Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
Trot­tel“, sag­te der an­de­re Mann säu­er­lich.
    „Oh.“ Der Klei­ne­re zog ei­ne Gri­mas­se. „Du meinst, nach so ei­ner, die die Broo­klyn-Kup­pel in die Luft ge­jagt hat?“ Er sah sich lang­sam um. „Wenn hier ir­gend­was pas­siert, sind wir je­den­falls in Auf­zugnä­he. Da­mit kom­men wir nach oben.“
    „Da ist gar nicht dran zu den­ken“, sag­te der an­de­re. „Der Auf­zug ist zu lang­sam. Und au­ßer­dem ste­hen da noch an­de­re Leu­te und war­ten dar­auf, daß sie dran sind. Ver­laß dich al­so nicht dar­auf. Wenn hier ei­ne Bom­be hoch­geht, sind wir mit dran.“
    „Warum ist der Auf­zug so lang­sam?“ frag­te ich. Re­pa­riert ihn, dach­te ich schwei­gend. Wir lausch­ten dem Sum­men des Auf­zug­mo­tors, der die Lift­ka­bi­ne nach un­ten zog. Sie war wirk­lich lang­sam.
    „Man kann ihn schnel­ler lau­fen las­sen; der Zeit­reg­ler ist hier.“ Der äl­te­re der bei­den In­ge­nieu­re mach­te ein paar Schrit­te und un­ter­such­te einen Schalt­kas­ten. „Je­mand hat ihn auf die ge­rings­te Ge­schwin­dig­keit ein­ge­stellt. Aber warum?“
    „Da­mit die Leu­te was zu se­hen be­kom­men“, sag­te ich. „Aber da war­ten ziem­lich vie­le. Sie ha­ben An­gel­ru­ten da­bei. Sie wol­len zur Spit­ze hin­auf, und da hat na­tür­lich nie­mand In­ter­es­se dar­an, in der Mit­te ste­cken­zu­blei­ben und die Aus­sicht zu ge­nie­ßen.“
    „Okay.“ Der red­se­li­ge­re der bei­den ging an den Kas­ten und schal­te­te den Mo­tor auf SCHNELL . Auf der an­de­ren Sei­te der Wand er­reich­te die Lift­ka­bi­ne den Bo­den, kam rum­pelnd zu ei­nem Halt und öff­ne­te die Tü­ren.
    Wir lausch­ten und hör­ten Stim­men und Fuß­ge­schar­re, als die Leu­te in die Ka­bi­ne hin­ein­ström­ten. Dann ging die Tür rum­pelnd wie­der zu, und der Lift setz­te sich in Be­we­gung. Aus dem Sum­men wur­de ein schnel­les Heu­len. In we­ni­ger als ei­nem Drit­tel der vor­he­ri­gen Zeit er­reich­te der Lift die Kup­pel­spit­ze, und das Ge­räusch ver­stumm­te.
    Die bei­den In­ge­nieu­re nick­ten ein­an­der zu. „Hof­fent­lich sind sie jetzt zu­frie­de­ner.“
    „Sie kom­men nun schnel­ler nach oben“, sag­te ich. „Und das ist nur ver­nünf­tig.“ Ah­med nick­te zu­stim­mend. Wir gin­gen hin­aus und sa­hen zu, wie der Auf­zug zu­rück­kam. Wie ein her­ab­fal­len­des Ding kam das große Vo­gel­bau­er in sei­nem glä­ser­nen Schacht nach un­ten, wur­de lang­sa­mer, hielt an und öff­ne­te sich. Die Ka­bi­ne war leer. Kei­ner von de­nen, die die Stadt ver­las­sen hat­ten, kehr­te in sie zu­rück.
    Wie­der stie­gen Leu­te zu.
    „Was ist da oben los?“ frag­te ich und be­kämpf­te das Ver­lan­gen, mit den Leu­ten in die Ka­bi­ne zu stei­gen und die um­schlos­se­ne Stadt zu ver­las­sen. „Ich ha­be so ein Ge­fühl“, sag­te ich, „als wenn wir auch nach oben fah­ren soll­ten.“ Ich hoff­te, Ah­med wür­de mich miß­ver­ste­hen und glau­ben, mein Rie­cher hät­te mir wie­der mal einen Tip ge­ge­ben.
    „Was spürst du?“ Ah­med sah mich ein­dring­lich an. Die Auf­zug­tü­ren schlos­sen sich, die Ka­bi­ne stieg in die Hö­he und ließ uns al­lein am Bo­den zu­rück.
    „Ich ha­be das Ge­fühl, wir hät­ten den Auf­zug nicht oh­ne uns ab­fah­ren las­sen sol­len. Und da­mit hat es sich, al­ter Jun­ge. War nett, dich ge­kannt zu ha­ben. An sich hät­te ich nicht ge­glaubt, so jung zu ster­ben.“
    „Wach auf.“ Ah­med schnipp­te un­ter mei­ner Na­se mit den Fin­gern. „Das bist nicht du, der da re­det. Sol­che Ge­füh­le hast du nicht. Ge­or­ge San­ford hat noch nie Angst ge­habt. So denkst du nicht.“
    „Tu ich doch“, sag­te ich trau­rig. Hoch über uns hör­te ich die rum­pelnd auf­ge­hen­den Auf­zug­tü­ren. Ir­gend­wo dort oben war es den Leu­ten ge­lun­gen, sich auf die Ober­flä­che des Ozeans zu ret­ten, statt am Bo­den zu blei­ben. Ein Dock? Ei­ne In­sel? Ir­gend­wo blies ein fri­scher Wind über die Mee­res­wel­len.
    „Kon­zen­trie­re dich auf die­ses Un­ter­gangs­ge­fühl“, sag­te Ah­med. „Viel­leicht ist un­ser ver­rück­ter Bom­ben­le­ger ein Selbst­mord­kan­di­dat, der vor­hat, mit dem sin­ken­den Schiff un­ter­zu­ge­hen. Mach die Au­gen zu. Wer

Weitere Kostenlose Bücher