Der Esper und die Stadt
zerstörten?
Ich hielt mir den Kopf. Die Todesvision war stark und blendend. „Sie knacken die Schleusen, die zur Aussichtsplattform führen, Ahmed. Jemand muß das verhindern! Sag, sie sollen was unternehmen, sonst fliegen sie alle in die Luft!“ Das panische Bedürfnis, von hier wegzukommen, überschwemmte mein Bewußtsein schon wieder.
„Höher“, sagte ich mit zuckenden Gesichtsmuskeln und sah nach unten. „Der verdammte Kopter muß höher rauf.“
„Ist mit ihm alles in Ordnung?“ fragte der Pilot Ahmed.
Ahmed sprach konzentriert in seinen Armbandsender und wiederholte mehrmals meine Botschaft. Dem Piloten winkte er zu, er möge das Maul halten.
Der Blick, den der Pilot uns schenkte, zeigte, daß er nicht wußte, ob er es mit normalen Menschen oder zwei Irren zu tun hatte. Schließlich ließ er den Hubschrauber langsam steigen.
Mit kreisenden Rotoren ging der Kopter höher, neigte sich zur Seite und ließ die kleiner werdende, gläsern funkelnde Plattform in der Mitte der grauen See hinter uns zurück.
Ich packte nach dem Aussichtsgeländer und sah zu; dabei schämte ich mich, daß meine Hände zitterten.
Ich sah, daß mit der Form des gläsernen Gebäudes etwas Unerklärliches und Eigenartiges vor sich ging. „Es geht los“, murmelte ich, ließ mich abrupt auf den Boden fallen und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. „Haltet euch irgendwo fest. Jetzt geht es los. Ahmed, paß auf. Mach Bilder oder so was.“
Etwas donnerte und krachte – wie eine Kanone. Dann flog etwas, das aussah wie ein zerschmetterter Aufzug voller Menschen, auf uns zu, sauste an uns vorbei und stürzte ab, sich wieder und wieder überschlagend.
Ein aufbrüllender Luftstrom packte den Kopter und warf ihn in die Luft. In einem Wirbel von herumfliegenden Koffern, Angelgeräten und kleinen Bruchstücken, die man nicht klassifizieren konnte, stellte er sich auf den Kopf. Ich klammerte mich ans Geländer.
Plötzlich nahm der Kopter wieder eine normale Lage ein; die Rotorblätter griffen in die Luft und zogen uns nach oben von dem aufsteigenden Tornado weg.
Mit einem lauten Brüllen spuckte die Jersey-Kuppel durch den Luftschacht alles nach oben, was sich in ihrem Inneren befand: Gebäude und Schaumstoffblöcke, Menschen und Möbel. Alles wurde in den Schacht gepreßt und wie in einem Wirbelsturm an die Oberfläche und darüber hinweg geblasen. Es war wie ein Springbrunnen, der zermahlenen Schutt beförderte.
Eine ziemlich lange Zeit war der Luftspringbrunnen wie eine pilzförmige Wolke, dann regneten die Gegenstände, die er mit sich gebracht hatte, Stück für Stück in die Tiefe. Der Kopter kreiste und kreiste, während der Anblick uns in seinem Bann hielt.
Ahmed, der einen Arm und ein Bein um das Geländer geschlungen hatte, lauschte halb betäubt seinem Funkgerät und versuchte die Hörstöpsel lauter zu bekommen. Er schrie: „Der Stadtdirektor lebt noch und sendet!“
Während der Kopter eine Normallage einnahm und sich die Luft wieder reinigte, hörte er zu. Alles war still.
Während Ahmed mir sagte, was er zu hören bekam, stand ich auf und schaute auf die See hinaus.
„Er sagt, daß sich das Kuppeldach gesenkt hat. Der Luftschacht hat alles angesaugt, was sich in seiner Nähe befand, ist aber von den Schaumstoffblöcken der Häuser verstopft. Die Blöcke werden aber allmählich hineingezogen, und sie können die Luft zischen hören. Die Überlebenden ziehen ihre Scuba-Anzüge an und versuchen Schlupfwinkel zu finden, wo sie den nächsten Hurrikan überstehen können, sollte die Röhre wieder frei werden. Aber er befürchtet, daß zuviel Wasser von unten in die Kuppel eindringt und sie ertrinken, weil der Druck abnimmt. Er will, daß der Luftschacht von oben zugestopft
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