Der Esper und die Stadt
Man hat uns hergeschickt, damit wir einen möglicherweise Wahnsinnigen aufspüren, der eventuell die Brooklyn-Kuppel sabotiert hat und vielleicht das gleiche mit der Jersey-Kuppel vorhat.“
„Aber nur vielleicht“, erwiderte der Stadtdirektor der Jersey-Kuppel mit zitternd schriller Ernsthaftigkeit in der Stimme. „Vielleicht aber sind gerade Sie die einzigen gefährlichen Irren hier unten. Irre, die davon reden, daß die Jersey-Kuppel zerbricht. Aber sie kann nicht brechen. Verstehen Sie das? Alles, was wir fürchten müssen, ist eine Panik. Verstehen Sie das?“
„Sicher“, sagte Ahmed sanft. „Aber wir haben nicht vor, darüber zu reden. Unsere Aufgabe besteht darin, den Saboteur zu finden. Vielleicht ist alles, was wir hier tun, nur eine reine Routinevorsichtsmaßnahme.“
Der Stadtdirektor zog eine Pistole aus der Schreibtischschublade und richtete sie mit zitternder Hand auf uns. „Sie reden ja immer noch davon. Dies ist eine Notsituation. Ich bin der Stadtdirektor. Ich könnte die Polizei anrufen und Sie geknebelt in eine Klapsmühle einliefern lassen.“
„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen“, sagte Ahmed ruhig, nahm seine Brieftasche vom Schreibtisch und steckte sie wieder ein. „Wir sind nur hier, um die Maschinerie zu bewundern. Können wir eine Karte haben?“
Der Stadtdirektor ließ die Pistole sinken und legte sie auf den Tisch. „Wenn Sie keinen Mist bauen, wird das Mädchen im Vorzimmer Ihnen alle Karten und Pläne geben, die Sie benötigen. Sie werden feststellen, daß bereits eine Menge Techniker an der Arbeit sind. Sie sehen die Leitungen nach und überprüfen sie. Sie sind da, um Verbesserungen einzubauen. Verstehen Sie?“ Seine Stimme war zwar immer noch nervös und schrill, klang aber etwas beruhigter.
„Wir verstehen“, versicherte Ahmed ihm. „Alles ist absolut sicher. Wir schauen uns mal die neuen Einbauten und so weiter an. Komm, George.“ Er drehte sich um und ging hinaus. An der Rezeption blieb er stehen, um sich eine Karte geben zu lassen.
Als wir draußen auf dem geschwungenen Gehweg waren und uns das unschuldig aussehende blaugrüne Licht der Kuppel beschien, warf Ahmed einen Blick zurück. „Ich bezweifle allerdings, daß der Stadtdirektor völlig in Ordnung ist. Was meinst du, George: Hat er einen Sprung in der Schüssel?“
„Noch nicht, aber er ist nahe daran.“ Ich sah beunruhigt nach oben auf das blaugrüne Leuchten und bildete mir ein, einen Riß zu sehen. Aber der dunkle Steg war nur ein Katzensteg in der Nähe der Kuppeloberfläche.
„Was wird er tun, wenn er durchdreht?“ fragte Ahmed.
„Rumlaufen und ‚Der Himmel stürzt ein!’ kreischen, wie Majestix“, murmelte ich. „Was sonst?“ Ich peilte noch einmal ängstlich das grüne Leuchten der Kuppel an. Sackte sie nicht schon in der Mitte ein? Nein, das war nur eine optische Täuschung. War da neben dem Luftschacht nicht doch ein Riß? Nichts da, nur ein weiterer Katzensteg, der wie ein Spinnennetz an der Decke hing.
Ich strengte mich an, lenkte meinen Blick von der Kuppelspitze weg und sah, daß Ahmed an einem kleinen Gebäude stand, das als K RAFTWERK -N EBENSTATION 10002 bezeichnet wurde. Es sah aus wie ein drei Meter hohes, von Kindern gebautes Bauklotz-Haus, das von Büschen eingerahmt war, die einem Park ähnelten. Ahmed schaute durch die offene Tür. Er winkte mir, und ich beeilte mich, um ihn zu erreichen, wobei ich das Gefühl hatte, als würde die dicke, unter Druck stehende Luft mir Widerstand entgegensetzen wie Wasser.
Ich sah hinein und erblickte einen Mann, der sich an den schweren Stromkabeln zu schaffen machte, die die unterseeische Kuppel mit Licht und Energie versorgten. Die Verschlußplatten waren abgeschraubt
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