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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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tra­fen, er­in­ner­ten mich dar­an, daß auf mei­ner Sei­te auch al­ler­hand los war. Et­was be­ne­belt fuhr ich her­um, fal­te­te die Hän­de und schlug zwei­mal auf die ver­schwom­me­nen Um­ris­se ein. Dann hol­te ich noch­mals aus und drosch einen der An­grei­fer mit ei­nem ge­ziel­ten Schwin­ger nie­der.
    Mit ei­nem tie­fen Brum­men und ei­ne ziem­li­che La­dung Luft vor sich her­schie­bend, kam jetzt der Hub­schrau­ber über ei­ne Mau­er ge­flo­gen und stürz­te sich her­ab wie ei­ne Eu­le, die ein Mäu­se­nest aus­ge­macht hat. Er ver­sprüh­te ei­ne wei­ße Gas­wol­ke.
    Be­vor die Wol­ke mich er­rei­chen konn­te, hol­te ich noch ein­mal tief Luft. Der ne­ben mir ste­hen­de Carl Hod­ges sog einen Teil der wei­ßen Wol­ke ein und fiel zu Bo­den, wie von ei­nem Keu­len­schlag ge­fallt.
    Im­mer noch die Luft an­hal­tend, spreiz­te ich sei­ne Bei­ne und peil­te wach­sam durch den Ne­bel, um nach Ge­stal­ten Aus­schau zu hal­ten, die noch stan­den oder sich be­weg­ten. Die meis­ten der Halb­star­ken wa­ren ge­flo­hen oder la­gen flach auf dem Bo­den. Aber was wa­ren das für Um­ris­se? Acht­zehn Se­kun­den des Luft­an­hal­tens. Es war nicht schwer. In der Re­gel schaff­te ich zwei Mi­nu­ten. Ich hielt al­so den Atem an und ver­such­te durch die wei­ße Wol­ken zu se­hen, die mich um­ga­ben. An den Ge­räuschen, die der Hub­schrau­ber mach­te, merk­te ich, daß er hin und her flog, im­mer grö­ße­re Spi­ra­len zog und über­all Gas ver­sprüh­te, um all je­ne Mäu­se zu er­wi­schen, die vom Zen­trum des Ge­sche­hens zu des­sen Rän­dern flo­hen.
    Plötz­lich wa­ren die Um­ris­se ne­ben mir. Ich fing mir einen dop­pel­ten Schlag ein und flog drei Me­ter zu­rück, bis ich mit dem Rücken auf dem san­di­gen Be­ton­bo­den lan­de­te. Nach­dem ich ein über­rasch­tes Schnau­fen aus­ge­sto­ßen hat­te, fiel mir ein, daß ich die Luft an­hal­ten muß­te. Ich kam schwei­gend wie­der auf die Bei­ne und mach­te einen Satz zu­rück.
    Carl Hod­ges’ be­wußt­lo­ser Kör­per war ver­schwun­den. Vor mir im wei­ßen Ne­bel sah ich ei­ne Be­we­gung, hör­te Fü­ße über den har­ten Be­ton und tro­ckenes Holz schlei­fen und mach­te mich an die Ver­fol­gung der Ge­räusche. Halb fal­lend, halb die Ze­ment­stu­fen hin­un­ter­rut­schend, kam ich über die Holz­tür nach un­ten und in einen Kor­ri­dor. Vor mir nahm ich ei­ne Be­we­gung wahr, dann hör­te ich, wie je­mand ei­ne Schrank­tür schloß. Mit an­ge­hal­te­nem Atem tas­te­te ich mich wei­ter, öff­ne­te ei­ne Tür und sah ei­ne ge­bors­te­ne Mau­er. Ich roch den feuch­ten Ge­ruch von Ze­ment und un­ter­ir­di­scher Gän­ge und war mit ei­nem Satz über einen Hau­fen al­ter Kehr­be­sen hin­weg an der Mau­er­öff­nung. Hier konn­te man be­ru­higt at­men. Ich nahm einen tie­fen Luft­zug.
    Plötz­lich flamm­te ein ziem­lich hel­ler Schein­wer­fer auf und leuch­te­te mir aus ei­ner Ent­fer­nung von ei­nem hal­b­en Me­ter mit­ten ins Ge­sicht. „Mei­ne Ka­no­ne zielt ge­nau auf dich“, sag­te die Stim­me des klei­nen Blon­den. „Dreh dich nach links um und geh in die Rich­tung, die ich dir an­ge­be. Ich könn­te dich auf der Stel­le um­le­gen, und nie­mand wür­de dich je fin­den. Gib dir al­so Mü­he, daß ich mei­ne gu­te Lau­ne be­hal­te.“
    „Wo ist Carl Hod­ges?“ frag­te ich und setz­te mich mit er­ho­be­nen Hän­den in Be­we­gung. Die Ta­schen­lam­pe warf mei­nen Schat­ten vor­aus, bis er über en­ger wer­den­de Mau­ern fiel.
    „Wir ge­hen jetzt al­le da run­ter. Ab nach links.“ Die Stim­me kam mir ir­gend­wie ko­misch vor.
    Als ich mich um­dreh­te, sah ich, daß der klei­ne Bur­sche ei­ne Gas­mas­ke trug. Als ich ihn fra­gen woll­te, wie er an sie her­an­ge­kom­men war, drang durch einen nacht­schwar­zen Spalt an der De­cke wei­ßer Ne­bel zu uns her­ab. Er roch feucht und schmeck­te leicht nach Al­ko­hol. Das rich­ti­ge Mit­tel, um Auf­rüh­rer matt­zu­set­zen.
    „Be­we­gung“, sag­te der Jun­ge und fuch­tel­te mit sei­ner Ka­no­ne her­um. Ich bog nach links ab und frag­te mich, was ei­gent­lich in ei­nem Men­schen vor­ging, der das Zeug ein­ge­at­met hat­te. Ein er­eig­nis­rei­cher Tag und

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