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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Abt‹. ›Als Abbott Lorbeer in der Wüste besuchte, vergoss Lorbeer Tränen.‹ Vielleicht ist das nur ein Traum, ein Märchen. Lorbeer ist zum Büßer in der Wüste geworden. Er ist Elias oder Christus, was weiß ich. Geschmacklos. ›Abbott hat Lorbeer gerufen, Rechenschaft abzulegen vor Gott. Und so hat Lorbeer bei dieser Begegnung in der Wüste Abbott die geheime Natur seiner Sünden erklärt.‹ So schreibt er. Es müssen viele Sünden gewesen sein. Ich kann mich nicht an alle erinnern. Es ging um die Sünde der Eitelkeit und die des falschen Zeugnisses. Dann die Sünde des Hochmuts, glaube ich. Und schließlich die Sünde der Feigheit. Für die rechtfertigt er sich mit keinem Wort, und das macht mich beinahe glücklich. Aber ihn wahrscheinlich auch. Lara sagt, er ist nur bei der Beichte glücklich und beim Sex.«
    »Das alles hat er auf Englisch geschrieben?«
    Sie nickte. »Manche Passagen lesen sich wie Bibeltexte, dann macht er wieder äußerst detaillierte Angaben über die vorsätzlich ungenaue Anlage der klinischen Testreihen, die Auseinandersetzung zwischen der Kovacs und Lara Emrich und die Probleme, die bei der Kombination von Dypraxa mit anderen Medikamenten auftreten. Nur eine sehr gut informierte Person kann solche Details kennen. Dieser Lorbeer ist mir bei weitem lieber als der Lorbeer zwischen Himmel und Hölle, das muss ich schon sagen.«
    »Und er hat sie bei ihrem Mädchennamen genannt? Bewusst mit der Bedeutung ›Abt‹ gespielt?«
    »Ja. ›Abbott hat alles aufgeschrieben, was ich ihr gesagt habe.‹ Aber da ist noch eine Sünde. Er hat sie getötet.«
    Justin wartete, den Blick auf den schlummernden Carl gerichtet.
    »Vielleicht nicht direkt, er drückt sich da undeutlich aus. ›Lorbeer hat sie durch seinen Verrat getötet. Er hat die Sünde des Judas begangen, und so hat er ihr mit bloßen Händen die Kehle durchgeschnitten und Bluhm an einen Baum genagelt.‹ Nachdem ich Lara das vorgelesen hatte, habe ich sie gefragt: ›Lara, sagt Markus hier, dass er Tessa Quayle getötet hat?‹«
    »Was hat sie geantwortet?«
    »Markus könnte nicht einmal seinen ärgsten Feind töten. Das quält ihn sehr, sagt sie. Dass er ein schlechter Mensch mit gutem Gewissen ist. Sie ist Russin, sehr schwermütig.«
    »Aber wenn er Tessa getötet hat, kann er kein guter Mensch sein, oder?«
    »Lara schwört, das sei völlig ausgeschlossen. Sie hat eine Menge Briefe von ihm. Sie liebt ihn einfach hoffnungslos. Sie hat schon viele Geständnisse von ihm gehört, aber dieses natürlich nicht. Markus ist sehr stolz auf seine Sünden, sagt sie. Aber da er eitel ist, übertreibt er immer. Er ist kompliziert und vielleicht ein wenig psychotisch, und gerade deswegen liebt sie ihn.«
    »Aber sie weiß nicht, wo er ist?«
    »Nein.«
    Justin starrte mit leerem Blick in die trügerische Dämmerung. » Judas hat niemanden getötet«, wandte er ein. »Judas war ein Verräter.«
    »Aber das Ergebnis war dasselbe. Sein Verrat war tödlich.«
    Wieder eine lange Betrachtung der Dämmerung. »Da fehlt noch jemand. Wenn Lorbeer Tessa verraten hat: An wen hat er sie verraten?«
    »Das hat er nur undeutlich ausgedrückt. Vielleicht an die Mächte der Finsternis. Ich kann nur sagen, woran ich mich erinnere.«
    »Die Mächte der Finsternis?«
    »In dem Brief hat er etwas von den Mächten der Finsternis geschrieben. Ich hasse diese Ausdrucksweise. Meint er damit KVH? Vielleicht kennt er noch andere Mächte.«
    »Wird Arnold in dem Aufsatz häufiger erwähnt?«
    »Abbott hatte einen Führer. In dem Aufsatz wird er der Heilige genannt. Der Heilige hat im Krankenhaus mit Lorbeer gesprochen und ihm gesagt, das Medikament Dypraxa sei ein Werkzeug des Todes. Der Heilige war vorsichtiger als Abbott, weil er Arzt ist, und er war auch toleranter, weil er um die Schlechtigkeit der Menschen weiß. Aber die größte Wahrheit liegt bei Lara Emrich. Da ist Lorbeer sich ganz sicher. Lara weiß alles, deshalb darf sie nichts sagen. Die Mächte der Finsternis sind entschlossen, die Wahrheit zu unterdrücken. Und deshalb musste Abbott getötet und der Heilige gekreuzigt werden.«
    » Gekreuzigt? Arnold?«
    »In Lorbeers Märchen ist Bluhm von den Mächten der Finsternis verschleppt und an einen Baum genagelt worden.«
    Beide verstummten, es war beinahe, als schämten sie sich.
    »Lara sagt auch, Lorbeer trinkt wie ein Russe«, fügte sie wie einen mildernden Umstand hinzu, aber Justin ließ sich nicht ablenken.
    »Er schreibt aus der Wüste, schickt

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