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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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ir­gend­ei­ner Dro­ge Dro­ge Dro­ge Dro­ge …“
    Ih­re Stim­men schie­nen mein Ge­hör plötz­lich zu zer­fet­zen. „Paß auf, Ge­or­ge! Er zielt mit ei­ner Pis­to­le auf dich! Über­nimm sei­nen Kör­per! Du kannst ihn kon­trol­lie­ren! Du kannst es! Sorg’ da­für, daß er sich die Ka­no­ne ge­gen den Kopf hält und sich das Ge­hirn raus­bläst!“
    „Sach­te, sach­te“, sag­te ich. „Für sie­ben En­gel habt ihr aber bru­ta­le Ge­dan­ken.“
    „Das ist Selbst­schutz!“ kreisch­ten sie. „Wach auf! Er will dich um­brin­gen, be­vor du wie­der zu dir kommst!“
    Ich wur­de wach und lag in ei­nem klei­nen Zim­mer auf dem Bo­den. Der klei­ne Jun­ge saß auf ei­nem Bett und rich­te­te sei­ne Waf­fe auf mich. Der Raum war voll­ge­stopft mit Bü­chern, Ste­reo­kas­set­ten, zwei al­ten Fern­se­hern und ei­ner Le­se­lam­pe.
    „Sie ha­ben Carl Hod­ges zu­rück­ge­holt“, sag­te der Jun­ge. „Du hast al­les ka­putt­ge­macht. Viel­leicht bist du ein Bul­le. Ich weiß nicht. Viel­leicht soll­te ich dich um­brin­gen.“
    „Ich hat­te ge­ra­de einen ir­ren Traum“, sag­te ich zu ihm, oh­ne mich zu rüh­ren, denn ich woll­te nicht, daß er mich aus lau­ter Angst er­schoß. „Ich ha­be ge­träumt, daß ich mit dem Schick­sal von New York Ci­ty sprach. Ich er­zähl­te ihm, daß die Zu­kunft sich je­der­zeit än­dern kann, und auch die Ver­gan­gen­heit. Am An­fang wa’r die Mit­te, sag­te ich. Da fing das Schick­sal an zu heu­len, mach­te buh und haute ab.“ Zum ers­ten Mal fiel mir auf, wie ein­fach und blö­de ich mich beim Re­den aus­drück­te. Wenn ich über das nach­dach­te, was ich ge­se­hen hat­te, war al­les viel kla­rer. Ich ver­such­te es noch mal. „Ich mei­ne, es ver­schwand; es gibt kein Schick­sal mehr. Wir sind es los.“
    Ei­ne ziem­lich lan­ge Pau­se ent­stand, wäh­rend der klei­ne blon­de Bur­sche mit der Pis­to­le auf mein Ge­sicht ziel­te und mich über den Lauf hin­weg an­starr­te. Der Bur­sche ver­such­te mehr­mals ein bru­ta­les Ge­sicht auf­zu­set­zen, aber dann ge­wann doch sei­ne Neu­gier. Auch wenn er noch jung war, er schi­en et­was auf dem Kas­ten zu ha­ben – und Neu­gier be­deu­te­te ihm mehr als Lie­be oder Haß. „Was meinst du da­mit? Ist die Ver­gan­gen­heit ver­än­der­bar? Kann man sie ver­än­dern?“
    „Ich mei­ne … Wir wis­sen nicht ge­nau, was in der Ver­gan­gen­heit los war. Ir­gend­wie ist sie weg. Sie ist nicht mehr wirk­lich. Al­so kön­nen wir uns un­ter ihr vors­tei­len, was wir wol­len. Wenn uns ir­gend­ei­ne Ver­gan­gen­heit Schwie­rig­kei­ten macht, ver­än­dern wir sie da­durch, in­dem wir uns ein­fach stur stel­len, dann kommt al­les wie­der ins Lot. Nimm zum Bei­spiel uns bei­de. Wir sind jetzt ein­fach hier und ha­ben uns eben erst ge­trof­fen. Sonst ist nichts wei­ter pas­siert.“
    „Oh.“ Der Jun­ge leg­te die Knar­re weg und dach­te dar­über nach. „Freut mich, dich ken­nen­zu­ler­nen. Ich hei­ße Lar­ry.“
    „Und ich Ge­or­ge.“ Ich nahm ei­ne et­was be­que­me­re Stel­lung ein, be­müh­te mich aber, kei­ne plötz­li­chen Be­we­gun­gen zu ma­chen.
    Wäh­rend Lar­ry dar­auf war­te­te, daß die Po­li­zei drau­ßen die Su­che ab­brach und sich wie­der zu­rück­zog, hat­ten wir ein lan­ges, phi­lo­so­phi­sches Ge­spräch. Hin und wie­der nahm Lar­ry sei­ne Ka­no­ne in die Hand und rich­te­te sie auf mich, aber meis­tens spra­chen wir über ir­gend­wel­che Sa­chen oder er­zähl­ten uns Ge­schich­ten, oh­ne uns ge­gen­sei­tig was übel­zu­neh­men.
    Bei sei­nen Ver­su­chen, mich da­von zu über­zeu­gen, daß es auf der Welt zu vie­le Tech­ni­ker gä­be, gab Lar­ry sich al­le Mü­he. „Sie wis­sen nicht, wie ein mensch­li­ches We­sen sich ver­hält. Sie ge­hen ganz dar­in auf, sich vor­zu­stel­len, Tar­zan zu sein. Sie schau­en sich al­te Fil­me an und stel­len sich vor, sie sei­en Hum­phrey Bo­gart oder Ja­mes Bond. Aber in Wirk­lich­keit ha­ben sie nicht den Mumm, et­was zu tun, was über das rei­ne Le­sen und Stu­die­ren hin­aus­geht. Sie ma­chen Geld da­mit und den­ken sich im­mer neue Spie­le­rei­en aus. Und sie spie­len mit Com­pu­tern, die für sie das Den­ken er­le­di­gen. Sie neh­men ei­nem al­le

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