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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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wä­re“, sag­te er wei­ner­lich. „Wer weiß, was Sie hier al­les ge­se­hen ha­ben. Warum sind Sie über­haupt hier­her­ge­kom­men? Man sag­te mir, als man Sie schnapp­te, hät­ten Sie sich wie ein Ver­rück­ter be­nom­men und Pro­phe­zei­un­gen ge­macht. Warum sind Sie ins ara­bi­sche Ter­ri­to­ri­um ein­ge­drun­gen? Sie wis­sen doch, daß das den Tod be­deu­tet.“
    Ah­med schau­te in mei­ne Rich­tung, dann sah er His­ham an. Als er ant­wor­te­te, hielt er sich die Hand vor den Mund. Sei­ne Stim­me klang zwar ge­dämpft, war aber noch ver­ständ­lich. „Ich hat­te einen Auf­trag. Ich soll­te einen ver­miß­ten Com­pu­ter-War­tungs­ex­per­ten fin­den. Ge­or­ge!“
    „Hier gibt es kei­ne ent­führ­ten Com­pu­ter­leu­te. Sie ha­ben Ihr Le­ben um­sonst ris­kiert.“ His­ham ging wei­ter. „Ha­ben Sie in un­se­ren Bü­ros et­was ge­le­sen, das uns be­las­ten wür­de?“
    „Nein. Aber … Nein.“
    „Wie­so aber? Was ver­schwei­gen Sie mir?“ His­ham wir­bel­te her­um, um Ah­med an­zu­star­ren. Ich frag­te mich, ob die Wahr­heits­dro­ge Ah­med auch dann zum Re­den zwang, wenn er gar nicht re­den woll­te. Es war un­ge­wöhn­lich, wie er ant­wor­te­te. Warum leg­te er die Hand über den Mund?
    Ob­wohl Ah­meds Ge­sicht ziem­lich blaß war, be­kam es nun hek­ti­sche, ro­te Fle­cken. Er leg­te die Hän­de über den Mund und sag­te mit är­ger­lich klin­gen­der, lau­ter Stim­me: „Ich fand einen Brief der Ent­füh­rer an Sie, in dem sie für Sa­bo­ta­ge­ak­te ge­gen Ein­rich­tun­gen der Stadt die Hil­fe ei­nes Ex­per­ten an­bo­ten. Ich ha­be ihn zer­ris­sen und in die Post­rut­sche ge­wor­fen, Ge­or­ge!“
    His­ham zog einen No­tiz­block her­vor. „Sie ha­ben Sa­bo­ta­ge­hil­fe an­ge­bo­ten? Wie war ih­re Adres­se?“
    Ah­med biß die Zäh­ne auf­ein­an­der, hielt mit den Hän­den sei­nen Mund zu und gab ge­dämpf­te Ge­räusche von sich. Er sah sehr wü­tend aus und sah in mei­ne Rich­tung. Dann ließ er die Hän­de sin­ken und rief: „Nun komm schon, du Töl­pel!“
    Noch be­vor Ah­med sei­ne Be­lei­di­gung ganz aus­ge­spro­chen hat­te, lag die Sperr­holz­plat­te auf dem Bo­den, und ich hat­te mei­ne Hän­de um His­hams Hals. Ich zerr­te ihn zu Ah­med rü­ber, der mir half.
    His­ham trat und schlug um sich und stieß ein paar dump­fe Tö­ne her­vor, be­vor wir ihn ge­fes­selt und ge­k­ne­belt hat­ten. Da­nach nahm ich sei­nen La­ser, um Ah­med von den Fuß­fes­seln zu be­frei­en, und band ihn von den Strom­ka­beln los. Das dau­er­te na­tür­lich sei­ne Zeit, aber da­von hat­ten wir ge­nug, da His­ham die gan­zen Ara­ber au­ßer Hör­wei­te ge­schickt hat­te. Ah­med schi­en er­war­tet zu ha­ben, daß His­ham sei­ne Zu­kunft un­ter vier Au­gen ge­weis­sagt ha­ben woll­te. Er hat­te wirk­lich al­les im vor­aus ge­plant.
    Wir ka­men nur lang­sam vor­an, nach­dem wir aus dem Fens­ter ge­klet­tert und über den Eis­en­trä­ger im Dun­keln ver­schwun­den wa­ren. Ah­med hat­te et­was an Kraft ver­lo­ren und war kei­ne Hil­fe beim Tra­gen His­hams. Wir setz­ten uns im Dun­keln auf dem Eis­en­trä­ger hin und schnapp­ten nach Luft.
    „Warum hast du so lan­ge ge­braucht, um mich zu fin­den?“ frag­te Ah­med. Ich ver­tei­dig­te mich mit ei­nem wü­ten­den Flüs­tern.
    „Wie­so lan­ge? Judd hat mir erst heu­te mor­gen er­zählt daß du ver­mißt wirst. Ich ha­be doch nur ei­ne Stun­de ge­braucht, um hier­her­zu­fah­ren und rein­zu­kom­men.“
    „Ich war zwei Ta­ge in die­sem Zoo. Und je­des­mal, wenn die Müt­ter nicht hin­sa­hen, drück­ten die Kin­der auf die­sen ver­damm­ten Knopf.
    Wie­so hast du mit dei­nem ESP nicht be­merkt, daß ich in Schwie­rig­kei­ten steck­te?“
    Das mach­te mir auch Sor­gen. Wie soll­te ich mit Ah­med gut zu­sam­men­ar­bei­ten, wenn ich mich nicht auf ihn ein­stim­men und ihn lo­ka­li­sie­ren konn­te? „Du hast eben kei­ne Vi­bra­tio­nen, Ah­med.“
    Er zog sich über den di­cken Eis­en­trä­ger vor­an, keuch­te und stieß sich mit ei­nem san­dig knir­schen­den Ge­räusch von der Mau­er ab. „Soll das hei­ßen, ich den­ke nicht laut ge­nug?“
    Ich rutsch­te über den Trä­ger und spür­te das Ge­wicht His­hams

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