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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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und ver­schwand.
    Ich stand noch im­mer ge­duckt da. Dann wur­de es wie­der klar um mich, und mei­ne Hän­de ent­krampf­ten sich. Ir­gend­wo am En­de des Kor­ri­dors hör­te ich, wie Lar­ry über einen Be­sen stol­per­te. Es klap­per­te, dann fiel et­was um. Lar­ry krach­te ge­gen ei­ne Mau­er, dann ver­schwand er aus mei­ner Hör­wei­te. Ich hät­te ihm fol­gen kön­nen, aber dann fiel mir ein, daß ich ihn ge­mocht hat­te. Die Sa­chen, die er dach­te, hat­ten mir ge­fal­len. Er dach­te ir­gend­wie mit ei­nem war­men Leuch­ten, und wenn er re­de­te, kam mir die Welt plötz­lich viel kla­rer und leich­ter zu be­we­gen vor.
    Ich hät­te hin­ter dem Kil­ler her­lau­fen sol­len, aber ich stand ein­fach nur da …
    „Aus­ge­zeich­ne­te Selbst­kon­trol­le, Ge­or­ge. Herz­li­chen Glück­wunsch“, sag­te Ah­meds Stim­me ge­las­sen von der De­cke her. Er ließ sich durch ein großes Loch zu mir hin­ab, hing an sei­nen lan­gen Ar­men und ließ sich dann kat­zen­haft und laut­los fal­len. Er war groß und drah­tig und über­all schmut­zig und mit Spinn­we­ben be­deckt. Als er grins­te, leuch­te­ten sei­ne Zäh­ne hell in der Dun­kel­heit sei­nes Ge­sichts. „Du hast ge­ra­de einen Or­den ver­spielt“, sag­te er, „und zwar den, der an to­te Hel­den ver­lie­hen wird. Ich hat­te schon ge­dacht, du wür­dest ver­su­chen ihn um­zu­brin­gen.“
    Er be­tä­tig­te den Ru­fer sei­nes Arm­band­sen­ders, steck­te sich einen Stöp­sel ins Ohr und mel­de­te sich. „Ei­ner ist ab­ge­hau­en. Er ist vom Zen­trum aus durch einen Keller­gang nach Wes­ten un­ter­wegs, trägt ei­ne Gas­mas­ke und ei­ne In­frabril­le. Er ist be­waff­net und ge­fähr­lich. Und er ist der Ober­motz; al­so gebt euch Mü­he, Jungs.“
    Ich nahm auf dem Rand der Lie­ge Platz und schwitz­te. „Manch­mal wer­de ich ein­fach zu wü­tend. Ich hät­te bei­na­he ver­sucht, ihn um­zu­brin­gen. Da­bei ist viel­leicht rich­tig, was er sag­te.“
    Ah­med zog den Stöp­sel aus sei­nem Ohr. „Ich ha­be haupt­säch­lich dir zu­ge­hört, al­ter Jun­ge. Es war ’ne ziem­lich in­ter­essan­te phi­lo­so­phi­sche Dis­kus­si­on, die du da an­ge­lei­ert hast. Und da­bei muß­te ich fort­wäh­rend nie­sen. Wie­so führst du heu­te die phi­lo­so­phi­schen Ge­sprä­che, und ich wer­de zu­sam­men­ge­schla­gen? Heu­te läuft wirk­lich al­les ver­kehrt rum.“
    „Du bist der Ge­schei­te, Ah­med“, sag­te ich lang­sam und nahm hin, daß ich die gan­ze Zeit un­ter sei­nem Schutz ge­stan­den hat­te. „Dan­ke, daß du auf­ge­paßt hast.“ Ich sah auf mei­ne Hän­de und war im­mer noch un­ent­schie­den. „Wie­so klang al­les nur so rich­tig, was der Bur­sche sag­te?“
    „Fin­de ich nicht.“ Ah­med un­ter­nahm den Ver­such, sich die Spinn­we­ben von den Är­meln zu strei­fen. „Was du sag­test, hat­te einen Sinn.“
    „Aber Lar­ry sag­te, daß die Techs al­le an­de­ren aus­lö­schen.“
    „Viel­leicht tun sie das, aber sie brin­gen kei­nen um. Das tut die­ser Bur­sche.“
    Ich leg­te die Hand­flä­chen ge­gen­ein­an­der, spür­te, daß sie schweiß­naß wa­ren und trock­ne­te sie an mei­nem Hemd ab. „Ich hät­te den Jun­gen bei­na­he um­ge­bracht. Aber das, was er sag­te, hör­te sich rich­tig an. Er sprach über die Sa­chen, wie sie sind und wie sie noch kom­men wer­den, wie das Schick­sal auch. Es ist le­gal, Leu­te zu ste­ri­li­sie­ren, aber sie tö­ten …“
    „Tö­ten ist un­phi­lo­so­phisch“, sag­te Ah­med. „Du bist über­mü­det, Ge­or­ge. Nimm’s nicht so schwer. Wir hat­ten einen lan­gen Tag.“
    Ich hör­te das Heu­len ei­ner Po­li­zei­si­re­ne und einen ent­fern­ten Schuß. Ah­med steck­te sich wie­der den Stöp­sel ins Ohr. „Sie ha­ben ge­ra­de je­man­den mit ei­ner Bril­le er­wi­scht. Das Gas wirk­te bei ihm nicht. Sie muß­ten ihn mit ei­nem Nad­ler an­hal­ten. Viel­leicht war’s Lar­ry. Laß uns ver­su­chen hier raus­zu­kom­men.“
    Wir war­fen einen di­cken Hau­fen De­cken in den Kor­ri­dor hin­aus. Als nie­mand schoß, gin­gen wir vor­sich­tig hin­aus, tas­te­ten uns durch den lan­gen, fins­te­ren Gang und such­ten nach ei­nem Aus­gang.
    „Du glaubst al­so“, sag­te Ah­med, „daß

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