Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
weit weg.
»Ich erfuhr von ihm, daß es Bücher gibt, die ich befragen könnte.«
»Es gibt viele Bücher hier, wenn auch zumeist von wunderlicher Art. Die Beschäftigung mit tatsächlichem Wissen gehört nicht mehr zu den Interessen der Bevölkerung von Rowenarc, Graf Urlik. Hat Bischof Belphig das auch gesagt?«
»Er erwähnte nur, daß ich hier Bücher finden könnte. Außerdem bemerkte er, in Rowenarc seien alle Menschen Gelehrte.«
Ein ironisches Funkeln trat in Shanosfanes Augen. »Vor einigen Jahrtausenden - lebte eine andere Rasse auf der Erde. Ich hörte, daß sie die Kunst der Zeitreise erlernten und diese Welt verließen, weil sie wußten, daß sie im Sterben lag. Aber zweifellos ist es eine Legende. Allerdings, auch Ihr seid eine Legende, Graf Urlik. Und Ihr lebt.«
»Ihr glaubt also, daß ich kein Betrüger bin?«
»Ich denke, das ist, was ich glaube. In welchem Sinne reist Ihr durch die Zeit?«
»Ich werde dorthin gezogen, wo man mich ruft. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben keine Bedeutung für mich. Vorstellungen einer kreisförmig verlaufenden Zeit haben wenig Bedeutung, denn ich glaube, daß es viele Universen gibt, viele Varianten des Schicksals. In der Geschichte dieses Planeten hat es mich vielleicht nie gegeben, in keiner meiner Inkarnationen. Und dennoch enthält sie vielleicht alle.«
»Seltsam ...« Shanosfane sprach nachdenklich, legte eine schmale, schwarze Hand an seine hohe Stirn. »Denn unser Universum ist so begrenzt und klar gezeichnet, während das Eure gewaltig ist, chaotisch. Wenn - vergebt mir - Ihr nicht wahnsinnig seid, dann haben sich einige meiner Theorien bestätigt. Interessant .«
»Es ist meine Absicht«, fuhr ich fort, »Mittel zu finden, um auf eine dieser Welten zurückzukehren, wenn sie noch existiert, und alles in meiner Macht befindliche zu tun, um dort zu bleiben.«
»Ist es nicht reizvoll für Euch, von Welt zu Welt zu wandern, von einer Zeit in die andere?«
»Nicht für alle Ewigkeit, Fürst Shanosfane. Nicht, wenn es auf einer dieser Welten ein Wesen gibt, für das ich eine tiefe Liebe empfinde und das diese Liebe erwidert.«
»Wie habt Ihr diese Welt gefunden?«
Ich begann zu sprechen. Bald schon merkte ich, daß ich ihm meine ganze Geschichte erzählte, alles, was mir zugestoßen war, seit John Daker von König Rigenos gerufen worden war, um die Heere der Menschheit gegen die Alten zu führen, jedes Bruchstück meiner Erinnerungen an andere Inkarnationen, alles, was geschehen war, bis die Patrouille aus Rowenarc mich am Strand getroffen hatte. Er lauschte mit größter Aufmerksamkeit, ohne mich ein einzigesmal zu unterbrechen, bis ich mit meinem Bericht zuende war.
Er schwieg eine Weile, aber dann winkte er seinem geduldigen Diener. »Bring Wasser und etwas Reis.« Noch einige Minuten überdachte er meine Geschichte. Ich dachte, daß er mich jetzt tatsächlich für einen Wahnsinnigen halten mußte.
»Ihr behauptet, hierhergerufen worden zu sein«, meinte er schließlich. »Aber wir haben Euch nicht gerufen. Es ist unwahrscheinlich, daß wir, wäre die Gefahr auch noch so groß, auf eine Legende von der Art vertrauen würden, wie sie seit Menschengedenken erzählt wird, wenn ich die Sache richtig nachgelesen habe.«
»Und gibt es andere, die mich gerufen haben könnten?«
»Ja.«
»Bischof Belphig hielt es für unwahrscheinlich.«
»Belphig paßt seine Gedanken seinen Stimmungen an. Es gibt Siedlungen außerhalb Rowenarcs, Städte an der jenseitigen Küste des Meeres. Wenigstens war es vor dem Auftauchen der Silbernen Krieger so.«
»Belphig erwähnte nichts von Silbernen Kriegern.«
»Vielleicht hatte er es vergessen. Es ist einige Zeit her, seit wir von ihnen hörten.«
»Wer sind sie?«
»Oh, Plünderer, den Schilderungen zufolge. Ihre Ziele sind unklar.«
»Woher kommen sie?«
»Sie kommen von Mond, glaube ich.«
»Vom Himmel? Wo liegt Mond?«
»Auf der anderen Seite der Welt, sagt man. Die wenigen Informationen, die ich habe, scheinen anzudeuten, daß er einst am Himmel stand, aber jetzt nicht mehr.«
»Diese Silbernen Krieger - sind sie menschlich?«
»Den Berichten nach, die ich erhalten habe, nicht.«
»Und sind sie eine Bedrohung, Fürst Shanosfane? Werden sie versuchen, Rowenarc zu erobern?«
»Vielleicht. Ich glaube, daß sie den Planeten für sich selbst haben wollen.«
Ich sah ihn an, ein wenig erschüttert über seinen Mangel an Interesse.
»Ist es Euch gleichgültig, ob sie euch vernichten?«
»Sollen sie
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