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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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zer­stör­ten?
    Ich hielt mir den Kopf. Die To­des­vi­si­on war stark und blen­dend. „Sie knacken die Schleu­sen, die zur Aus­sichts­platt­form füh­ren, Ah­med. Je­mand muß das ver­hin­dern! Sag, sie sol­len was un­ter­neh­men, sonst flie­gen sie al­le in die Luft!“ Das pa­ni­sche Be­dürf­nis, von hier weg­zu­kom­men, über­schwemm­te mein Be­wußt­sein schon wie­der.
    „Hö­her“, sag­te ich mit zu­cken­den Ge­sichts­mus­keln und sah nach un­ten. „Der ver­damm­te Ko­pter muß hö­her rauf.“
    „Ist mit ihm al­les in Ord­nung?“ frag­te der Pi­lot Ah­med.
    Ah­med sprach kon­zen­triert in sei­nen Arm­band­sen­der und wie­der­hol­te mehr­mals mei­ne Bot­schaft. Dem Pi­lo­ten wink­te er zu, er mö­ge das Maul hal­ten.
    Der Blick, den der Pi­lot uns schenk­te, zeig­te, daß er nicht wuß­te, ob er es mit nor­ma­len Men­schen oder zwei Ir­ren zu tun hat­te. Schließ­lich ließ er den Hub­schrau­ber lang­sam stei­gen.
    Mit krei­sen­den Ro­to­ren ging der Ko­pter hö­her, neig­te sich zur Sei­te und ließ die klei­ner wer­den­de, glä­sern fun­keln­de Platt­form in der Mit­te der grau­en See hin­ter uns zu­rück.
    Ich pack­te nach dem Aus­sichts­ge­län­der und sah zu; da­bei schäm­te ich mich, daß mei­ne Hän­de zit­ter­ten.
    Ich sah, daß mit der Form des glä­ser­nen Ge­bäu­des et­was Un­er­klär­li­ches und Ei­gen­ar­ti­ges vor sich ging. „Es geht los“, mur­mel­te ich, ließ mich ab­rupt auf den Bo­den fal­len und be­deck­te mein Ge­sicht mit den Hän­den. „Hal­tet euch ir­gend­wo fest. Jetzt geht es los. Ah­med, paß auf. Mach Bil­der oder so was.“
    Et­was don­ner­te und krach­te – wie ei­ne Ka­no­ne. Dann flog et­was, das aus­sah wie ein zer­schmet­ter­ter Auf­zug vol­ler Men­schen, auf uns zu, saus­te an uns vor­bei und stürz­te ab, sich wie­der und wie­der über­schla­gend.
    Ein auf­brül­len­der Luft­strom pack­te den Ko­pter und warf ihn in die Luft. In ei­nem Wir­bel von her­um­flie­gen­den Kof­fern, An­gel­ge­rä­ten und klei­nen Bruch­stücken, die man nicht klas­si­fi­zie­ren konn­te, stell­te er sich auf den Kopf. Ich klam­mer­te mich ans Ge­län­der.
    Plötz­lich nahm der Ko­pter wie­der ei­ne nor­ma­le La­ge ein; die Ro­tor­blät­ter grif­fen in die Luft und zo­gen uns nach oben von dem auf­stei­gen­den Tor­na­do weg.
    Mit ei­nem lau­ten Brül­len spuck­te die Jer­sey-Kup­pel durch den Luft­schacht al­les nach oben, was sich in ih­rem In­ne­ren be­fand: Ge­bäu­de und Schaum­stoff­blö­cke, Men­schen und Mö­bel. Al­les wur­de in den Schacht ge­preßt und wie in ei­nem Wir­bel­sturm an die Ober­flä­che und dar­über hin­weg ge­bla­sen. Es war wie ein Spring­brun­nen, der zer­mah­le­nen Schutt be­för­der­te.
    Ei­ne ziem­lich lan­ge Zeit war der Luft­spring­brun­nen wie ei­ne pilz­för­mi­ge Wol­ke, dann reg­ne­ten die Ge­gen­stän­de, die er mit sich ge­bracht hat­te, Stück für Stück in die Tie­fe. Der Ko­pter kreis­te und kreis­te, wäh­rend der An­blick uns in sei­nem Bann hielt.
    Ah­med, der einen Arm und ein Bein um das Ge­län­der ge­schlun­gen hat­te, lausch­te halb be­täubt sei­nem Funk­ge­rät und ver­such­te die Hör­stöp­sel lau­ter zu be­kom­men. Er schrie: „Der Stadt­di­rek­tor lebt noch und sen­det!“
    Wäh­rend der Ko­pter ei­ne Nor­mal­la­ge ein­nahm und sich die Luft wie­der rei­nig­te, hör­te er zu. Al­les war still.
    Wäh­rend Ah­med mir sag­te, was er zu hö­ren be­kam, stand ich auf und schau­te auf die See hin­aus.
    „Er sagt, daß sich das Kup­pel­dach ge­senkt hat. Der Luft­schacht hat al­les an­ge­saugt, was sich in sei­ner Nä­he be­fand, ist aber von den Schaum­stoff­blö­cken der Häu­ser ver­stopft. Die Blö­cke wer­den aber all­mäh­lich hin­ein­ge­zo­gen, und sie kön­nen die Luft zi­schen hö­ren. Die Über­le­ben­den zie­hen ih­re Scu­ba-An­zü­ge an und ver­su­chen Schlupf­win­kel zu fin­den, wo sie den nächs­ten Hur­ri­kan über­ste­hen kön­nen, soll­te die Röh­re wie­der frei wer­den. Aber er be­fürch­tet, daß zu­viel Was­ser von un­ten in die Kup­pel ein­dringt und sie er­trin­ken, weil der Druck ab­nimmt. Er will, daß der Luft­schacht von oben zu­ge­stopft

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