Der Esper und die Stadt
Zahnreihen. Ich kam mir vor wie im Mund eines Tigers. Die Luft schmeckte nach Friedhofsgewächsen. Die Leute, an denen wir vorbeikamen, strahlten Vibrationen dermaßen hoffnungsloser Geschlagenheit aus, daß meine Depressionen noch schlimmer wurden. Wir kamen an einer Gruppe von Leuten vorbei, die schwiegen, sich mies fühlten und darauf warteten, in den Aufzug steigen zu können. Sie hatten Angelruten und Badezeug bei sich.
Hoch über uns sank die Liftkabine langsam herab.
„Das ist schlecht“, sagte ich. „Spürst du das nicht?“
„Was soll ich spüren?“ Ahmed blieb neben einem kleinen, abgerundeten Gebäude stehen, das sich an der Schachtseite befand. Es war mit dem Schacht verbunden und pulsierte mit einem tiefen, beständigen Wumm-wumm-wumm, wie das Herz eines Riesen.
„Ich will hier raus“, sagte ich. „Spürst du das nicht?“
„Diese Art von Gefühl ignoriere ich“, sagte Ahmed ausdruckslos und zog am Türgriff der Pumpstation. Die Tür war nicht verschlossen. Sie ging auf. Das Wummern wurde lauter. „Sollte abgeschlossen sein“, murmelte Ahmed. Wir schauten hinein.
Im Inneren des Gebäudes, am Ende einer Treppenflucht, überprüften zwei Arbeiter mehrere große, wummernde Maschinen. Wir gingen zu ihnen hinunter.
„Ausweiskontrolle, zeigen Sie uns Ihre Legitimationen“, sagte ich und sah mir die Marken, die sie mir reichten, in der gleichen Weise an, wie ich es bei Ahmed und den anderen Detektiven gesehen hatte. Ich ließ mir ihre Daumenabdrücke zeigen und verglich sie mit denen auf den Fotoausweisen. Ich sah mir auch ihre Gesichter an und verglich sie. Einer war ein Großer mit einem verwitterten, wie in Stein gemeißelten Gesicht und tiefen, senkrechten Wangenlinien; der andere war klein, wettergegerbt, etwas schlanker und sah aus, als besitze er etwas mehr Humor. Beide identifizierten sich als Ingenieure der Consolidated Power and Light. Es waren Inspektoren, die sich um Zubehör für Elektromotoren und Lebenserhaltungsgerätschaften kümmerten.
„Wozu dienen die Pumpen?“ fragte Ahmed und sah sich um.
„Sie pumpen Luft herein und Wasser hinaus“, erwiderte einer der Männer. „Eine der Pumpen drückt das Wasser bis zur Spitze hinauf, wo es auf einer künstlichen Insel aus einem Zierspringbrunnen kommt. Der Druck gleicht sich selbst aus, deswegen braucht man keine spezielle Ausrüstung, nur Energie.“
„Warum pumpt man Wasser heraus?“ fragte Ahmed. „Der Luftdruck müßte doch ausreichen, um es hinauszudrücken.“
Der Mann lachte. „Wie Sie es sagen, hört es sich einfach an. Der Luftdruck ist hier fast der gleiche wie in der Kuppelspitze, aber der Wasserdruck nimmt mit jedem tieferliegenden Meter zu. Hier unten auf dem Boden ist er höher als der Luftdruck. Das Wasser dringt durch die Nahtstellen der Betonplatten, durch die Bodenschicht und das Erdreich. Wir haben Drainagen, die das Sickerwasser auffangen und zu dieser Pumpe leiten. Wir erwarten Sickerwasser.“
„Warum pumpt man nicht mehr Luft herein? Hoher Luftdruck würde das Wasser fernhalten.“
„Ein höherer Luftdruck würde die Kuppelspitze wie einen Luftballon platzen lassen. Der Gegendruck des Wassers ist nicht hoch genug.“
Ich empfing das vage Bild entweichender Luft und nachdrängenden Wassers, das durch den Boden kam. „Ist hier alles in Ordnung?“ Ich gab ihnen die Dienstmarken zurück.
„Ja“, sagte der Mann, der uns die Erklärungen geliefert hatte, und steckte sie wieder ein. „Man müßte schon eine Bombe haben, um diese Pumpen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich weiß überhaupt nicht, warum man uns losgeschickt hat, sie zu untersuchen. Lieber würde ich angeln gehen.“
„Sie suchen doch nach einer Bombe, du
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