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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Ret­tung.“
    „Und was wird aus dem Sa­bo­teur?“ frag­te Ah­med und hör­te sich ein we­nig ge­reizt an. „Was fühlt er? Was denkt er? Fängst du über­haupt et­was auf?“
    „Es ist eins von die­sen Boo­ten da“, sag­te ich und log be­wußt, um Ah­med da­von ab­zu­hal­ten, sei­nem Pflicht­be­wußt­sein zu fol­gen und in die Kup­pel zu­rück­zu­keh­ren. „Oder ein klei­nes Un­ter­see­boot, ir­gend­wo da drau­ßen. Das Dach der Aus­sichts­platt­form wird in die Luft flie­gen. Sorg da­für, daß Ret­tungs­boo­te her­ge­schickt wer­den. Nimm dei­nen Sen­der, be­eil dich. Und be­sor­ge mir einen Hub­schrau­ber. Ich muß in die Luft, um das Boot aus­zu­ma­chen.“
    Es wa­ren nicht al­les Lü­gen. Man­ches da­von fühl­te sich an wie ei­ne Wahr­heit. Ich preß­te im­mer noch mei­ne Stirn ge­gen die Glas­wand und hielt Aus­schau. Ich wuß­te, daß ich al­les sa­gen wür­de, nur um hier her­aus­zu­kom­men.
    Ich ver­such­te mich in den Ge­dan­ken an Sa­bo­ta­ge ein­zu­stim­men und mich dem Geis­tes­in­halt der an­de­ren zu öff­nen, aber das drän­gen­de Ge­fühl, flie­hen zu müs­sen, kam so­fort zu­rück, mach­te mich krank und über­schwemm­te al­les an­de­re. Warum? frag­te ich mei­ne Angst. Was wird ge­sche­hen? loh sah das Bild von Pfer­den, die von in­nen ih­re Stall­mau­ern zer­tra­ten, ei­ne durch­ge­hen­de Rin­der­her­de, ein Kü­ken, das sich den Weg aus ei­nem Ei frei pick­te, ob­wohl es noch ein Em­bryo war und an der Luft noch gar nicht le­ben kön­ne. Die tre­ten­den Bei­ne ei­nes Ske­letts in ei­ner Bla­se, und die Bla­se lös­te sich auf. Die Bil­der wa­ren ver­wir­rend. Ich schob mei­ne Ge­dan­ken bei­sei­te und mus­ter­te die drau­ßen lie­gen­de In­sel­platt­form.
    Die Platt­form war vol­ler Men­schen. Sie stan­den zit­ternd im kal­ten Wind und war­te­ten schein­bar dar­auf, daß sie end­lich an der Rei­he wä­ren, ei­ne Fahrt auf den klei­nen Boo­ten zu ma­chen. Aber ich wuß­te, daß sie nur des­we­gen hin­aus­ge­gan­gen wa­ren, weil sie es im In­ne­ren der Kup­pel nicht mehr aus­hal­ten konn­ten.
    Ah­med be­rühr­te mei­nen Arm. Er hat­te die Hör­stöp­sel sei­nes Arm­band­sen­ders in bei­den Oh­ren, und sei­ne Stim­me hör­te sich selt­sam taub an. „Das Haupt­quar­tier will wis­sen, warum, Ge­or­ge. Kannst du ih­nen ein paar Ein­zel­hei­ten ge­ben?“
    „Sag ih­nen, daß sie noch fünf Mi­nu­ten ha­ben; wenn sie Glück ha­ben, auch sie­ben. Hol die Pa­trouil­len­boo­te her, da­mit sie die Sa­che stop­pen. Und …“ – ich schrie bei­na­he in Ah­meds Arm­mi­kro­fon – „… SCHICKT MIR SO­FORT DIE­SEN HUB­SCHRAU­BER! Bringt ihn schnells­tens her! So­bald wir die Luft­schleu­se pas­siert ha­ben, wer­den wir ihn so­fort brau­chen!“
    Die glä­ser­ne Schleu­sen­tür öff­ne­te sich, und die Leu­te scho­ben sich tau­melnd hin­aus. Da­hin­ter be­fand sich ein wei­te­rer Raum mit Glas­wän­den. Wir ver­sam­mel­ten uns vor den glä­ser­nen Wän­den wie Mot­ten an ei­nem er­leuch­te­ten Fens­ter und sa­hen hin­aus.
    „Warum dau­ert das bloß so lan­ge?“ Es war ein kla­gen­der, wei­ner­li­cher Laut, wie die nächt­li­che Si­re­ne ei­nes Kran­ken­wa­gens. Die Leu­te mur­mel­ten zu­stim­mend und nick­ten der Frau zu, die bei­de Hän­de ge­gen die Glas­schei­be preß­te, als wol­le sie das, was drau­ßen lag, be­rüh­ren.
    „Das ist nur we­gen des Druck­aus­gleichs“, sag­te ein statt­li­cher äl­te­rer Mann. „We­gen der Leu­te, die was am Fis­tel­gang oder Trom­mel­fell­krank­hei­ten ha­ben. Ist ir­gend­je­mand un­ter uns, der da­mit zu tun hat?“
    Als nie­mand ant­wor­te­te, sag­te der Mann: „Dann brau­chen wir auch nicht zu war­ten. Weiß ir­gend je­mand von Ih­nen, wie man die­se Tür auf­macht? Wir könn­ten dann so­fort raus­ge­hen.“
    „Mein Sohn hat einen Schrau­ben­zie­her“, mel­de­te sich ei­ne an­de­re Frau und schob einen halb­wüch­si­gen Jun­gen zur Tür. Ah­med sah auf. Er woll­te pro­tes­tie­ren, aber die Frau warf ihm einen fins­te­ren Blick zu und öff­ne­te den Mund, um ihn an­zu­fah­ren.
    Ei­ne al­te Frau rüt­tel­te an der Tür. Plötz­lich öff­ne­te sie sich. Wir ver­ga­ßen das

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