Fuß­gän­ger.
    „Ah­med der Wis­sen­schaft­ler“, sag­te ich. „Ho­ho! Ah­med der Zi­geu­ner. Wo sind dei­ne Ohr­rin­ge und die Kris­tall­ku­gel?“
    Mit ei­nem über­le­ge­nen Lä­cheln sag­te er: „To­le­ranz, Ge­or­ge, To­le­ranz. Ich bin ein Op­fer mei­ner Erb­mas­se; wir sind al­le Op­fer un­se­rer Erb­mas­se. Ver­ar­sche ich dich et­wa, weil du blöd bist?“
    Am liebs­ten hät­te ich ihm ei­nes in sei­ne grin­sen­de Vi­sa­ge ge­hau­en, aber das konn­te ich nicht. Er war krank – und ab­ge­se­hen da­von mag ich den Bur­schen.

 
4
     
    „Ann, Ah­med ist wie­der da. Er ist in Ord­nung, nur et­was schlapp und mü­de. Er liegt im Bel­le­vue-Hos­pi­tal.“ Die Te­le­fon­zel­le war zu klein und zu eng.
    „Von wo aus rufst du an?“ Ann hat ei­ne hüb­sche und kla­re Stim­me; ich muß mir im­mer wie­der sa­gen, daß sie Ah­meds Mäd­chen ist.
    „Aus dem Hos­pi­tal, ich bin in der Auf­nah­me.“ Ich sah, wie Ah­med sich auf ei­ne fahr­ba­re, au­to­ma­ti­sche Lie­ge leg­te. Sie fuhr in die Dia­gno­se­ma­schi­ne hin­ein und kam drei Se­kun­den spä­ter wie­der her­aus. Auf der Lie­ge stand nun ei­ne Zim­mer­num­mer. Auch sei­ne Be­hand­lung stand fest. Er war un­ter­sucht wor­den.
    „Ich kom­me gleich rü­ber“, sag­te Ann und häng­te ein.
    Ich wähl­te ei­ne an­de­re Num­mer. „Judd Oslow, bit­te.“
    Dies­mal war er nicht be­schäf­tigt. Ich be­kam ei­ne Ver­bin­dung. „Mr. Oslow, ich ha­be Ah­med ge­fun­den. Er ist drü­ben im Bel­le­vue. Mor­gen ist er wie­der in Ord­nung. So­bald die Dia­gno­se­ma­schi­ne ihn läßt und er sein Zim­mer hat, wird er Sie an­ru­fen. Er weiß was über den Ver­miß­ten.“
    Oslow stieß einen über­rasch­ten Ruf aus. „Sehr gut! Das ist wirk­lich ei­ne Über­ra­schung, Ge­or­ge! Um elf ha­be ich Ih­nen den Auf­trag ge­ge­ben, und um vier ha­ben Sie ihn er­le­digt. Das ist

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