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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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rich­ti­ge Num­mer ver­paßt, stimmt’s?“
    Ich ant­wor­te­te nicht.
    „Viel­leicht weißt du es gar nicht, aber dei­ne Ar­beits­lo­sen­un­ter­stüt­zung geht auf ein Sperr­kon­to, und für je­de Wo­che, in der du es nicht be­an­spruchst, zie­hen sie dir die Hälf­te ab. Du hast al­so seit fast ei­nem Jahr nichts be­an­tragt? Wenn ge­nug auf ei­nem Hau­fen ist, soll­test du hin­ge­hen, den Zas­ter be­an­spru­chen und dich ste­ri­li­sie­ren und an den Arsch der Welt ins Exil schi­cken las­sen, wie all die an­de­ren.“
    „Mach ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    Ich ant­wor­te­te nicht. Nach ei­ner Wei­le sag­te ich dann: „Wür­dest du dich ste­ri­li­sie­ren las­sen?“
    Lar­ry lach­te wie­der. Er hat­te ein Fuchs­ge­sicht und große Oh­ren. „Wohl kaum. Ein schlau­er Bur­sche hat vie­le Mög­lich­kei­ten, ge­gen das Sys­tem vor­zu­ge­hen. Mei­ne Nach­kom­men wer­den noch hier sein, wenn die Son­ne er­kal­tet und die Men­schen die Er­de mit ei­nem An­trieb ver­se­hen, um sich ei­ne neue zu su­chen. Mei­ne Nach­kom­men wer­den auf Licht­wel­len durch den Welt­raum rei­ten. Nie­mand wird sie aus­rot­ten, und nie­mand wird Knopf­drücker aus ih­nen ma­chen.“
    „Okay, ich ver­ste­he.“ Ich stand auf und mach­te zwei Schrit­te nach da und nach dort. Der Raum war klein. „Für wen ar­bei­test du, Lar­ry? Wen be­weinst du? Men­schen, die man be­sticht, da­mit sie sich die Ei­er ab­schnei­den las­sen? Die sind doch ganz an­ders als du. Ha­ben sie ge­nug Mumm, um sich da­ge­gen zu weh­ren? Sind sie es wert, daß du dir für sie per Ge­richts­be­schluß ei­ne Ge­hirn­wä­sche ver­pas­sen läßt? Ich neh­me an, daß du was von Ge­schich­te ver­stehst. Ich bin ei­ner von den Bur­schen, die die Tech­ni­ker sich ger­ne vom Hal­se schaf­fen wür­den. Aber ir­gend­wie bist du doch sel­ber so ’ne Art Tech­ni­ker-Typ. Warum wirst du nicht wirk­lich ei­ner und hörst auf, Schwie­rig­kei­ten zu ma­chen?“
    Am En­de des Zim­mers blieb ich mit dem Ge­sicht zur Wand ste­hen, ball­te die Fäus­te und sag­te: „Jun­ge, weißt du über­haupt, was du für Schwie­rig­kei­ten her­vor­rufst?“
    „Ich seh’s im Fern­se­hen“, sag­te Lar­ry.
    „Das wa­ren ech­te Men­schen, die du um­ge­bracht hast.“ Ich starr­te im­mer noch die Wand an. „Heu­te nach­mit­tag ha­be ich ver­sucht, mit künst­li­cher Be­at­mung ein Mäd­chen zu ret­ten. Es blu­te­te aus den Au­gen.“ Ich würg­te und wä­re fast er­stickt. Als ich wei­ter­zu­spre­chen ver­such­te, ball­ten sich mei­ne Fäus­te fes­ter. „Man sag­te mir, sie sei tot. Und da­bei sah sie ganz in Ord­nung aus. Bis auf die Au­gen. Ich glau­be, ich ver­such­te ihr zu hel­fen, weil ich blöd bin und glaub­te, sie wä­re noch am Le­ben.“ Ihr hel­fen! Ja, in­dem ich Lar­ry tö­te­te. Wie durch einen ro­ten Ne­bel se­hend schau­te ich mich in sei­nem Zim­mer um und such­te nach ei­ner Waf­fe.
    Lar­ry hob die Ka­no­ne wie­der hoch, rich­te­te sie auf mich und sprang has­tig von sei­nem Bett. „Oho – die Ver­gan­gen­heit ist wie­der da! Es wird wohl Zeit, daß ich ge­he!“ Er hielt die Ka­no­ne mit der einen Hand auf mich ge­rich­tet, setz­te sich mit der an­de­ren ei­ne dunkle Bril­le auf und häng­te sich die Gas­mas­ke um den Hals. „Rühr dich nicht, Ge­or­ge, du möch­test doch si­cher kein Loch im Kopf ha­ben. Wenn du mich be­kämpfst – für wen ar­bei­test du dann? Auf kei­nen Fall für Leu­te wie dich. Denk doch mal nach, Mensch.“ Er nä­her­te sich rück­wärts der Tür. Ich be­ob­ach­te­te ihn, sah ihm ins Ge­sicht. Ich stand ge­duckt da und war auf al­les vor­be­rei­tet.
    Lar­ry zog sich in einen dunklen Gang zu­rück. „Komm mir nicht nach. Aber das willst du ja auch gar nicht. Die­ser Kra­cher ist mit In­fra­sicht aus­ge­rüs­tet und trifft auch im Dun­keln. So­bald du den Kopf aus der Tür steckst, schie­ße ich ihn dir viel­leicht ab. Bleib noch zehn Mi­nu­ten hier ste­hen und mach kei­nen Är­ger. Mei­ne Ka­no­ne schweigt, aber wenn ich dich er­schie­ßen muß, kriegst du nicht mal einen Or­den da­für, daß du den Hel­den ge­spielt hast. Kei­ner wür­de es je er­fah­ren.“
    Der un­ter­setz­te Jun­ge zog sich in den dunklen Kor­ri­dor zu­rück

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