Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Fjord angreift.« Er betrachtete mich bitter. »Wir befinden uns immer noch in einer schwierigen Lage, Graf Urlik.«
»Die Lady des Kelches schien der Ansicht zu sein, daß es vorteilhaft wäre, Shanosfane zu retten«, bemerkte ich. »Wir müssen zumindest an ihn denken.«
»Eine Flotte aufs Spiel setzen, um einen Mann zu retten.« Bladrak lachte. »Nein, Held.«
»Dann muß ich alleine gehen.«
»Ihr werdet nichts erreichen - außer uns um unseren Helden zu bringen.«
»Euer Held, Sir Bladrak«, erinnerte ich ihn, »hat bis jetzt herzlich wenig für Euch getan.«
»Das wird sich bald ändern.«
»Es wird sich sofort ändern. Ich hege große Achtung für Fürst Shanosfane. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß er von Belphig gemordet wird.«
»Ich verstehe - aber Ihr könnt nicht ein so großes Wagnis auf Euch nehmen, Graf Urlik.«
»Ich könnte es«, erwiderte ich, »wenn ich einen Verbündeten hätte.«
»Einen Verbündeten? Ich kann mein Volk nicht im Stich lassen, um .«
»Ich spreche nicht von Euch, Bladrak. Ich weiß, daß Ihr bei Eurem Volk bleiben müßt. Ich meinte auch keinen menschlichen Verbündeten.«
Erstaunt hob er die Brauen. »Übernatürlich? Was?«
In mir breitete sich eine Mischung von Trauer und Erleichterung aus. Mir stand nur ein Weg offen. Ich schlug ihn ein. Sofort wurde mir klar, daß ich nachgab und eine gewagte Entscheidung traf.
»Das Schwarze Schwert«, sagte ich.
Bladrak sah aus, als hätte man ihm eine große Last von den Schultern genommen. Er grinste und klopfte mir auf die Schulter. »Ja. Es wäre eine Schande, es nicht zu gebrauchen, da Ihr es nun einmal habt.«
»Bringt es zu mir«, bat ich.
V
DAS ERWACHEN DES SCHWERTES
Sie brachten den Kasten aus Ebenholz und legten ihn auf den Tisch aus Quarz, während die verschiedensten Gefühle in mir kämpften, bis ich so verwirrt war, daß ich den Kasten kaum noch erkennen konnte.
Ich legte meine Hände auf das Holz. Es fühlte sich warm an. Ein leichtes Pulsieren schien hindurchzudringen, wie das Schlagen eines Herzens.
Ich sah Bladrak an, der mich ernst betrachtete. Ich griff nach dem Schloß und versuchte es zu öffnen. Es war fest verriegelt.
»Es gibt nicht nach«, sagte ich. Beinahe war ich glücklich. »Ich kann es nicht bewegen. Vielleicht war ...« Und dann dröhnte in meinem Kopf wieder der Gesang:
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
DAS SCHWARZE SCHWERT IST DAS SCHWERT DES HELDEN
DAS WORT DES SCHWERTES IST DAS GESETZ DES HELDEN SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
IN DER KLINGE DES SCHWERTES IST DAS BLUT DER SONNE GEFANGEN, DER GRIFF DES SCHWERTES UND DIE HAND SIND EINS SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
DIE RUNEN AUF DEM SCHWERT SIND DIE SCHLANGEN DER WEISHEIT
DER NAME DES SCHWERTES IST DEM DER SICHEL GLEICH SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
DER TOD DES SCHWERTES IST DER TOD ALLEN LEBENS.
WIRD DAS SCHWARZE SCHWERT GEWECKT, NIMMT ES SEINEN SCHWARZEN LOHN
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
Bei dem letzten Satz wurde ich in meinem Entschluß wankend. Die unerträgliche Ahnung furchtbaren Unheils senkte sich auf mich herab. Ich wich zurück, meine Lippen zuckten, meine Seele wand sich in grausamer Qual. »Nein .«
Bladrak sprang herbei und stütze mich.
Meine Stimme war kraftlos. »Bladrak - verlaßt das Zimmer.«
»Aber, Lord Urlik, es scheint, daß Ihr .«
»Geht!«
»Aber ich möchte Euch helfen .« »Es wäre Euer Tod.« »Woher wißt Ihr das?«
»Ich bin nicht sicher - aber ich weiß es. Ich spreche die Wahrheit, Bladrak. GEHT - UM MEINETWILLEN!«
Bladrak zögerte noch einen Moment, dann lief er aus dem Zimmer und verschloß die Tür hinter sich.
Ich war allein mit dem Kasten, in dem das Schwarze Schwert wartete, und in meinem Kopf dröhnte immer noch die Stimme:
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
ERWACHT DAS SCHWERT, IST DAS MUSTER VOLLENDET WAS GESCHEHEN SOLL, GESCHIEHT, UND DER PREIS WIRD BEZAHLT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
SCHWARZES SCHWERT
»Also gut!« schrie ich. »Ich werde es tun. Ich werde das Schwarze Schwert ergreifen. Ich werde den Preis bezahlen!« Der Gesang verstummte.
Ein furchtbares Schweigen senkte sich auf den Raum.
Ich hörte meinen eigenen rasselnden Atem, als mein Blick sich auf den Kasten richtete und sich nicht davon lösen konnte.
Mit leiser Stimme sagte ich endlich:
»Komm zu mir, Schwarzes Schwert. Wir werden eins
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