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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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dann, wenn ich un­ver­sehrt zu­rück­kom­me.
    „Wie machst du das?“ Der Jun­ge leg­te ei­ne Hand auf mei­nen Arm. „Ich mei­ne, wie fin­dest du die Leu­te?“
    „Ich muß mich dar­auf kon­zen­trie­ren“, mur­mel­te ich als Ant­wort und schäm­te mich, weil es da­zu kei­nen Grund gab. „Ich krieg dann so ein Ge­fühl, wo je­mand ist.“
    „Okay“, sag­te Lar­ry, „und jetzt stel­len wir die al­les ent­schei­den­de Fra­ge.“ Er dreh­te mich so, daß er in dem mat­ten Licht mein Ge­sicht se­hen konn­te, be­hielt sei­ne leich­te Hand auf mei­nem Arm und frag­te mit hel­ler Stim­me: „Bist du ein Bul­le? Die Ban­de will es wis­sen, da­mit sie sich dar­über klar wird, ob wir dich tö­ten müs­sen.“
    Ich beug­te mich ein Stück run­ter, um di­rekt in Lar­rys Ohr spre­chen zu kön­nen, und mach­te da­bei ei­ne ent­schul­di­gen­de Ges­te. „Äh, ich bin so was Ähn­li­ches, aber ich bin bei der Ret­tungs­bri­ga­de. Ich bin nicht hin­ter dir her, weil ich dir was an­tun will, Lar­ry. Mein Job be­steht dar­in, daß ich Kat­zen von den Bäu­men, Kin­der von ros­ti­gen Feu­er­trep­pen und al­te Da­men aus dem Kel­ler ho­le. Ich bin so ’ne Art Su­cher für die Am­bu­lanz-Ein­hei­ten. Ich lo­ka­li­sie­re Leu­te, die in Schwie­rig­kei­ten ste­cken. Ich bin ein Auf­spü­rer, kein Cop.“
    „Hau ab, du Trot­tel. Na­tür­lich bist du ei­ne Art Bul­le. Sie wer­den dich um­le­gen. So­bald ich halb­wegs zwi­schen dir und den an­de­ren bin, sa­ge ich ‚Ver­schwin­de’. Dann rennst du in den Sub­way-Tun­nel und siehst zu, daß du die nächs­te Bie­gung hin­ter dich kriegst. Ich wer­de ih­nen auf der Trep­pe ein Bein stel­len. Komm in zwei Ta­gen wie­der. So lan­ge wer­de ich brau­chen, um sie da­von zu über­zeu­gen, daß du von ih­nen nichts willst. Sag bloß nicht den Bul­len, wo ich ste­cke. Du willst dich mei­ner Ban­de an­schlie­ßen. Ver­schwin­de!“
    Ich zö­ger­te. Er ver­stand mich nicht. Ich woll­te es ihm er­klä­ren.
    „Ich ha­be Wee­nys Ka­no­ne zwar ver­steckt“, sag­te Lar­ry, „aber mög­li­cher­wei­se hat er sie schon wie­der­ge­fun­den. Sie ver­schießt ver­gif­te­te Na­deln. Nun hau schon ab, Dumm­kopf. Ich will dich le­bend in mei­ner Ban­de.“
    Ich rann­te zu den Stu­fen zu­rück, brach­te die Trep­pe in ein paar lan­gen Sprün­gen hin­ter mich und eil­te mit lau­ten Schrit­ten durch den lee­ren, un­be­nutz­ten Tun­nel zu der hel­ler­leuch­te­ten Sta­ti­on zu­rück, an de­ren Hal­tes­ta­ti­on ge­nü­gend freie Ses­sel stan­den, um mich weg von den Jungs mit den Nad­lern nach Dow­n­town zu brin­gen.
    Als ich auf den Roll­we­gen war, such­te ich mir ei­ne lang­sa­me Spur für mei­nen Ses­sel, setz­te mich so, daß ich nach hin­ten se­hen konn­te und pfiff all den ein­fach aus­se­hen­den Mäd­chen nach, die auf den an­de­ren Spu­ren an mir vor­bei ka­men. Ich zwin­ker­te auch den al­tern­den Schön­hei­ten zu und mach­te so einen Hau­fen Frau­en glück­lich. Zwi­schen den ein­zel­nen Pfif­fen lehn­te ich mich zu­rück und ge­noß die Wel­le freund­li­cher Vi­bra­tio­nen.
    Es war ei­ne herr­li­che Som­mer­nacht. Am Mid­town-Bahn­hof hol­te ich mei­nen Schlaf­sack aus ei­nem Schließ­fach und über­leg­te, wo ich schla­fen soll­te.
    Ge­gen­über dem Haupt­quar­tier der Ret­tungs­bri­ga­de lag ein klei­ner Zier­park mit ei­ner un­ge­mäh­ten Wie­se, wil­den Blu­men, Ge­bü­schen und Pflan­zen, die die Öko­lo­gie der Wild­nis in der Stadt be­wahr­ten und Luft für die Men­schen er­zeug­ten.
    Das Gras war hoch und weich. Ir­gend­wel­che klei­nen wei­ßen Blu­men, die auf ein paar von den Bü­schen wuch­sen, ström­ten ein star­kes Aro­ma aus und zo­gen Glüh­würm­chen an. Ich lag ei­ne Wei­le wach, schau­te zu, wie die win­zi­gen Ge­schöp­fe ih­re Lich­ter an- und ab­schal­te­ten, und stell­te mir vor, sie sei­en Pas­sa­gier­flug­zeu­ge, die nach ei­nem ver­schwun­de­nen Flug­ha­fen Aus­schau hiel­ten.
    Ich war so­fort hell­wach, als ich in dem tie­fen Gras das Ge­räusch von Schrit­ten hör­te. Ich mach­te die Au­gen auf. Die Son­ne schi­en. Ei­ne hoch­ge­wach­se­ne Ge­stalt schob einen Zweig bei­sei­te und beug­te sich über mich.
    „Warum

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