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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Halb­star­ken mich um Hil­fe schrei­en hör­ten – daß ich da­mit die Po­li­zei her­an­hol­te, konn­ten sie nicht ein­mal ah­nen.
    Hin­ter der Kel­ler­tür krach­te es zwei­mal, dann ga­ben die ros­ti­gen Schar­nie­re nach, und sie don­ner­te auf die Stu­fen. Auf ihr lag ein Mann, der sich auf­rap­pel­te und die Stu­fen auf al­len vie­ren hin­auf­kroch.
    Als er oben war, stand er auf. Er war ma­ger, hat­te schüt­teres Haar, war drah­tig, et­was klei­ner als der Durch­schnitt und sah mir we­der kör­per­lich noch im Ge­sicht ähn­lich. Den­noch war er ich. Aus sei­nem Ge­sicht sa­hen mich mei­ne ei­ge­nen Au­gen an.
    Ich hob einen Knüp­pel auf und gab ihn ihm. „Deck’ mir den Rücken. Ich glau­be, sie wol­len dich le­bend ha­ben, aber mich wohl nicht.“ Ich wand­te mich lang­sam um, schau­te und lausch­te, aber es war al­les still. Sie wür­den an je­dem Weg lau­ern, den ich zu neh­men ver­such­te. Und sie ge­dach­ten mich zu tö­ten.
    Ich sah zu Carl Hod­ges zu­rück und stell­te fest, daß der ma­ge­re Com­pu­ter­mann mich an­starr­te. Er war ich – wie ein Spie­gel.
    „Hal­lo, ich … da drü­ben“, sag­te ich.
    „Hal­lo, ich … da drü­ben“, sag­te er. „Bist du ein Com­pu­ter­mann? Hast du Lust, mit mir ei­ne Par­tie Stadt­schach zu spie­len, wenn ich wie­der ar­bei­ten ge­he? Viel­leicht könn­test du einen Job in mei­ner Ab­tei­lung be­kom­men.“
    „Nein, Kum­pel. Wir sind zwar wir, aber Stadt­schach spie­le ich nicht. Ich bin nicht wie du.“
    „Aber warum …“ Hod­ges duck­te sich vor ei­nem her­an­flie­gen­den Knüp­pel, so daß er auf dem Be­ton lan­de­te. Aber warum ha­be ich dann den Ein­druck, daß wir ein und die­sel­be Per­son sind? hat­te er fra­gen wol­len.
    „Ein ge­fühls­mä­ßi­ges Bin­de­glied ist zwi­schen uns“, sag­te ich. „Ich den­ke nicht wie du. Ich füh­le nur das, was du fühlst.“
    „Dann mö­ge Gott je­dem bei­ste­hen, der im Mo­ment die glei­chen Ge­füh­le hat wie ich“, sag­te Hod­ges. „Auf mei­ner Sei­te nä­hern sich ein paar Bur­schen.“
    „Halt sie dir vom Leib. Wir blei­ben Rücken an Rücken. Al­les, was wir brau­chen, ist ein biß­chen Auf­schub.“ Ich dreh­te mich wie­der um und such­te die Um­ge­bung mit den Au­gen ab. Ich war auf al­les vor­be­rei­tet. „Was üb­ri­gens dei­ne Ge­füh­le an­geht: So schlimm ist es nun auch wie­der nicht. Ich wer­de dar­über hin­weg­kom­men.“
    „Aber ich war der­je­ni­ge, der es ge­tan hat“, sag­te Carl Hod­ges. „Wie kann ich je da­mit fer­tig wer­den? Ich glau­be … Ich mei­ne, ich ha­be einen gu­ten Grund zu glau­ben … daß ich be­trun­ken war. Sie ha­ben mich glatt ein­ge­macht. Wie soll ich bloß dar­über weg­kom­men?“ Sei­ne Stim­me brach vor An­stren­gung. Ge­gen­stän­de flo­gen auf uns zu, ver­paß­ten uns und krach­ten ge­gen die Mau­ern und den Bo­den.
    Wir stan­den Rücken an Rücken und wehr­ten Zie­gel­stei­ne, Knüp­pel und ei­ne Rei­he auf­blit­zen­der Din­ge ab, von de­nen ich hoff­te, daß sie kei­ne Mes­ser wa­ren. „Wenn wir nicht auf­pas­sen, brin­gen sie uns um“, sag­te ich. „Das ist die ei­ne Mög­lich­keit.“ Ein Knüp­pel flog durch die Luft und traf mich am Ohr. Die An­grei­fer rück­ten nä­her vor; ich sah ih­re Um­ris­se vor den dunk­ler wer­den­den Stein­mau­ern. Ein ein­zel­ner Schat­ten bück­te sich, hob einen zu Bo­den ge­fal­le­nen Knüp­pel auf und warf ihn uns wäh­rend des Nä­her­kom­mens ent­ge­gen.
    „Autsch“, sag­te Carl Hod­ges. „Duck dich.“ Wir duck­ten uns. Ein Netz zisch­te an uns vor­bei. „Wir brin­gen es ganz gut zu­sam­men. Wir soll­ten uns mal wie­der tref­fen und uns ir­gend­ei­ne an­de­re Halb­star­ken­ban­de vor­neh­men, was meinst du?“ sag­te er mit hei­se­rer Stim­me. „Autsch, ver­dammt.“
    Der größ­te der Ban­de ging ge­gen mich vor, aber ich jag­te ihn zu­rück. Als er weg­tau­mel­te, ver­such­te ich ihm eins zu ver­pas­sen, aber ich haute da­ne­ben und sah, wie Carl ihm sau­ber sei­ne Keu­le zwi­schen die Bei­ne warf. Der Jun­ge fiel mit dem Ge­sicht zu­erst auf den Bo­den, roll­te sich weg und ent­kam aus un­se­rer Reich­wei­te.
    „Nicht übel!“ Meh­re­re Schlä­ge, die mei­nen Kopf

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