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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Ihr Lohn – das sind Mord und Vergewaltigung auf dem Weg durch die Dörfer. Brandschatzen. Entführung von Jungen und Mädchen, die sie in den Norden verschleppen, auf der Rückfahrt, wenn der Zug leer ist! Die stehlen alles, was sie nicht verbrennen.«
    »Ah. Verstehe.«
    Aber der Zug reicht Lorbeer nicht. Nichts reicht ihm, solange die Gefahr besteht, dass danach Stille eintritt und er Fragen ausgesetzt ist, die er nicht ertragen könnte. Sein gehetzter Blick sucht bereits verzweifelt nach einer Fortsetzung.
    »Haben sie Ihnen denn von dem Flugzeug erzählt? Von dem russischen Flugzeug, Mann, älter als die Arche Noah, das unten in Juba im Einsatz ist? Mann, das ist vielleicht eine Geschichte!«
    »Leider nein, weder von dem Zug noch von dem Flugzeug. Wie gesagt, sie hatten keine Zeit, mir irgendwas zu erzählen.«
    Und wieder zückt Justin artig den Bleistift und wartet auf den Bericht über das alte russische Flugzeug, das in Juba im Einsatz ist.
    »Diese verrückten Moslems bauen Bomben wie Kanonenkugeln. Fliegen damit los, rollen sie ins Heck des Flugzeugs und lassen sie auf die Dörfer der Christen fallen, Mann! ›Bitte schön, Christen! Da habt ihr einen Liebesbrief von euren moslemischen Brüdern!‹ Und diese Bomben sind sehr wirksam, glauben Sie mir, Peter. Und zielen können die Burschen, einfach meisterhaft! Oh ja! Und die Bomben sind so launisch, dass die Jungs alles dransetzen, sie loszuwerden, bevor sie mit ihrer Rappelkiste wieder in Juba landen!«
    Das Funkgerät unter dem Buchmacherschirm kündigt den Anflug einer weiteren Buffalo an. Erst kommt die lakonische Stimme aus Loki, dann nimmt der Pilot Kontakt auf. Jamie hockt sich ans Mikro und meldet gutes Wetter, festen Boden und keine Sicherheitsprobleme. Die Esser ziehen hastig ab, nur Lorbeer bleibt sitzen. Justin klappt sein Notizbuch zu und steckt es, von Lorbeer beobachtet, zu Stiften und Lesebrille in die Hemdtasche.
    »Also, Brandt. Ganz hervorragend, der Ziegeneintopf. Ich hätte da noch ein paar konkrete Fragen, falls es Ihnen nichts ausmacht. Können wir irgendwo eine Stunde lang ungestört reden?«
    Wie jemand, der zum Ort seiner Hinrichtung voranschreitet, führt Lorbeer Justin über eine zertrampelte Grasfläche mit Schlafzelten und Wäscheleinen. Etwas abseits steht ein glockenförmiges Zelt. Den Hut in der Hand, ein abstoßend unterwürfiges Grinsen auf dem Gesicht, schlägt Lorbeer die Plane zurück und lässt Justin den Vortritt. Als der sich bückt, begegnen sich ihre Blicke, und Justin sieht, was er vorhin im tukul schon gesehen hat, aber jetzt noch viel deutlicher: einen Mann mit panischer Angst vor dem, was zu sehen er sich entschieden weigert.

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    D ie Luft im Zelt ist heiß und stickig; es riecht nach verfaultem Gras und muffigen Kleidern, die selbst bei gründlichstem Waschen nicht mehr sauber würden. Es gibt einen Holzstuhl, auf dem einiges liegt, was Lorbeer erst einmal wegräumen muss: eine lutherische Bibel, ein Band mit Gedichten von Heine, ein wie ein Strampelanzug geschnittener, flauschiger Schlafanzug und ein Rucksack für den Notfall, aus dem ein Funkgerät mit Antenne ragt. Dann bietet er Justin den Stuhl an und hockt sich selbst auf den Rand einer Feldpritsche, eine Handbreit über dem Boden. Den roten Kopf in die Hände gestützt, den feuchten Rücken gekrümmt, wartet er, dass Justin zu sprechen anfängt.
    »Meine Zeitung interessiert sich für ein umstrittenes neues Tbc-Medikament. Es heißt Dypraxa , wird von Karel Vita Hudson hergestellt und in Afrika von der Firma ThreeBees vertrieben. Mir ist aufgefallen, dass Sie es hier nicht vorrätig haben. Meine Zeitung nimmt an, Ihr richtiger Name lautet Markus Lorbeer , und Sie sind der gute Geist, der für die Markteinführung des Medikaments gesorgt hat«, erklärt Justin und schlägt sein Notizbuch auf.
    Lorbeer zeigt keinerlei Reaktion. Der feuchte Rücken, der rotblonde Kopf, die verschwitzten, gebeugten Schultern, alles verharrt reglos im Nachbeben von Justins Worten.
    »Es kursieren zunehmend Gerüchte über die Nebenwirkungen von Dypraxa, aber das wissen Sie sicher«, fährt Justin fort, schlägt eine Seite um und liest etwas nach. »KVH und ThreeBees können die Sache nicht ewig vertuschen. Vielleicht wäre es klug von Ihnen, sich vor der Meute zu Wort zu melden.«
    Beide schwitzen stark, zwei Opfer derselben Krankheit. Die Hitze im Zelt ist so einschläfernd, dass Justin befürchtet, sie könnten ihr beide erliegen und Seite an

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