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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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eben­so schlecht ist wie am Fuß der Kup­pel?“
    „Du hast's er­faßt. Den Leu­ten er­scheint es als ver­nünf­tig, und des­we­gen hat man es ge­macht.“
    „Des­we­gen sind die Glas­wän­de hier so dick, da­mit sie nicht bre­chen und den Druck her­aus­las­sen kön­nen“, sag­te ich und hat­te das Ge­fühl, in ei­nem glä­ser­nen Sarg zu ste­hen. Ich sah durch die di­cke Glas­wand hin­aus nach un­ten, durch das glä­ser­ne Dach des Aus­sichts­raums, der ei­ne Stu­fe tiefer lag. Ich sah Stüh­le und Zeit­schrif­ten wie in ei­nem War­te­zim­mer, und die Leu­te, die mit uns hier hin­auf­ge­kom­men wa­ren, stan­den in ei­ner Schlan­ge vor ei­ner Glas­tür. Der Mann, der ganz vor­ne stand, ver­such­te sie zu öff­nen. Aber die Tür war ver­schlos­sen. „Was ha­ben die vor?“
    „Sie war­ten dar­auf, daß der Luft­druck in die­sem Raum sinkt und sich an den im Trep­pen­haus und dem nächs­ten Zim­mer an­gleicht. Im Mo­ment hält der Luft­druck die Tür noch ge­schlos­sen. So­bald er run­ter­ge­gan­gen ist, geht die Tür nach in­nen auf.“ Ah­med mach­te einen ge­lang­weil­ten Ein­druck.
    „Wir müs­sen hier raus.“ Ich ging zu der In­nen­tür hin­über. Hin­ter ihr lag ei­ne Trep­pe, die in den nächs­ten Raum führ­te. Ich zog an ih­rem Knauf, aber sie öff­ne­te sich nicht. „Luft­druck?“
    „Ja. War­te, der Auf­zug kommt wie­der hoch. Er scheint die Luft zu­sam­men­zu­pres­sen und nach oben zu drücken.“ Die di­cke Luft ließ Ah­meds Stim­me ein we­nig schrill und weit ent­fernt klin­gen.
    Ich zerr­te an dem Tür­knauf und spür­te, wie die Luft dich­ter wur­de und an­fing, ge­gen mei­ne Trom­mel­fel­le zu drücken. „Wir ha­ben schon ge­nug Druck hier. Jetzt reicht’s mir aber mit die­ser Luft. Was ich brau­che, ist rich­ti­ge Luft. Ich will hier raus.“
    Die Lift­tür öff­ne­te sich. Ei­ne Grup­pe von Leu­ten – ei­ni­ge hat­ten Kof­fer, an­de­re An­gel­ge­rä­te bei sich – dräng­te sich her­aus, quirl­te durch­ein­an­der und bil­de­te ei­ne Schlan­ge. Sie drän­gel­ten und be­schwer­ten sich über das Drän­geln der an­de­ren, aber ihr Ton­fall war weit we­ni­ger zu­vor­kom­mend, als man es von Be­am­ten er­war­te­te.
    Die Lift­tür schloß sich. Die Ka­bi­ne sank au­ßer Sicht, und der Luft­druck be­gann zu fal­len, als wür­de die Luft dem kol­be­n­ähn­li­chen Ge­fährt fol­gen. Ich schluck­te; mei­ne Trom­mel­fel­le klin­gel­ten und knack­ten. Ich er­griff wie­der den Tür­knauf. Die Tür schwang mit ei­nem Zi­schen auf, und ich hielt sie of­fen. Die Men­ge eil­te die Stu­fen hin­ab, und die Leu­te, die an mir vor­bei­gin­gen, be­dank­ten sich höf­lich. Mit je­dem Dan­kes­wort emp­fing ich das Angst­ge­fühl der Vor­über­ge­hen­den. Ich mus­ter­te das Ge­sicht ei­ner Frau, das ei­nes Tee­na­gers, das ei­nes jun­gen Mäd­chens und das ei­nes gut­aus­se­hen­den Man­nes in den mitt­le­ren Jah­ren und such­te in ih­nen nach et­was an­de­rem als Angst. Aber ich fand nichts als Furcht und den mich an Mäu­se er­in­nern­den In­stinkt, aus ei­ner Fal­le zu ent­kom­men. Die Leu­te fürch­te­ten sich vor der Angst, des­we­gen wa­ren sie auch so still. Sie fürch­te­ten sich da­vor, den an­de­ren ein­zu­ge­ste­hen, daß ein Ge­fühl sie da­zu trieb, vor ei­nem dro­hen­den Un­heil, das bis jetzt nur in ih­rer Vor­stel­lung be­stand, zu flie­hen.
    „Hmm“, sag­te ich, als auch der letz­te die Trep­pe hin­un­ter­ge­gan­gen war. „Laß uns ge­hen, Ah­med, viel­leicht ha­ben sie recht.“ Ich wink­te mei­nen Freund durch die Tür und eil­te hin­ter ihm her in den tiefer lie­gen­den, glä­ser­nen Raum, der mit Ti­schen und Zeit­schrif­ten be­stückt war, um die War­te­zei­ten zu er­leich­tern. Ich hör­te, daß sich hin­ter mir die Tür wie­der schloß. Dann er­klang er­neut das Sur­ren des Auf­zugs, der ei­ne neue Men­schen­la­dung nach oben brach­te.
    Ich lehn­te die Stirn ge­gen die di­cke Glas­wand und sah auf die klei­nen Docks und die vie­len elek­trisch an­ge­trie­be­nen Boo­te hin­aus. Sie um­schwärm­ten die In­sel und düm­pel­ten un­ter di­cken grau­en Wol­ken in der auf­ge­wühl­ten See.
    „Was bringt uns das?“ frag­te Ah­med.
    „Die

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