Der Eunuch
Konföderierten und der gleiche Vertrag Seiner Majestät von Frankreich mit den polnischen Magnaten. Wenn also nach dem Tode August II. von Sachsen an seiner Stelle König Stanislaus Leszinsky zum zweitenmal zum König von Polen gewählt, aber durch auswärtige Mächte daran verhindert würde, seinen Thron zu besteigen oder ihn zu behaupten, so müßte das Zusammenwirken Frankreichs mit der Türkei sich aus bestehenden Verträgen ergeben, die keiner weiteren Ergänzungen bedürfen. Seine Hoheit hatte die Gewogenheit, meine Ausführungen als vertretbar zu bezeichnen, obwohl Herrn von Bonnevals Forderung - wie ich nicht verhehlen darf - vorher nicht ohne Eindruck auf ihn geblieben war. Zuletzt hat der General also in dieser Sache ebensowenig erreicht, wie er auch sonst die allgemeinen Erwartungen enttäuschte. Ohne die Gunst des Großwesirs würde er hier nicht mehr als ein Unterleutnant bedeuten . . . Wie ich soeben — noch während der Niederschrift dieses Berichtes — erfahre, hat Herr von Bonneval inzwischen einen völlig unwichtigen Posten als Chef einer erst noch aufzustellenden Truppe sogenannter ,Bombardiere' erhalten — wohl mehr, um ihn zu beschäftigen, als aus seiner Beschäftigung wirklichen Nutzen zu ziehen.
Wichtiger erscheint mir, daß Madame von Villeneuve, meine Frau, der hohen Ehre teilhaft wurde, von Ihrer allerhöchsten kaiserlichen Hoheit der Sultana Walide zu einem Halwet, einem Divertissement mit Kaffee, Scherbet und anderem Zuckerwerk, eingeladen zu werden. Ihre kaiserliche Hoheit zeichneten die Marquise in jeder Hinsicht aus. Allerhöchst sie bekundeten größtes Interesse an den Pariser Moden und bewunderten besonders die Reifröcke und die neuen, vertieften Taillenausschnitte an Madame und deren Ehrendamen. Bei der Zeremonie der Duftdurchstäubung ihrer Gäste, die unter allgemeiner Heiterkeit verlief, ließ sich die Walide sogar herab, in bezug auf die Frau Marquise selbst Anordnungen zu treffen und dabei sogar einen Flakon in die eigenen Hände zu nehmen . . .“
Nach der Belagerung von einem Monat eroberte Ali Pascha Hakimsade die Stadt Urmia am See gleichen Namens. Drei Wodien später zog er im Triumph in Täbris ein, wo er schon vorher als Serasker kommandiert hatte. Fast ganz Persien lag wehrlos vor ihm.
Der Schah war nach Teheran entkommen.
Der Serasker Ahmed Pascha von Bagdad schloß mit dem persischen Unterhändler auf folgende Bedingungen Frieden: Tiflis, Eriwan und Daghistan sollten mit allem Zubehör Besitz der Pforte sein, dagegen Täbris, wo Ali Pascha residierte, und das eben eroberte Hamadan den Persern bleiben.
Fast schien es so, als solle der Perlenköschk des Neuen Serails einen seiner großen Tage erleben - so beträchtlich war der Aufwand an Garden, Palastdienern und Würdenträgern, Verschnittenen und Unverschnittenen, so erlaucht die Persönlichkeiten, die sich hier als Teilnehmer am großen Thronrat zusammenfanden. Von allen wurde dabei in tiefster Untertänigkeit die höfische Auffassung zur Schau getragen, daß Mittelpunkt und Quelle allen Geschehens der Erhabene sei.
Vielleicht hätte das feierliche, Glanz verbreitende Zeremonial selbst auf eine Julienne sich ausgewirkt, wenn sie ihren Ibrahim-Mahmud hätte erblicken können. Angetan war er mit seiner großherrlidien Drei-Reiher-Agraffe am Turban und seinem zobelbesetzten Kürk aus goldenem Brokat. Alle andern waren kaum weniger prächtig gekleidet, der Großwesir im purpurnen Pelz mit einer Zwei-Reiher-Agraffe und alle Wesire mit Turbanen, durchzogen mit Goldsäumen in der Richtung der Sonnenbahn. Alle Farben glänzten im Brokat und Atlas der Pelze auf, wie sie jeweils dem Stand und dem Rang der Träger entsprachen. So war es denn nicht so sehr sein Gewand, sondern der Sitz und der weite, leere Raum um ihn, der Mahmud über alle erhob.
Das kaiserliche Polster befand sich auf einer Erhöhung, deren Riesenteppich fast bis zur Hälfte des darunterliegenden Parketts vorstieß und damit einen geheiligten, dem Padischah allein vorbehaltenen Raum schuf. Ihm sich nur zu nähern glich schon einem Sakrileg. Erst nach einer weiteren Respektsentfernung begannen die Reihen der Sofas für die hohen Herren der Beratung.
Ohne ein Wort zu reden war Mahmud unter großem Vortritt beim Perlenköschk angelangt, schweigend hatte er die Schwelle des Beratungssaales überschritten, wo seine höchsten Untertanen mit den Stirnen auf dem Boden vor ihm gelegen waren, schweigend hatte er -immer noch von den Herren der Achsel
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