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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Wassern gewaschen. Dass er in einem Kaff in Lancashire aufgewachsen ist, merkt man ihm immer noch an; die Rhetoriklehrer, die sich abends bei ihm die Klinke in die Hand geben, müssen längst verzweifelt sein.
    »Aber was will er dann? Sie kennen ihn doch, Tim. Ich nicht.«
    »Es geht um seine Frau, Kenny. Sie hatte einen Unfall. Wissen Sie noch?«
    Curtiss drehte sich wieder zu dem großen Panoramafenster um, hob die Hände, mit den Handflächen nach oben, und flehte die afrikanische Dämmerung um Einsicht an. Hinter dem kugelsicheren Glas erstreckten sich dunkle Rasenflächen, und dahinter lag ein See. An den Hängen blinkten Lichter. Ein paar frühe Sterne drangen durch den abendlichen Dunst.
    »Also, seine Frau hat’s erwischt«, sinnierte Curtiss in gleichbleibend wehleidigem Tonfall. »Ein paar üble Typen haben sich an ihr ausgetobt. Dieses Stück schwarzer Dreck hat sie fertig gemacht. Was weiß ich? Wie die sich aufgeführt hat, hat sie’s gar nicht anders gewollt. Wir reden hier schließlich von Turkana, nicht von Surrey, verdammt noch mal. Aber es tut mir Leid, okay? Sehr, sehr Leid.«
    Aber vielleicht nicht so Leid, wie es Ihnen tun müsste, dachte Donohue.
    Curtiss besaß Häuser von Monaco bis Mexiko, und Donohue hasste sie alle. Er hasste ihren Jodgestank und die geduckten Dienstboten und die schwingenden Holzfußböden. Er hasste die verspiegelten Bars und die geruchlosen Blumen, die einen beobachteten wie die gelangweilten Nutten, die Curtiss dauernd um sich hatte. Für Donohue war das alles, samt den Rolls-Royce-Limousinen, der Gulfstream-Privatmaschine und der Motorjacht, ein einziger, auf ein halbes Dutzend Länder verteilter, geschmackloser Kitschpalast. Am meisten aber hasste er diese Farm am Ufer des Naivashasees, diese Festung mit ihren Stacheldrahtzäunen, Wachmannschaften, Zebrakissen, roten Bodenfliesen, Leopardenläufern, Antilopensofas, rosa beleuchteten und verspiegelten Barschränken, Satellitenfernsehern und Satellitentelefonen, Bewegungsmeldern und Alarmknöpfen und Funksprechgeräten, denn in dieses Haus, in diesen Raum, auf dieses Antilopensofa hatte Curtiss ihn in den vergangenen fünf Jahren immer wieder zitiert, damit er irgendwelche Brocken aufschnappte, die der große Sir Kenny K. in seinem unberechenbaren Edelmut in den gierigen Rachen des britischen Nachrichtendienstes zu werfen beliebte. Und an diesem Abend war er wieder einmal, aus Gründen, die er erst noch erfahren musste, hierher bestellt worden, gerade als er eine Flasche südafrikanischen Weißen entkorkt hatte und es sich bei einem Happen Seelachs mit seiner geliebten Frau Maud gemütlich machen wollte.
    »Wir sehen die Sache in etwa so, Tim, alter Junge«, begann ein verkrampft-vertraulicher Funkspruch seines Vorgesetzten in London geschrieben im vage an Wodehouse erinnernden Stil eines Kriminalromans.
     
    Nach außen hin sollten Sie freundlich Kontakt halten, entsprechend dem öffentlichen Erscheinungsbild, das Sie in den letzten fünf Jahren aufgebaut haben. Golf, gelegentlich ein Drink, eine Einladung zum Lunch usw., lieber Sie als ich. Was die verdeckte Seite betrifft, so sollten Sie sich weiterhin möglichst natürlich verhalten und einen beschäftigten Eindruck machen, da die Alternativen – Abbruch der Aktion, Empörung der Zielperson usw. – zu grässlich sind, als dass man in der gegenwärtigen Krisensituation auch nur daran denken könnte. Zu Ihrer persönlichen Information: Hier ist auf beiden Seiten des Flusses die Hölle los, die Lage ändert sich von Tag zu Tag, aber immer nur zum Schlimmeren.
    Roger
     
    »Warum sind Sie eigentlich mit dem Auto gekommen?«, fragte Curtiss in gekränktem Tonfall, während er immer noch auf seine afrikanischen Ländereien blickte. »Sie hätten die Beechcraft haben können, ein Wort hätte genügt. Doug Crick hatte einen Piloten für Sie in Bereitschaft. Wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen machen, oder was?«
    »Sie kennen mich doch, Chef.« Manchmal, aus einer Art passiver Aggressivität heraus, nannte Donohue ihn Chef – ein Titel, der eigentlich in alle Ewigkeit für den Leiter des Nachrichtendienstes reserviert war. »Ich bin leidenschaftlicher Autofahrer. Fenster auf, Wind um die Ohren. Da geht nichts drüber.«
    »Auf diesen beschissenen Straßen? Sie sind ja nicht bei Trost. Gestern noch habe ich mit ihm darüber gesprochen. Nein, gelogen. Am Sonntag. ›Was sieht ein Tourist als allererstes, wenn er in Kenyatta ankommt und in den Safaribus steigt?‹,

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