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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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sie der Welt den Rücken zu­keh­ren. Die Ab­kap­se­lung der Kom­mu­nen trug da­zu bei, ih­ren Be­woh­nern zu hel­fen, nach ih­ren ei­ge­nen Sit­ten und Ge­set­zen se­lig zu wer­den. Sie leb­ten nur nach ih­ren ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen. Für die Leu­te, die in­ner­halb die­ser Mau­ern leb­ten, be­deu­te­ten die fens­ter­lo­sen Wän­de Ob­dach und Schutz. Als ich mir die nack­ten, ho­hen Wän­de so an­sah, wur­de ich un­si­cher. Sie sa­hen so aus, als wür­den sie sa­gen: Be­tre­ten ver­bo­ten. Aus Haß?
    Wenn ein Volk Au­ßen­sei­ter haß­te, konn­te man dann von ihm er­war­ten, daß es ei­ner gan­zen Stadt vol­ler Au­ßen­sei­ter zu­trau­te, die­sel­be gut in Schuß zu hal­ten? Tech­ni­ker, Com­pu­ter­pro­gram­mie­rer, Sys­tem­ana­ly­ti­ker und Kon­troll­ex­per­ten – al­le Leu­te, die die Denk­ma­schi­nen über­wach­ten – stell­ten ei­ne Grup­pe dar. Sie mach­ten die Po­li­tik und sorg­ten für die städ­ti­schen Dienst­leis­tungs­be­trie­be.
    „Die Techs be­rei­ten Ge­set­ze vor, um je­den aus­zu­lö­schen, der nicht zu ih­nen ge­hört. Be­son­ders Mus­kel­prot­ze wie dich, Ge­or­ge.“ Das hat­te der Jun­ge nicht bloß so hin­ge­sagt. Und sei­ne Vi­bra­tio­nen wa­ren freund­lich ge­we­sen. Ich ging zu ei­ner Te­le­fon­zel­le. Wen soll­te ich an­ru­fen? Ich ging wie­der hin­aus und peil­te den grü­nen Rand­strei­fen ent­lang in bei­de Rich­tun­gen. Ich woll­te mit je­man­dem re­den und ihm die­se wich­ti­ge Sa­che, die mir Schwie­rig­kei­ten mach­te, er­klä­ren.
    Zwei stu­pi­de aus­se­hen­de Män­ner gin­gen vor­bei und strahl­ten das Ge­fühl ner­vö­ser Lan­ge­wei­le ab. Dann kam ei­ner vor­bei, der ziem­lich glück­lich aus­sah, aber er zog den Kopf zwi­schen die Schul­tern und ging schnel­ler, weil es ihm nicht paß­te, von ei­nem stark aus­se­hen­den Kerl an­ge­st­arrt zu wer­den, der im Dun­keln stand. Ent­schul­di­gend sah ich weg. Starr die Leu­te nicht an, Ge­or­ge. Ich er­in­ner­te mich an den Ta­schen­sen­der, den die Ret­tungs­bri­ga­de mir ge­lie­hen hat­te, und schal­te­te ihn ein. „Sta­tis­tik, bit­te.“
    „Am Ap­pa­rat.“
    „Wie spät ist es?“
    „Zwei Mi­nu­ten vor halb zehn“, er­wi­der­te ei­ne dün­ne Stim­me und stell­te ei­ne Ge­gen­fra­ge. Ich schob mir den Stöp­sel tiefer ins Ohr und stell­te den Kas­ten lau­ter. „Vor ei­ner hal­b­en Stun­de et­wa ist je­mand fest­ge­nom­men wor­den“, sag­te ich. „Ich möch­te ihn ger­ne be­su­chen und mit ihm re­den, ken­ne aber nur sei­nen Vor­na­men.“
    Die Stim­me war jetzt laut und deut­lich. Sie hör­te sich an, als wür­de je­mand ne­ben mir ste­hen und di­rekt in mein lin­kes Ohr spre­chen. „Nur ei­ne For­ma­li­tät. Sie müs­sen sich zu­erst iden­ti­fi­zie­ren.“
    „Ge­or­ge San­ford. Ret­tungs­bri­ga­de. Be­ra­ter, Ka­te­go­rie J. Ich ha­be kei­ne Dienst­mar­ken­num­mer.“
    „In Ord­nung. Jetzt zu dem Ver­däch­ti­gen. Wann? Wo? Wie? Was? Al­les, was Sie wis­sen. Ich fut­te­re den Com­pu­ter da­mit.“
    „Lar­ry So­und­so. Viel­leicht vier­zehn oder fünf­zehn; mit ’nem hel­len Köpf­chen, fast wie ein Stu­dent. Blond, klein und un­ter­ge­wich­tig. Man hat ihn ein­ge­locht we­gen Kid­nap­ping, Van­da­lis­mus, Sa­bo­ta­ge und mög­li­cher­wei­se mehr­fa­chen Mor­des.“
    „Ach, den Lar­ry mei­nen Sie. Der die Broo­klyn-Kup­pel auf dem Kerb­holz hat. Sie sind der San­ford, der die Ban­de mit Hil­fe von ESP aus­fin­dig mach­te. Herz­li­chen Glück­wunsch, San­ford! Die Sa­che kam ge­ra­de mit den all­ge­mei­nen Be­kannt­ma­chun­gen rein. Mo­ment. Ich hab jetzt al­les ein­ge­ge­ben, aber der Com­pu­ter spuckt nichts aus.“ Die Stim­me klang jetzt wach und in­ter­es­siert. „Kön­nen Sie in ei­ner hal­b­en Stun­de noch mal an­ru­fen? Bis da­hin wird er si­cher re­gis­triert sein. Viel­leicht hat man ihn bis da­hin ver­hört, und er hat ein Ge­ständ­nis ab­ge­legt. Dann kann er mit je­dem re­den – bis die Ver­hand­lung we­gen der Ge­hirn­wä­sche an­be­raumt wird.“
    „Okay, dan­ke.“ Ich schal­te­te ab. Ich stand im­mer noch da und mus­ter­te die na­hen Wän­de der Kom­mu­ne. Ein Mann in ei­nem

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