Der Esper und die Stadt
pennst du da auf der Erde?“ fragte Ahmed. Seine Stimme zitterte vor kaum verhaltenem Erstaunen. „Warum übernachtest du nicht bei dir zu Hause? Hast du überhaupt eine Wohnung?“ Er stand da, war sauber gekleidet und rasiert. Er war zur Arbeit bereit und würde sicher auch bald befördert werden.
Es ist nicht gerade ein tolles Erwachen, wenn sich gleich jemand über einen beschwert.
Ich setzte mich hin und versuchte es ihm zu erklären, wie einem Doofen. „Ich kann schon wo pennen. Ich kann bei meinem Mädchen in der Karmischen Bruderschaft schlafen“, erklärte ich. „Aber sie ist jetzt mit dem Raja-Yoga fertig und muß fasten und meditieren und so was, da macht sie nichts mehr mit Jungs. Außerdem wollte ich allein sein und über die Geschichte nachdenken.“
Ahmed sagte verärgert: „Penn’ doch, wo du willst. Reduzier’ die Bevölkerung!“
Ich stand auf, reckte mich und sah ihm genau in die Augen. Wir hatten jetzt die gleiche Größe. Ich wollte nicht mit ihm kämpfen, also schaute ich weg und rollte meinen Schlafsack zusammen. „Kann ich was für dich tun, Ahmed?“
„Ja, ich habe dir eine Menge Glückwünsche zu übermitteln. Du kriegst eine Prämie; vielleicht bekommst du sogar einen Orden, weil du die Entführerbande gestern nacht aufgespürt hast. Jetzt, wo alle Welt weiß, daß du wirklich Leute aufspüren kannst, will jeder, daß du hilfst. Die Küstenwache will dich ausborgen, und die Statistik möchte, daß du bei der Forschungsarbeit bei den Zentralvorhersagen mitarbeitest.“
„Schätze, ich würde lieber mit dir arbeiten“, sagte ich. „Aber du bist ’n bißchen früh. Man sollte ’nem Burschen wenigstens die Chance geben, erst mal wach zu werden.“ Ich packte die Schlafsackrolle und rutschte in meine Sandalen. Ich war immer noch sauer, daß er mich so früh wach gemacht hatte. „Ich hab weder geduscht noch ein Frühstück gehabt. Komm später noch mal vorbei.“
Ahmed kam schließlich in das Restaurant, das in der Nähe des Hauptquartiers liegt. Ich aß Rühreier mit Toast und Würstchen und saß an einem Tisch in Fensternähe. Er kam rein und setzte sich zu mir.
„Larry hat man letzte Nacht nicht geschnappt.“
„Ich weiß“, murmelte ich mit vollem Mund.
„Glaubst du, daß du ihn aufspüren kannst?“
„Hab’ ich schon.“ Ich schluckte, schnitt den Toast und das Würstchen klein und stapelte alles in Schichten auf meine Gabel.
Ahmed wartete darauf, daß ich mehr sagte.
Ich schaufelte mir zwei Gabeln voll in den Mund, kaute und sah ihn nachdenklich an.
„Gestern nacht“, sagte ich, „wollte ich mit Larry reden. Er war weder im Knast noch im Krankenhaus.“ Ich nahm einen Schluck Kaffee und sah aus dem Fenster.
„Wo ist er?“
„Ich fragte mich, wo ich hingehen würde, wenn ich Larry wäre. Und da bin ich dann hingegangen.“
„Red1 nicht um den heißen Brei herum, George. Wo steckt er?“
„Und er war da“, sagte ich. „Wir haben uns unterhalten.“
„Du bist hingegangen und hast mit ihm geredet? Nachdem du seine Bande zerschlagen und eingeknastet hast? Und du warst allein da?“
„Ja. Man kann sich gut mit ihm unterhalten. Er glaubt, ich will seiner Bande beitreten.“ Ich piekte ein weiteres Stückchen Wurst auf und tunkte es in den Ketchup auf meinem Teller. „Ich werde noch mal mit ihm reden. Er wird erklären, warum er all diese Sachen macht. Ich glaube, ich kann ihn dazu kriegen, damit aufzuhören. Er wird dann keine Schwierigkeiten mehr machen.“
„Der wird erst aufhören, uns Schwierigkeiten zu machen, wenn man ihn eingesperrt oder ihm ’ne Gehirnwäsche verpaßt hat! Sag mir, wo er ist!“ Ahmed schaltete seinen Armbandsender ein und bereitete sich darauf vor, jede Information weiterzugeben, die er von mir bekam.
Ich schlürfte meinen Kaffee und sah ihn ohne irgendeinen bestimmten
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