Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
wor­den, und man konn­te das gan­ze Strip­pen­ge­wirr se­hen.
    Hand­lun­gen und Lau­ne des Man­nes wa­ren die ei­nes ernst­haft vor­ge­hen­den und vor­sich­ti­gen Ar­bei­ters. Er schloß ir­gend­wo ein Meß­ge­rät an, setz­te es wie­der ab, mach­te sich No­ti­zen und be­gann die Pro­ze­dur von neu­em.
    Ich mus­ter­te ihn. Der Mann strahl­te auf ei­ne selt­sa­me Wei­se Angst aus. Sei­ne Angst war schlim­mer als das Ge­fühl, in ei­nem un­ter­see­i­schen Kas­ten ein­ge­schlos­sen zu sein.
    Ich selbst ver­spür­te ein ähn­li­ches Un­be­ha­gen, das im­mer grö­ßer wur­de. Zwei­felnd sah ich Ah­med an.
    Ah­med hat­te sich ge­gen die of­fe­ne Tür ge­lehnt und sah zu. Dann hol­te er mit ei­nem Seuf­zer tief Luft und ging in das Ge­bäu­de hin­ein. Er blieb kör­per­lich im Gleich­ge­wicht, um auf al­les vor­be­rei­tet zu sein. „Okay, wie geht es mit den Ver­bes­se­run­gen vor­an?“ frag­te er den Ar­bei­ter.
    Der Mann grins­te ihn über die Schul­ter an. Auf der Stirn wur­de er schon kahl. „Kei­ne ein­zi­ge Ver­bes­se­rung; nicht mal ’ne klei­ne Bom­be.“
    „Zei­gen Sie mal Ih­re Pa­pie­re. Wir su­chen nach ei­nem Sa­bo­teur.“ Ah­med streck­te die Hand aus.
    Der Mann zog ent­ge­gen­kom­mend einen Plas­ti­k­aus­weis un­ter sei­nem Re­vers her­vor und drück­te den Dau­men auf den ein­gra­vier­ten Ab­druck, so daß wir se­hen konn­ten, daß bei­de zu­ein­an­der­paß­ten. Er schi­en kei­ne Angst vor uns zu ha­ben und war ganz freund­lich.
    „Okay.“ Ah­med gab ihm den Aus­weis zu­rück.
    Der Elek­tri­ker steck­te ihn sich wie­der an. „Viel Spaß, mei­ne Her­ren De­tek­ti­ve. Ich hof­fe, daß Sie Ih­ren ver­rück­ten Bom­ben­le­ger fin­den, da­mit wir auf­hö­ren kön­nen, nach De­fek­ten zu su­chen, und nach Hau­se ge­hen kön­nen. Ich kann die Luft hier un­ten nicht ver­tra­gen. Ko­mi­scher Mief. Ge­fällt mir nicht.“
    „Mir auch nicht“, sag­te ich. Ein in­ten­si­ver Ge­ruch lag in der Luft. Ich fühl­te das Ge­wicht des Was­sers über der Kup­pel und hat­te den Ein­druck, es wür­de die Luft der Stadt nach un­ten drücken. „Schlech­te Luft.“
    „Es ist He­li­um drin“, be­merk­te Ah­med. Er prüf­te die Kar­te der klei­nen Stadt und sah in die Rich­tung ei­nes glä­sern fun­keln­den Auf­zugs­schachts. Ein Me­tall­kä­fig stieg im In­ne­ren des Schachts nach oben. Er leuch­te­te im Halb­dun­kel wie ein ge­wal­ti­ges Vo­gel­bau­er vol­ler Men­schen, das in ei­nem rie­sen­großen Wohn­zim­mer hing.
    Ich ver­such­te noch mal tief Luft zu ho­len und hat­te das selt­sa­me Ge­fühl, daß das, was ich at­me­te, kei­ne Luft war. „Es schmeckt so ko­misch. Wie nach­ge­mach­te Luft.“
    „Es ist egal wie es schmeckt“, sag­te Ah­med und ging vor mir her. „Haupt­sa­che ist, daß die Leu­te auf­grund des In­nen­drucks nicht das Zip­per­lein krie­gen, wenn sie hier her­aus­ge­hen. Warum hast du den Mann nicht als okay ein­ge­stuft, Ge­or­ge? Sein Aus­weis war doch in Ord­nung.“
    „Er hat­te Angst.“
    „Wo­vor?“ frag­te Ah­med mich.
    „Nicht vor uns. Ich weiß es nicht.“
    „Dann ist es auch nicht wich­tig. Je­den­falls hat er kei­ne krum­men Sa­chen vor.“
    Wir gin­gen durch den klei­nen grü­nen Park und durch die di­cke Luft auf den fun­keln­den Glas­schacht zu, der vom Bo­den aus zur Spit­ze der ho­hen Kup­pel hin­auf­lief, die das Dach der Stadt bil­de­te. Im In­ne­ren der großen Glas­röh­re stieg lang­sam ein hel­ler­leuch­te­ter Kä­fig hoch, in dem ei­ne Men­ge Leu­te stan­den. Sie über­blick­ten die Stadt wie ein Ka­na­ri­en­vo­gel ein großes Zim­mer.
    „Als nächs­tes über­prü­fen wir die Luft­pum­pen­kon­trol­len“, sag­te Ah­med. „Sie sind in der Nä­he des Lifts.“ Leu­te ka­men an uns vor­bei, sie sa­hen ernst aus und wa­ren zu gut an­ge­zo­gen. Sie wa­ren blaß und still, steif und sau­ber. Nicht Ah­meds Fall. Be­am­te, Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te und Buch­hal­ter.
    Ich folg­te ihm und ver­such­te Luft zu schnap­pen. Die Luft schi­en gar kei­ne Luft zu sein, son­dern ir­gend­was Min­der­wer­ti­ges, das sie er­setz­te. Zu bei­den Sei­ten des Parks er­ho­ben sich glit­zern­de, klei­ne Ge­bäu­de, wie

Weitere Kostenlose Bücher