Der Esper und die Stadt
Ausschau. Zwei von ihnen kamen auch und eilten die Rolltreppe hinunter. Möglicherweise suchten sie aber nach zwei Männern, die ebenfalls liefen, deswegen fielen wir ihnen nicht auf. Auf dem ersten Bahnsteig gingen wir in eine öffentliche Toilette, um weitere Verfolger abzuschütteln.
Ich bewachte die Tür, während Ahmed vier Gläser Wasser trank, sie gleich wieder wegbrachte, noch drei Gläser hinunterstürzte, sein Haar im Waschbecken wusch, sich das Hemd auszog, sich mit Papiertaschentüchern abtrocknete und beim Kämmen im Spiegel Fratzen schnitt.
Jetzt sah er zwar wieder sauber, rein und normal, aber immer noch ungewöhnlich mager aus.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie hungrig ich bin, George“, sagte er und streckte sich die Zunge heraus. Dann saugte er seine Wangen ein und grinste. Er sah aus wie ein Totenschädel.
„Wieso hast du mich nicht mitgenommen, als du loszogst, um diesen Sowieso zu suchen, den sie entführt haben?“ fragte ich. Wir tauschten die Plätze. Während ich die Toilette benutzte und mich wusch, behielt er die Tür im Auge.
„Weil es um eine Entführung geht, ein Verbrechen, und das die Rettungsbrigade nichts angeht. Man hat mich der Kriminalpolizei überstellt und dich nicht. Ich darf dir nicht mal was davon erzählen.“
Ich rubbelte mir Gesicht und Hände mit feuchten Papiertaschentüchern ab und befreite mich vom Zementstaub.
„Ich bin eine Spürnase. Ich kann den Mann aufspüren. Welchen Unterschied macht es, in welcher Schwachkopf-Abteilung man da ist? Ich bin in gar keiner Abteilung. Ich bin Berater, Kategorie J.“ Ich klopfte mir den Zementstaub aus den Kleidern und erzeugte eine Wolke.
Die Tür ging auf. Ahmed duckte sich. Ein blonder Mann trat ein. Ahmed entspannte sich und ignorierte ihn.
„George, die Leute dort gehen mit Logik und polizeimäßiger Routine vor. Du findest deine Spuren aufgrund von Hilferufen und Vibrationen, Mann. Das hat mit Logik nichts zu tun. Der Vermißte stand zwar unter Drogen, aber er konnte immer noch aufrecht gehen, als er verschwand. Wer immer ihn auch gefunden hat – er hält ihn unter Drogen. Er weiß wahrscheinlich nicht mal, in welchen Schwierigkeiten er steckt. Keine Vibrationen.“
Ahmed sah hinaus, dann verließ er die Toilette, und ich folgte ihm. Auf dem Bahnsteig waren jetzt Polizisten, die nach Störenfrieden Ausschau hielten. Sie waren ständig unterwegs und hielten Ausschau nach Anzeichen geplanter Bandenkriege. „Dich habe ich auch ohne Vibrationen gefunden, oder nicht?“
„Das ist was anderes.“ Ahmed stolperte über etwas auf dem Bürgersteig und konnte gerade noch sein Gleichgewicht halten. Ich sah nach unten, fand aber nichts, über das man hätte stolpern können. Ahmed sah aus, als würde er bald zusammenklappen. Seif Mittwoch war er vermißt gewesen. Hatte er den Leuten die ganze Zeit über ihre Zukunft geweissagt und darauf gehofft, ihren Anführer neugierig zu machen? Die Weissagung, die er Hashim gegeben hatte, war möglicherweise die vierhundertste einer ganzen Serie. Und jeder, dem er etwas sagte, hatte auf den roten Knopf gedrückt, wenn er mit dem, was er zu hören bekam, nicht zufrieden war. Zwei Tage und Nächte unter den Arabern konnten einen wirklich fertigmachen.
Vor uns standen die freien Transportsessel auf den Nebenspuren: „Downtown und West New York“. Knapp dahinter sah ich eine Telefonzelle. Ahmed hatte keinen Armbandsender mehr, und mir hatte man keinen gegeben. Ich nahm Ahmeds Arm. „Wir gehen ins Bellevue Med Center. Ruf den Chef an und sage ihm, wie deine letzte Theorie über den Vermißten aussieht. Er wird einen anderen darauf ansetzen, und dann können wir ins Med Center gehen. Okay?“
„Okay.“ Er
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