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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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das?«
    »Das war das Einzige, wofür sie sich interessiert hat. Jedes Mal, wenn sie dachte, ich würde dick und bequem: zack , kam wieder eine E-Mail über Firmenakten.« Weiteres Geklapper ließ Ham vom Thema abkommen. »Hat beim Tennis gemogelt, wusstest du das? In Turin. Oh ja. Das kleine Biest und ich haben als Kinder mal bei so ’nem Mixed-Turnier zusammen gespielt. Hat das ganze Match über schamlos geschummelt. Jeder Ball, der knapp die Linie getroffen hat: aus gegeben. Konnte einen halben Meter drin gewesen sein, war ihr ganz egal. Aus . ›Ich bin Italienerin‹, meinte sie. ›Ich darf das.‹ ›Von wegen‹, hab ich gesagt. ›Du bist durch und durch englisch, genau wie ich.‹ Gott weiß, was ich gemacht hätte, wenn wir gewonnen hätten. Den Pokal zurückgegeben, schätze ich. Nee, doch nicht. Sie hätte mich umgebracht. Oh Gott. Entschuldige.«
    Justin ging ins Wohnzimmer und nahm Platz vor einer fettgetränkten Halde aus Schinken, Ei, Würstchen, geröstetem Brot und Tomaten. Ham stand da, eine Hand vor dem Mund, noch ganz benommen wegen seiner missglückten Wortwahl.
    »Was denn für Firmen, Ham? Ach, guck doch nicht so. Sonst vergeht mir noch der Appetit aufs Frühstück.«
    »Besitzverhältnisse«, sagte Ham durch die Finger und setzte sich Justin gegenüber an den winzigen Tisch. »Die ganze Sache drehte sich um Besitzrechte. Wer der Eigentümer von zwei piekfeinen kleinen Firmen auf der Isle of Man ist. Hat sonst noch jemand Tess zu ihr gesagt?«, fragte er, noch immer nachdenklich. »Außer mir.«
    »Nicht in meiner Gegenwart. Und mit Sicherheit nicht in ihrer. Das Copyright für Tess lag allein bei dir.«
    »Hab sie schrecklich lieb gehabt, weißt du.«
    »Und sie dich auch. Um was für Firmen ging es denn?«
    »Um geistiges Eigentum. Hab’s nie mit Tess gemacht, wohl gemerkt. Standen uns zu nahe.«
    »Und falls du’s wissen willst: Das Gleiche gilt für Bluhm.«
    »Ist das amtlich?«
    »Er hat sie auch nicht ermordet. Genauso wenig wie du und ich.«
    »Bestimmt?«
    »Bestimmt.«
    Hams Miene hellte sich auf. »Die gute Meg war sich da nicht so sicher. Kannte Tess nicht so wie ich, weißt du. War was ganz Besonderes. Gibt’s nicht noch mal. ›Tess hat gute Freunde‹, hab ich Meg gesagt. ›Kumpel. Sex hat nichts damit zu tun.‹ Ich werd ihr erzählen, was du gesagt hast, wenn ich darf. Wird sie aufheitern. Dieser ganze Mist in der Presse. Hat mich auch irgendwie verunsichert.«
    »Wo waren denn diese Firmen eingetragen? Wie hießen sie? Erinnerst du dich?«
    »Natürlich. Wie sollte ich mich nicht erinnern, wo die alte Tess mir jeden zweiten Tag damit in den Ohren gelegen hat.«
    Während er vor sich hin murrte, schenkte Ham Tee ein, wozu er beide Hände nahm, da er beim Gießen den Deckel der Kanne festhalten musste. Als die Operation abgeschlossen war, setzte er sich wieder, die Teekanne weiter in den Händen wiegend, und senkte den Kopf, als wolle er darauf zum Angriff blasen.
    »Also gut«, begann er aggressiv. »Nenn mir die heimlichtuerischsten, verlogensten, heuchlerischsten und verschlossensten organisierten Schlauberger, die ich je das zweifelhafte Vergnügen hatte kennen zu lernen.«
    »Verteidigungsministerium«, schlug Justin unaufrichtigerweise vor.
    »Falsch. Pharmaindustrie . Die von der Verteidigung sind Waisenknaben dagegen. Hab’s jetzt rausgekriegt. Wusst ich’s doch. Lorpharma und Pharmabeer.«
    » Wie bitte? «
    »Stand in irgend so ’nem Ärzteblatt. Lorpharma hat das Molekül entdeckt und Pharmabeer das Verfahren patentiert. Wusst ich’s doch. Wie die auf solche Namen kommen, das weiß Gott allein.«
    »Was für ein Verfahren?«
    »Das Molekül herzustellen, Blödmann, was glaubst du denn?«
    »Was für ein Molekül?«
    »Weiß der Himmel. Ist schlimmer als Juristenkauderwelsch. Wörter, die ich noch nie gehört hab und hoffentlich nie wieder hören werde. Man muss die Verbraucher nur mit Wissenschaft blenden. Sie auf ihre Plätze verweisen.«
    Nach dem Frühstück gingen sie gemeinsam nach unten und brachten die Gladstone-Tasche in Hams Tresorraum, gleich neben seinem Büro, unter. Die Lippen diskret geschürzt, die Augen himmelwärts gerichtet, drehte Ham die Kombination, zog die Stahltür auf und ließ Justin allein eintreten. Vom Eingang aus beobachtete er, wie Justin die Tasche auf den Boden stellte, neben einen Stapel altehrwürdiger Lederkästen, auf deren Deckel die Turiner Firmenadresse geprägt war.
    »Pass auf, das war aber erst der Anfang«, warnte

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