Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
bist du, da in dei­nem Kopf?“
    „Oben, auf ei­ner In­sel im Son­nen­schein“, sag­te ich trau­rig und be­trach­te­te mei­ne Vor­stel­lung aus Sand und Mö­wen. „Es ist zu spät, Ah­med, wir sind tot.“ Wie­der ka­men Leu­te und stell­ten sich hin­ter uns vor dem Auf­zug­schacht an. Das Ge­räusch der sin­ken­den Ka­bi­ne drang aus wei­ter Fer­ne an un­ser Ohr. Die Leu­te ka­men durch den Park aus der Rich­tung der Zug­sta­ti­on, und mir fiel ein, daß auch dort al­ler­lei Men­schen hin­ter den Git­tern ge­stan­den hat­ten und dar­auf war­te­ten, von hier weg­zu­kom­men. Viel­leicht wa­ren ei­ni­ge von ih­nen un­ge­dul­dig ge­wor­den und woll­ten an die fri­sche Luft. Die Men­ge hin­ter uns wur­de im­mer dich­ter und fing an zu drän­geln. Vor uns öff­ne­te sich die Tür der Lift­ka­bi­ne.
    „Steig ein, Ge­or­ge“, sag­te Ah­med und be­rühr­te mich am Ell­bo­gen. „Wir fah­ren hin­auf.“
    „Dan­ke.“ Ich stieg ein. Wir wur­den ge­gen die Rück­wand des Kä­figs ge­drückt, dann schloß sich die Tür. Die Ge­schwin­dig­keit drück­te ei­nem auf den Ma­gen. Über die Köp­fe der vor uns ste­hen­den Men­schen hin­weg sah ich das sich aus­wei­ten­de Bild der un­ter­see­i­schen Stadt, der klei­nen Ge­bäu­de und des in der Mit­te lie­gen­den Parks, der von mat­tem, künst­li­chem Licht aus grü­nen und blau­en Schein­wer­fern er­hellt wur­de. Die Lam­pen hin­gen zwi­schen Bäu­men und Ran­ken und er­zeug­ten einen Ef­fekt, der an See­tang und Un­ter­was­ser­wel­len er­in­ner­te. Die Pfa­de und We­ge wa­ren von Per­len­schnü­ren gol­de­ner Na­tri­um­lich­ter be­leuch­tet. Auf der an­de­ren Sei­te des Parks lag die Bahn­sta­ti­on, gelb be­leuch­te­te Qua­dra­te aus wei­chem, gel­bem Licht, um­ge­ben von me­tal­le­nen Git­ter­zäu­nen. Vie­le Leu­te stan­den da her­um. Zu vie­le. Ei­ne dicht­ge­dräng­te Mas­se. Und auf den We­gen, die zum Auf­zug­schacht führ­ten, wim­mel­te es eben­falls von Men­schen.
    Die Lift­ka­bi­ne er­reich­te die Kup­pel­spit­ze und ver­schwand in ei­nem dunklen Schacht. Einen Mo­ment lang fuh­ren wir durch die Fins­ter­nis, dann spür­ten wir, wie der Auf­zug ver­zö­ger­te und an­hielt. Die Leu­te, die uns um­ga­ben, dräng­ten sich hin­aus, scho­ben sich ei­lig durch ei­ne Glas­tür, lie­fen ei­ne Trep­pe hin­un­ter und ver­lie­ßen die obers­te Ebe­ne.
    Ich sah mich um. Da wa­ren der Him­mel und der Ozean, wie ich es mir er­träumt hat­te, aber der Him­mel war wol­ken­ver­han­gen und die See grau. Mir war, als sä­he ich das al­les durch di­cke Glas­schei­ben. Die ei­ner In­sel nach­emp­fun­de­ne Aus­sichts­platt­form be­stand aus ei­ner Rei­he großer Glas­stu­fen, und der Auf­zug hat­te uns auf die obers­te ge­bracht. Wir be­fan­den uns wirk­lich in ei­ner glä­ser­nen Zel­le, durch die man in al­le Rich­tun­gen se­hen konn­te. Die di­cken Glas­wän­de er­laub­ten einen Aus­blick auf den Ho­ri­zont, die un­ter Glas lie­gen­den Räu­me wei­ter un­ten und die klei­nen Mo­tor­boo­te, die den Rand der künst­li­chen In­sel um­kreis­ten.
    „Na, was sagt dein Rie­cher?“ sag­te Ah­med. „Was spürst du?“ Ah­med war hell­wach. Er schau­te sich wach­sam um und leg­te sein Ge­wicht gleich­mä­ßig auf die Fuß­bal­len, um so­fort be­reit zu sein, sich auf den ver­rück­ten Bom­ben­le­ger zu stür­zen, soll­te ich ihn lo­ka­li­sie­ren.
    „Die Luft ist mies“, sag­te ich. „Ich kann sie nicht at­men.“ Ich at­me­te ge­räusch­voll durch den Mund. Mir war zum Heu­len zu­mu­te. Auf die­se Art zu ent­kom­men, hat­te ich mir nie er­träumt. Die Ah­nung des Un­ter­gangs blieb nicht nur, son­dern wur­de noch schlim­mer.
    „Es ist die glei­che Luft und der glei­che Druck wie un­ten in der Kup­pel“, sag­te Ah­med un­ge­dul­dig. „Man be­läßt den Druck des­we­gen so hoch, da­mit die Leu­te hier­her­kom­men kön­nen, oh­ne ei­ne Luft­schleu­se pas­sie­ren zu müs­sen. Hier kön­nen sie sich um­se­hen, ein paar Bil­der schie­ßen und wie­der zu­rück­keh­ren. Si­cher schmeckt die Luft hier lau­sig. Igno­rie­re sie ein­fach.“
    „Soll das hei­ßen, daß die Luft hier un­ter dem glei­chen Druck steht und

Weitere Kostenlose Bücher