Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Bladrak darauf aufmerksam machen, wandte aber voll Erstaunen den Blick wieder zurück.
Eine Frau stand vor uns. Ein goldener Lichtschimmer hüllte sie ein. Ihr Gewand und ihr Haar waren golden, und sie trug Handschuhe. Ihr Gesicht wurde von einem goldenen Schleier bedeckt.
Bladrak kniete nieder. »Lady, wir brauchen wieder Eure Hilfe.«
»Meine Hilfe?« antwortete eine liebliche Stimme. »Wenn der große Held Urlik sich mit euch verbündet hat?«
»Ich habe nicht die Gabe der Voraussicht, Lady«, erwiderte ich. »Bladrak glaubt, daß Ihr vielleicht darüber verfügt.«
»Meine eigenen Kräfte sind begrenzt und auch ist es mir nicht erlaubt, alles zu enthüllen, was ich sehe. Was wünscht Ihr zu wissen, Held?«
»Laßt Bladrak sprechen.«
Bladrak erhob sich. Mit wenigen Worten schilderte er unsere Lage. Sollten wir Rowenarc und den anderen Städten beistehen? Oder sollten wir warten, bis die Silbernen Krieger uns angriffen?
Die Lady des Kelches schien zu überlegen. »Je weniger in diesem Kampf getötet werden, um so lieber ist es mir«, sagte sie. »Ich denke, je eher es vorüber ist, desto mehr Leben werden gerettet.«
Bladrak fuhr mit den Händen durch die Luft. »Aber Rowenarc ist an ihrem Unglück selber schuld. Wer kann sagen, wie viele Krieger auf Belphigs Seite stehen? Vielleicht fällt die Stadt ohne Blutvergießen.«
»Ein Blutvergießen würde sich auch dann nicht vermeiden lassen«, sagte die Lady des Kelches. »Belphig wird alle töten, denen er nicht vertraut.«
»Wahrscheinlich, ja .« murmelte Bladrak Morgenspeer. Er sah mich an.
»Gibt es einen Weg, die Silbernen Krieger zu töten?« fragte ich die geheimnisvolle Frau. »So, wie es jetzt aussieht, sind wir sehr im Nachteil .«
»Sie können nicht getötet werden«, antwortete sie.
»Nicht durch eure Waffen.«
Bladrak hob die Schultern. »Dann muß ich das Leben vieler guter Männer aufs Spiel setzen, um die wertlosen Bürger Rowenarcs zu retten. Ich bin nicht sicher, daß es ihnen gefällt, deshalb ihr Leben zu lassen, Lady.«
»Bestimmt sind einige von ihnen nicht wertlos«, wandte sie ein. »Was ist mit Fürst Shanosfane? Er befindet sich in großer Gefahr, wenn Belphig die Herrschaft an sich reißt.«
Ich gab zu, daß Fürst Shanosfane sich in Gefahr befand, und ich war mit ihr einer Meinung, daß der seltsame, geistesabwesende weltliche Fürst es wert war, vor Belphig gerettet zu werden.
Dann stellte sie eine eigenartige Frage: »Würdet Ihr sagen, daß Lord Shanosfane ein guter Mensch ist?«
»Allerdings«, erwiderte ich. »Außerordentlich gut.«
»Wenn es so ist, glaube ich, daß Ihr ihn bald schon brauchen werdet«, sagte sie.
»Vielleicht können wir Rowenarc erreichen, bevor Belphig seine Geschäfte auf Nalanarc beendet hat?« schlug ich vor. »Wir könnten die Bevölkerung fortschaffen, ehe die Silbernen Krieger angreifen.«
»Belphig hatte seine Geschäfte auf Nalanarc beendet«, erinnerte mich Bladrak. »Und jetzt, da er sich seiner Verbündeten sicher ist, wird er keine Zeit mehr verlieren.«
»Wahr.«
»Aber nur das Schwarze Schwert kann Belphig besiegen«, sagte die verschleierte Frau. »Und das befindet sich in Eurem Besitz, Graf Urlik.«
»Ich werde es nicht gebrauchen«, gab ich zurück.
»Ihr werdet es gebrauchen.« Die Luft zitterte. Sie verschwand.
Ich überdachte die Behauptung. Sie beinhaltete keine Drohung, nur Zuversicht. Ich hatte sie schon einmal gehört, als ich auf der Insel ausgesetzt gewesen war.
Ich rieb mir mit beiden Händen das Gesicht. »Ich wäre dankbar, wenn ich einmal selbst über mich bestimmen könnte«, meinte ich. »Ganz gleich, ob mit gutem oder schlechtem Ausgang.«
»Kommt.« Bladrak verließ die Höhle. In meine eigenen Gedanken versunken, folgte ich ihm. Alles hatte sich dazu verschworen, mich in ein Verhaltensmuster zu drängen, gegen das all meine Instinkte sich zur Wehr setzten. Aber vielleicht war ich im Unrecht ...
Wir kehrten rechtzeitig in Bladraks Wohnung zurück, um einen Boten zu empfangen, der gerade eingetroffen war.
»Meine Lords, die Flotte der Silbernen Krieger hat den Hafen verlassen und segelt südwärts.«
»Mit dem Ziel ...?« drängte Bladrak.
»Rowenarc, glaube ich.«
Bladrak schnaubte. »Wir haben Zeit verschwendet. Nie werden wir Rowenarc vor ihnen erreichen. Außerdem könnte es eine List sein, um unsere Kräfte zu zersplittern. So, wie ich es sehe, besteht ihre wirkliche Absicht darin, uns wegzulocken, während eine zweite Flotte den Roten
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