Der Esper und die Stadt
dann, wenn ich unversehrt zurückkomme.
„Wie machst du das?“ Der Junge legte eine Hand auf meinen Arm. „Ich meine, wie findest du die Leute?“
„Ich muß mich darauf konzentrieren“, murmelte ich als Antwort und schämte mich, weil es dazu keinen Grund gab. „Ich krieg dann so ein Gefühl, wo jemand ist.“
„Okay“, sagte Larry, „und jetzt stellen wir die alles entscheidende Frage.“ Er drehte mich so, daß er in dem matten Licht mein Gesicht sehen konnte, behielt seine leichte Hand auf meinem Arm und fragte mit heller Stimme: „Bist du ein Bulle? Die Bande will es wissen, damit sie sich darüber klar wird, ob wir dich töten müssen.“
Ich beugte mich ein Stück runter, um direkt in Larrys Ohr sprechen zu können, und machte dabei eine entschuldigende Geste. „Äh, ich bin so was Ähnliches, aber ich bin bei der Rettungsbrigade. Ich bin nicht hinter dir her, weil ich dir was antun will, Larry. Mein Job besteht darin, daß ich Katzen von den Bäumen, Kinder von rostigen Feuertreppen und alte Damen aus dem Keller hole. Ich bin so ’ne Art Sucher für die Ambulanz-Einheiten. Ich lokalisiere Leute, die in Schwierigkeiten stecken. Ich bin ein Aufspürer, kein Cop.“
„Hau ab, du Trottel. Natürlich bist du eine Art Bulle. Sie werden dich umlegen. Sobald ich halbwegs zwischen dir und den anderen bin, sage ich ‚Verschwinde’. Dann rennst du in den Subway-Tunnel und siehst zu, daß du die nächste Biegung hinter dich kriegst. Ich werde ihnen auf der Treppe ein Bein stellen. Komm in zwei Tagen wieder. So lange werde ich brauchen, um sie davon zu überzeugen, daß du von ihnen nichts willst. Sag bloß nicht den Bullen, wo ich stecke. Du willst dich meiner Bande anschließen. Verschwinde!“
Ich zögerte. Er verstand mich nicht. Ich wollte es ihm erklären.
„Ich habe Weenys Kanone zwar versteckt“, sagte Larry, „aber möglicherweise hat er sie schon wiedergefunden. Sie verschießt vergiftete Nadeln. Nun hau schon ab, Dummkopf. Ich will dich lebend in meiner Bande.“
Ich rannte zu den Stufen zurück, brachte die Treppe in ein paar langen Sprüngen hinter mich und eilte mit lauten Schritten durch den leeren, unbenutzten Tunnel zu der hellerleuchteten Station zurück, an deren Haltestation genügend freie Sessel standen, um mich weg von den Jungs mit den Nadlern nach Downtown zu bringen.
Als ich auf den Rollwegen war, suchte ich mir eine langsame Spur für meinen Sessel, setzte mich so, daß ich nach hinten sehen konnte und pfiff all den einfach aussehenden Mädchen nach, die auf den anderen Spuren an mir vorbei kamen. Ich zwinkerte auch den alternden Schönheiten zu und machte so einen Haufen Frauen glücklich. Zwischen den einzelnen Pfiffen lehnte ich mich zurück und genoß die Welle freundlicher Vibrationen.
Es war eine herrliche Sommernacht. Am Midtown-Bahnhof holte ich meinen Schlafsack aus einem Schließfach und überlegte, wo ich schlafen sollte.
Gegenüber dem Hauptquartier der Rettungsbrigade lag ein kleiner Zierpark mit einer ungemähten Wiese, wilden Blumen, Gebüschen und Pflanzen, die die Ökologie der Wildnis in der Stadt bewahrten und Luft für die Menschen erzeugten.
Das Gras war hoch und weich. Irgendwelche kleinen weißen Blumen, die auf ein paar von den Büschen wuchsen, strömten ein starkes Aroma aus und zogen Glühwürmchen an. Ich lag eine Weile wach, schaute zu, wie die winzigen Geschöpfe ihre Lichter an- und abschalteten, und stellte mir vor, sie seien Passagierflugzeuge, die nach einem verschwundenen Flughafen Ausschau hielten.
Ich war sofort hellwach, als ich in dem tiefen Gras das Geräusch von Schritten hörte. Ich machte die Augen auf. Die Sonne schien. Eine hochgewachsene Gestalt schob einen Zweig beiseite und beugte sich über mich.
„Warum
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