Der Esper und die Stadt
halten. „Ich hab nicht geglaubt, daß ihr mich zusammenschlagen würdet. Ich bin doch nicht hergekommen, um mich verdreschen zu lassen. Ich will nur meine alte Uhr – und euch was erzählen.“
Ich beendete diesen Satz mit einem schnellen Seitwärtssprung, aber die schwingende Kette folgte mir, traf mich und verpaßte mir ein paar Blutergüsse auf der Brust, den Rippen und den Armen. Der Magnet, der am Ende der Kette hing, traf klirrend auf eins der Kettenglieder. Der Bursche, der die Kette hielt, zog sie fest. Die Metallglieder verwandelten sich in zupackende Zähne, und die Kette verengte sich wie ein Lasso. Ich taumelte, richtete mich auf und stand, gefangen von einer beißenden Eisenkette.
Ich mußte an mich halten, um nicht die Nerven zu verlieren. „He“, sagte ich, „das ist aber nicht nett.“
„Sag, was du uns zu sagen hast“, sagte der Blonde.
„Als ein Freund von mir die Schrammen sah, die ihr mir beim letzten Mal verpaßt habt“, sagte ich, „meinte er, daß ihr wohl was Wichtiges hier versteckt, von dem ihr mich fernhalten wolltet. Er meint, ihr habt den verschwundenen Computermann. Den, der die Brooklyn-Kuppel in die Luft gejagt hat. Auf den hat man ’ne Belohnung ausgesetzt.“
Eine Schockwelle durchlief die Reihen der mich umstehenden Burschen, aber der Blonde war fix. Ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern, machte er eine befehlende Handbewegung. „Drei Mann überprüfen die Straßen. Vielleicht ist er nicht allein gekommen.“ Die drei verschwanden lautlos in verschiedenen Richtungen.
„Ich tue euch doch nur einen Gefallen, wenn ich euch sage, was die Leute so reden“, sagte ich in naivem Tonfall. „Und jetzt tut mir ’n Gefallen und helft mir, daß ich meine Uhr wiederkriege.“
„Einen Gefallen?“ schrie der Häßliche mit der Fahrradkette. „Wir sollen dir ’n Gefallen tun? Du hättest besser dein dreckiges Maul gehalten!“ Und er riß an der Kette, so daß sie mich noch fester zwickte.
Mehr konnte ich nicht aushalten. Ich blieb still stehen, glotzte wie ein Blöder, tat so, als wäre ich völlig durcheinander, dann beugte ich mich vor, knallte dem Typen mit der Kette eins vor die Rübe, daß er über den Betonboden rollte, warf mich die Stufen der Treppe hinunter und löste die Kette. Ich kam auf die Knie und packte nach der Kette, um sie als Waffe einzusetzen. Sie war zwei Meter lang und hatte an jedem Ende einen Griff. In den Händen eines starken Mannes kann eine solche Kette eine tödliche Waffe sein. Hätte ich sie im rechten Moment zu fassen gekriegt, hätte ich sie kreisen lassen und die Burschen niedergemäht wie Grashalme. Ich nahm sie zusammengerollt in die Hand, beugte mich vor und ließ sie durch die Luft sausen, weil ich ungeheuer wütend war. Die Bande zerstreute sich und floh; die kreisende Kette raste ins Leere.
„Blöde Punks“, keuchte ich. „Können einfach nicht hören …“
Ich hielt inne und ließ die kreisende Kette über den Boden wirbeln, wo sie sich verlangsamte. Ich rollte sie zusammen und hängte sie mir über den Arm. Ein Stück davon behielt ich in der Hand, für alle Fälle. Die Sonne war jetzt untergegangen. In den Ecken war nun alles dunkler und schwerer zu erkennen. Ich wehrte einen Knüppel mit dem Kettenende ab und schnappte mir einen anderen mit der Hand. Etwas pfiff an mir vorbei und schepperte gegen die Wand – ein Messer. Offenbar war der Anführer der Bande zu der Erkenntnis gelangt, daß ich zuviel wußte und deswegen umgebracht werden mußte.
„Carl Hodges!“ brüllte ich. „Lassen Sie mich rein! Ich bin ein Freund! Ich brauche Hilfe! Computermann Carl Hodges, kommen Sie raus!“ Auf diese Weise würde der Helikopterpilot wenigstens erfahren, daß ich in Not war und rasche Hilfe brauchte. Er würde schnell kommen. Auch wenn die
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