Der Esper und die Stadt
irgendeiner Droge Droge Droge Droge …“
Ihre Stimmen schienen mein Gehör plötzlich zu zerfetzen. „Paß auf, George! Er zielt mit einer Pistole auf dich! Übernimm seinen Körper! Du kannst ihn kontrollieren! Du kannst es! Sorg’ dafür, daß er sich die Kanone gegen den Kopf hält und sich das Gehirn rausbläst!“
„Sachte, sachte“, sagte ich. „Für sieben Engel habt ihr aber brutale Gedanken.“
„Das ist Selbstschutz!“ kreischten sie. „Wach auf! Er will dich umbringen, bevor du wieder zu dir kommst!“
Ich wurde wach und lag in einem kleinen Zimmer auf dem Boden. Der kleine Junge saß auf einem Bett und richtete seine Waffe auf mich. Der Raum war vollgestopft mit Büchern, Stereokassetten, zwei alten Fernsehern und einer Leselampe.
„Sie haben Carl Hodges zurückgeholt“, sagte der Junge. „Du hast alles kaputtgemacht. Vielleicht bist du ein Bulle. Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich dich umbringen.“
„Ich hatte gerade einen irren Traum“, sagte ich zu ihm, ohne mich zu rühren, denn ich wollte nicht, daß er mich aus lauter Angst erschoß. „Ich habe geträumt, daß ich mit dem Schicksal von New York City sprach. Ich erzählte ihm, daß die Zukunft sich jederzeit ändern kann, und auch die Vergangenheit. Am Anfang wa’r die Mitte, sagte ich. Da fing das Schicksal an zu heulen, machte buh und haute ab.“ Zum ersten Mal fiel mir auf, wie einfach und blöde ich mich beim Reden ausdrückte. Wenn ich über das nachdachte, was ich gesehen hatte, war alles viel klarer. Ich versuchte es noch mal. „Ich meine, es verschwand; es gibt kein Schicksal mehr. Wir sind es los.“
Eine ziemlich lange Pause entstand, während der kleine blonde Bursche mit der Pistole auf mein Gesicht zielte und mich über den Lauf hinweg anstarrte. Der Bursche versuchte mehrmals ein brutales Gesicht aufzusetzen, aber dann gewann doch seine Neugier. Auch wenn er noch jung war, er schien etwas auf dem Kasten zu haben – und Neugier bedeutete ihm mehr als Liebe oder Haß. „Was meinst du damit? Ist die Vergangenheit veränderbar? Kann man sie verändern?“
„Ich meine … Wir wissen nicht genau, was in der Vergangenheit los war. Irgendwie ist sie weg. Sie ist nicht mehr wirklich. Also können wir uns unter ihr vorsteilen, was wir wollen. Wenn uns irgendeine Vergangenheit Schwierigkeiten macht, verändern wir sie dadurch, indem wir uns einfach stur stellen, dann kommt alles wieder ins Lot. Nimm zum Beispiel uns beide. Wir sind jetzt einfach hier und haben uns eben erst getroffen. Sonst ist nichts weiter passiert.“
„Oh.“ Der Junge legte die Knarre weg und dachte darüber nach. „Freut mich, dich kennenzulernen. Ich heiße Larry.“
„Und ich George.“ Ich nahm eine etwas bequemere Stellung ein, bemühte mich aber, keine plötzlichen Bewegungen zu machen.
Während Larry darauf wartete, daß die Polizei draußen die Suche abbrach und sich wieder zurückzog, hatten wir ein langes, philosophisches Gespräch. Hin und wieder nahm Larry seine Kanone in die Hand und richtete sie auf mich, aber meistens sprachen wir über irgendwelche Sachen oder erzählten uns Geschichten, ohne uns gegenseitig was übelzunehmen.
Bei seinen Versuchen, mich davon zu überzeugen, daß es auf der Welt zu viele Techniker gäbe, gab Larry sich alle Mühe. „Sie wissen nicht, wie ein menschliches Wesen sich verhält. Sie gehen ganz darin auf, sich vorzustellen, Tarzan zu sein. Sie schauen sich alte Filme an und stellen sich vor, sie seien Humphrey Bogart oder James Bond. Aber in Wirklichkeit haben sie nicht den Mumm, etwas zu tun, was über das reine Lesen und Studieren hinausgeht. Sie machen Geld damit und denken sich immer neue Spielereien aus. Und sie spielen mit Computern, die für sie das Denken erledigen. Sie nehmen einem alle
Weitere Kostenlose Bücher