Der Esper und die Stadt
worden, und man konnte das ganze Strippengewirr sehen.
Handlungen und Laune des Mannes waren die eines ernsthaft vorgehenden und vorsichtigen Arbeiters. Er schloß irgendwo ein Meßgerät an, setzte es wieder ab, machte sich Notizen und begann die Prozedur von neuem.
Ich musterte ihn. Der Mann strahlte auf eine seltsame Weise Angst aus. Seine Angst war schlimmer als das Gefühl, in einem unterseeischen Kasten eingeschlossen zu sein.
Ich selbst verspürte ein ähnliches Unbehagen, das immer größer wurde. Zweifelnd sah ich Ahmed an.
Ahmed hatte sich gegen die offene Tür gelehnt und sah zu. Dann holte er mit einem Seufzer tief Luft und ging in das Gebäude hinein. Er blieb körperlich im Gleichgewicht, um auf alles vorbereitet zu sein. „Okay, wie geht es mit den Verbesserungen voran?“ fragte er den Arbeiter.
Der Mann grinste ihn über die Schulter an. Auf der Stirn wurde er schon kahl. „Keine einzige Verbesserung; nicht mal ’ne kleine Bombe.“
„Zeigen Sie mal Ihre Papiere. Wir suchen nach einem Saboteur.“ Ahmed streckte die Hand aus.
Der Mann zog entgegenkommend einen Plastikausweis unter seinem Revers hervor und drückte den Daumen auf den eingravierten Abdruck, so daß wir sehen konnten, daß beide zueinanderpaßten. Er schien keine Angst vor uns zu haben und war ganz freundlich.
„Okay.“ Ahmed gab ihm den Ausweis zurück.
Der Elektriker steckte ihn sich wieder an. „Viel Spaß, meine Herren Detektive. Ich hoffe, daß Sie Ihren verrückten Bombenleger finden, damit wir aufhören können, nach Defekten zu suchen, und nach Hause gehen können. Ich kann die Luft hier unten nicht vertragen. Komischer Mief. Gefällt mir nicht.“
„Mir auch nicht“, sagte ich. Ein intensiver Geruch lag in der Luft. Ich fühlte das Gewicht des Wassers über der Kuppel und hatte den Eindruck, es würde die Luft der Stadt nach unten drücken. „Schlechte Luft.“
„Es ist Helium drin“, bemerkte Ahmed. Er prüfte die Karte der kleinen Stadt und sah in die Richtung eines gläsern funkelnden Aufzugsschachts. Ein Metallkäfig stieg im Inneren des Schachts nach oben. Er leuchtete im Halbdunkel wie ein gewaltiges Vogelbauer voller Menschen, das in einem riesengroßen Wohnzimmer hing.
Ich versuchte noch mal tief Luft zu holen und hatte das seltsame Gefühl, daß das, was ich atmete, keine Luft war. „Es schmeckt so komisch. Wie nachgemachte Luft.“
„Es ist egal wie es schmeckt“, sagte Ahmed und ging vor mir her. „Hauptsache ist, daß die Leute aufgrund des Innendrucks nicht das Zipperlein kriegen, wenn sie hier herausgehen. Warum hast du den Mann nicht als okay eingestuft, George? Sein Ausweis war doch in Ordnung.“
„Er hatte Angst.“
„Wovor?“ fragte Ahmed mich.
„Nicht vor uns. Ich weiß es nicht.“
„Dann ist es auch nicht wichtig. Jedenfalls hat er keine krummen Sachen vor.“
Wir gingen durch den kleinen grünen Park und durch die dicke Luft auf den funkelnden Glasschacht zu, der vom Boden aus zur Spitze der hohen Kuppel hinauflief, die das Dach der Stadt bildete. Im Inneren der großen Glasröhre stieg langsam ein hellerleuchteter Käfig hoch, in dem eine Menge Leute standen. Sie überblickten die Stadt wie ein Kanarienvogel ein großes Zimmer.
„Als nächstes überprüfen wir die Luftpumpenkontrollen“, sagte Ahmed. „Sie sind in der Nähe des Lifts.“ Leute kamen an uns vorbei, sie sahen ernst aus und waren zu gut angezogen. Sie waren blaß und still, steif und sauber. Nicht Ahmeds Fall. Beamte, Verwaltungsangestellte und Buchhalter.
Ich folgte ihm und versuchte Luft zu schnappen. Die Luft schien gar keine Luft zu sein, sondern irgendwas Minderwertiges, das sie ersetzte. Zu beiden Seiten des Parks erhoben sich glitzernde, kleine Gebäude, wie
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