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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Her­aus­for­de­run­gen und ver­gäl­len ei­nem al­le Er­obe­run­gen, die das Le­ben bie­tet. Und den Leu­ten, die mit ih­ren ei­ge­nen Hän­den ar­bei­ten wol­len, ge­ben sie ei­ne Ren­te, da­mit sie in die Wäl­der oder zum Sur­fen ge­hen, wenn sie nicht drin­nen blei­ben und Knöp­fe drücken wol­len. Die Leu­te, die in die Wäl­der oder zum Sur­fen ge­hen, nen­nen sie dann Nas­sau­er und sor­gen da­für, daß sie ste­ri­li­siert wer­den, da­mit sie kei­ne Kin­der ha­ben kön­nen. Das ist Völ­ker­mord. Sie rot­ten die wirk­li­chen Men­schen aus. Die Nach­kom­men der Men­schen wer­den nur noch von die­sen zwang­haf­ten Knopf­drückern ab­stam­men. Sie wer­den völ­lig ver­ges­sen, was das Le­ben ist.“
    Er drück­te das gut aus. Ich fühl­te mich un­be­hag­lich, weil das, was er sag­te, so wahr klang. Ob­wohl ich wuß­te, daß selbst der ge­ris­sens­te Bur­sche ei­nem Kil­ler nicht wi­der­spre­chen wür­de, ver­such­te ich es.
    „Könn­te ein Bur­sche, der wirk­lich Kin­der ha­ben will, sich denn nicht ge­nug Geld ver­die­nen, um für sich ei­ne Zuchter­laub­nis und für sei­ne Frau ei­ne Ope­ra­ti­on zu be­kom­men?“
    „Es gibt ja nicht mehr vie­le Jobs. Die, die noch üb­rig­ge­blie­ben sind, sind Knopf­drücker-Jobs, und da muß man schon zwan­zig Jah­re stu­die­ren, da­mit man lernt, auf die rich­ti­gen Knöp­fe zu drücken. Sie ha­ben vor, je­den zu ste­ri­li­sie­ren, bis auf die Knopf­drücker.“
    Da­zu wuß­te ich nichts zu sa­gen. Was er sag­te, er­gab schon einen Sinn, deck­te sich aber nicht mit mei­nen Er­fah­run­gen. „Mich hat man nicht ste­ri­li­siert, Lar­ry. Und ich hab wirk­lich nichts auf dem Kas­ten. Ich hab nicht mal ’ne rich­ti­ge Schul­bil­dung.“
    „Wann ha­ben sie dir die Schü­ler­bei­hil­fe ge­stri­chen?“
    „Vor fast ’nem Jahr. Die­se Wo­che wer­de ich zwan­zig.“
    „Al­so nix zu es­sen und kein Dach über dem Kopf. Was ist mit dei­ner Fa­mi­lie? Un­ter­stützt sie dich?“
    „Hab’ kei­ne Fa­mi­lie. Bin’n Wai­sen­kind. Ich hat­te ’ne Mas­se Freun­de, aber die ha­ben al­le auf Ren­te ge­macht und sind weg­ge­bracht wor­den. Au­ßer ei­nem. Der hat ’n Job be­kom­men.“
    „Du hast al­so noch kei­ne Ar­beits­lo­sen­un­ter­stüt­zung für Ju­gend­li­che be­an­tragt?“
    „Nein. Ich woll­te in der Stadt blei­ben. Woll­te nicht, daß sie mich weg­brin­gen. Ich dach­te, ich könn­te ’n Job krie­gen.“
    „Ich lach’ mich schief. Viel Glück da­bei, Ge­or­ge. Und was willst du als nächs­tes es­sen?“
    „Manch­mal hel­fe ich in Kom­mu­nen aus. Da krieg ich dann was. Im all­ge­mei­nen bin ich in den Kom­mu­nen der Bru­der­schaf­ten gern ge­se­hen.“
    Ich wech­sel­te un­be­hag­lich mei­ne Stel­lung und setz­te mich hin. Was ich eben ge­sagt hat­te, war fast ei­ne Lü­ge. Ich hat­te ja jetzt einen Job, aber über die Ret­tungs­bri­ga­de konn­te ich nichts sa­gen. Mög­li­cher­wei­se hät­te Lar­ry mich für einen Cop ge­hal­ten und um­ge­nie­tet. „Ich geh’ aber nicht schnor­ren.“
    „Wie lan­ge hast du’s mal oh­ne Es­sen aus­ge­hal­ten?“
    „Un­ge­fähr zwei Wo­chen. Ich hab aber nicht viel Hun­ger. Ich war un­heim­lich fett. Ich bin aber ge­sund. Und ar­bei­ten tu ich gern.“
    Der Jun­ge saß im Schnei­der­sitz auf sei­nem Bett und lach­te. „Ge­sund ist gut! Du be­stehst doch nur aus Mus­keln! Dei­ne Mus­keln rei­chen von ei­nem Ohr zum an­de­ren. Du ver­suchst al­so, das Sys­tem zu schla­gen! Und da­bei hat man es ge­schaf­fen, um Mus­kel­prot­ze wie dich aus­zu­rot­ten. Wenn du beim So­zi­al­amt einen An­trag stellst, ste­ri­li­sie­ren sie dich. Wenn du Ar­beits­lo­sen­geld be­an­tragst, ste­ri­li­sie­ren sie dich. Wenn sie dich beim Bet­teln er­wi­schen, ste­ri­li­sie­ren sie dich auch. Frü­her oder spä­ter wird je­der Mus­kel­protz durch Geld kor­rum­piert. Dich wird es auch er­wi­schen. Ich ge­he je­de Wet­te ein: Wenn du Hun­ger hast, dann denkst du an die Fla­sche Wein und das groß­ar­ti­ge Es­sen, das es gra­tis in der Ste­ri­li­sa­ti­ons­kli­nik gibt. Und du glaubst viel­leicht noch, daß du ei­ne Mil­li­on Dol­lar ge­winnst, wenn die Ope­ra­ti­ons­tä­to­wie­rung dir die

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