Der Esper und die Stadt
eine ebensolche Nacht. Leute, die schon mal was von dem Gas abbekommen hatten, sagten, sie hätten allerlei symbolträchtige Erfahrungen gemacht. Welche Bedeutung hatte dieser Tag? Warum passieren solche Dinge?
Ich schwebte inmitten des weißen Nebels, verließ meinen Körper, war plötzlich über der Stadt und erblickte ein Bewußtsein, das höchst vielfältig und von bitterer Logik war. Es brütete über den Häusern und erstreckte sich in Vergangenheit und Zukunft. Ich sprach zu ihm, aber in Gedanken, nicht mit Worten. „Ahmed hat die Weltsicht seiner Großmutter, der Zigeunerin. Er hält dich für das Schicksal. Er glaubt, du verfolgst Absichten und hast Pläne.“
Das Bewußtsein lachte und dachte: Die Räder der Zeit und der Ursachen mahlen gründlich. Wenn man den Gang eingelegt hat, ist zwischen ihnen kein Platz mehr für Freiheit. Die Stadt ist eine Notwendigkeit. Die Zukunft ist schon gebaut. Wenn der Gang eingelegt ist, bewegen wir uns auf sie zu. Ich bin das Schicksal.
Auf geistigem Wege warf ich ein: Wir wissen nicht mehr, wie die Vergangenheit war. Wir wissen es nicht genau. Wir haben unsere Ansichten geändert. Damit ändert sich auch die Vergangenheit – und alles, was in der Gegenwart auf ihr aufgebaut hat. Und die Zukunft.
Mit einem Heulen taumelte das über der Stadt brütende Bewußtsein ins Nichts hinein, wurde nie erschaffen, hatte nie existiert, wie die Böse Hexe aus dem Westen, als Dorothy einen Eimer Wasser über ihr ausgeleert hatte. Es verging mit dem gleichen heulenden Gejammer. „Aber all meine herrlichen Katastrophen, meine tragische Logik …“
„Nicht nötig“, sagte ich ernst. „Wenn man die Zukunft sehen kann, kann man sie auch verändern. Wenn man die Vergangenheit nicht sehen kann, ändert sie sich in jeder Hinsicht. Nichts ereignet sich zweimal auf die gleiche Weise.“
Die Stadt der Zukunft zerfiel und verwandelte sich in weißen Nebel. Es war ein schöpferischer Nebel, den die reine Vorstellungskraft in jede gewünschte Form bringen konnte. Ich stand mitten in ihm drin und kam mir ziemlich stur vor. Da war wieder jemand, der mich in Versuchung führen wollte. Man wollte mich dazu kriegen, das bürokratische Spiel der Vorschriften und Unfreiheit mitzumachen. Ich sollte dabei mitmachen, Leute in kleine Schachteln zu sperren, damit man sie mit Vordrucken erfassen konnte.
„Nein“, sagte ich. „Ich werde mit meiner Meinung niemanden beeinflussen. Sollen sie sich doch ihre eigene Vergangenheit auswählen.“
Der Nebel wich.
In der Nähe einiger knorriger Pinien saßen sieben Leute in weißen Roben an einem Berghang und beobachteten das Glitzern des in der Ferne liegenden Pazifischen Ozeans. „In gewisser Weise suchen wir »ms wirklich unsere eigene Vergangenheit aus.“
„Eine interessante Traumvorstellung.“
„Beinahe die absolute Wahrheit.“
„Einverstanden, ein brillanter Gedanke.“
„Wenn wir aus den Erinnerungen der ganzen Welt das zusammentragen könnten, was man noch weiß und was man vergessen hat, könnte man die Richtung, die die Welt nimmt, beeinflussen. Die Menschen treffen ihre Entscheidungen teilweise aufgrund von Traditionen und teilweise nach dem, was die anderen tun.“
Sie sahen mich an und sagten „Danke“, wie liebe, alte Freunde.
Ein nettes Mädchen in weißer Robe und mit nackten Füßen sagte: „Wie schade, daß er immer schläft. Ich würde gerne seinen Namen und seine Adresse wissen.“
„Hat keinen Zweck, danach zu fragen Der Alptraum mit dem abstürzenden Flugzeug wird dich zerschmettern.“
Sie kam so nahe an mein Bewußtsein heran, daß ihre Stimme Echos warf und ich meinte, es sei meine eigene. „Aber er schläft gar nicht. Er steht unter
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