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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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hal­ten. „Ich hab nicht ge­glaubt, daß ihr mich zu­sam­menschla­gen wür­det. Ich bin doch nicht her­ge­kom­men, um mich ver­dre­schen zu las­sen. Ich will nur mei­ne al­te Uhr – und euch was er­zäh­len.“
    Ich be­en­de­te die­sen Satz mit ei­nem schnel­len Seit­wärts­s­prung, aber die schwin­gen­de Ket­te folg­te mir, traf mich und ver­paß­te mir ein paar Bluter­güs­se auf der Brust, den Rip­pen und den Ar­men. Der Ma­gnet, der am En­de der Ket­te hing, traf klir­rend auf eins der Ket­ten­glie­der. Der Bur­sche, der die Ket­te hielt, zog sie fest. Die Me­tall­glie­der ver­wan­del­ten sich in zu­pa­cken­de Zäh­ne, und die Ket­te ver­eng­te sich wie ein Las­so. Ich tau­mel­te, rich­te­te mich auf und stand, ge­fan­gen von ei­ner bei­ßen­den Ei­sen­ket­te.
    Ich muß­te an mich hal­ten, um nicht die Ner­ven zu ver­lie­ren. „He“, sag­te ich, „das ist aber nicht nett.“
    „Sag, was du uns zu sa­gen hast“, sag­te der Blon­de.
    „Als ein Freund von mir die Schram­men sah, die ihr mir beim letz­ten Mal ver­paßt habt“, sag­te ich, „mein­te er, daß ihr wohl was Wich­ti­ges hier ver­steckt, von dem ihr mich fern­hal­ten woll­tet. Er meint, ihr habt den ver­schwun­de­nen Com­pu­ter­mann. Den, der die Broo­klyn-Kup­pel in die Luft ge­jagt hat. Auf den hat man ’ne Be­loh­nung aus­ge­setzt.“
    Ei­ne Schock­wel­le durch­lief die Rei­hen der mich um­ste­hen­den Bur­schen, aber der Blon­de war fix. Oh­ne sei­nen Ge­sichts­aus­druck zu ver­än­dern, mach­te er ei­ne be­feh­len­de Hand­be­we­gung. „Drei Mann über­prü­fen die Stra­ßen. Viel­leicht ist er nicht al­lein ge­kom­men.“ Die drei ver­schwan­den laut­los in ver­schie­de­nen Rich­tun­gen.
    „Ich tue euch doch nur einen Ge­fal­len, wenn ich euch sa­ge, was die Leu­te so re­den“, sag­te ich in nai­vem Ton­fall. „Und jetzt tut mir ’n Ge­fal­len und helft mir, daß ich mei­ne Uhr wie­der­krie­ge.“
    „Einen Ge­fal­len?“ schrie der Häß­li­che mit der Fahr­rad­ket­te. „Wir sol­len dir ’n Ge­fal­len tun? Du hät­test bes­ser dein dre­cki­ges Maul ge­hal­ten!“ Und er riß an der Ket­te, so daß sie mich noch fes­ter zwick­te.
    Mehr konn­te ich nicht aus­hal­ten. Ich blieb still ste­hen, glotz­te wie ein Blö­der, tat so, als wä­re ich völ­lig durch­ein­an­der, dann beug­te ich mich vor, knall­te dem Ty­pen mit der Ket­te eins vor die Rü­be, daß er über den Be­ton­bo­den roll­te, warf mich die Stu­fen der Trep­pe hin­un­ter und lös­te die Ket­te. Ich kam auf die Knie und pack­te nach der Ket­te, um sie als Waf­fe ein­zu­set­zen. Sie war zwei Me­ter lang und hat­te an je­dem En­de einen Griff. In den Hän­den ei­nes star­ken Man­nes kann ei­ne sol­che Ket­te ei­ne töd­li­che Waf­fe sein. Hät­te ich sie im rech­ten Mo­ment zu fas­sen ge­kriegt, hät­te ich sie krei­sen las­sen und die Bur­schen nie­der­ge­mäht wie Gras­hal­me. Ich nahm sie zu­sam­men­ge­rollt in die Hand, beug­te mich vor und ließ sie durch die Luft sau­sen, weil ich un­ge­heu­er wü­tend war. Die Ban­de zer­streu­te sich und floh; die krei­sen­de Ket­te ras­te ins Lee­re.
    „Blö­de Punks“, keuch­te ich. „Kön­nen ein­fach nicht hö­ren …“
    Ich hielt in­ne und ließ die krei­sen­de Ket­te über den Bo­den wir­beln, wo sie sich ver­lang­sam­te. Ich roll­te sie zu­sam­men und häng­te sie mir über den Arm. Ein Stück da­von be­hielt ich in der Hand, für al­le Fäl­le. Die Son­ne war jetzt un­ter­ge­gan­gen. In den Ecken war nun al­les dunk­ler und schwe­rer zu er­ken­nen. Ich wehr­te einen Knüp­pel mit dem Ket­te­nen­de ab und schnapp­te mir einen an­de­ren mit der Hand. Et­was pfiff an mir vor­bei und schep­per­te ge­gen die Wand – ein Mes­ser. Of­fen­bar war der An­füh­rer der Ban­de zu der Er­kennt­nis ge­langt, daß ich zu­viel wuß­te und des­we­gen um­ge­bracht wer­den muß­te.
    „Carl Hod­ges!“ brüll­te ich. „Las­sen Sie mich rein! Ich bin ein Freund! Ich brau­che Hil­fe! Com­pu­ter­mann Carl Hod­ges, kom­men Sie raus!“ Auf die­se Wei­se wür­de der He­li­ko­pter­pi­lot we­nigs­tens er­fah­ren, daß ich in Not war und ra­sche Hil­fe brauch­te. Er wür­de schnell kom­men. Auch wenn die

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